2019: Anlageimmobilien im Trend

Trend zu Anlageimmobilien: „Wir merken, wie viel Geld gerade in Umlauf ist.“

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Eine aktuelle Auswertung von Dr. Klein zeigt: Der Anteil der Anlageimmobilien war 2019 so hoch wie nie zuvor und liegt erstmals über 20 Prozent. Analysiert wurden Daten aus mehr als 100.000 Erstfinanzierungen in den Jahren 2018 und 2019. Warum das so ist und welche regionalen Unterschiede es zwischen den Bundesländern gibt, hat Redakteurin Kim für euch zusammengefasst.

Mehr als ein Fünftel der Immobilien, die Dr. Klein 2019 finanziert hat, waren Anlageimmobilien. Zusätzlich wurden mehr als 8 Prozent der Häuser und Wohnungen zumindest teilweise vermietet, nur 70,74 Prozent ausschließlich selbst bewohnt.

Anteil Anlageimmobilien

Diesen Trend zeigen nicht nur die Zahlen, auch in der Beratung wird das zunehmende Interesse deutlich: Frank Lösche aus Hamburg beobachtet, dass die Nachfrage nach Anlageimmobilien in den letzten Jahren immer weiter nach oben geht.

Die niedrigen Zinsen machen es zunehmend schwierig, das eigene Kapital gewinnbringend anzulegen.

Frank Lösche, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Hamburg

Grund dafür ist seiner Meinung nach vor allem die anhaltend lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: „Wir merken in der Beratung, wie viel Geld eigentlich gerade in Umlauf ist. Die niedrigen Zinsen machen es zunehmend schwierig, das eigene Kapital gewinnbringend anzulegen, während Kreditnehmer gleichzeitig nur wenig Zinsen für ihre Darlehen zahlen müssen. Viele nutzen daher die günstigen Finanzierungskonditionen für eine Investition in Immobilien und spekulieren auf eine gute Rendite durch Mieteinnahmen oder weiter steigende Immobilienpreise.“

Ende 2019 stieg des Geldvermögen der Deutschen laut Bundesbank auf einen neuen Rekordwert von über 6 Billionen Euro. Über 40 Prozent des Vermögens bestehen aus Bargeld oder liegen auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten. Die Rendite beträgt dort seit Jahren praktisch null.

Miet mich, wenn du kannst – Anteil der Anlageimmobilien steigt in Stadtstaaten

Tatsächlich liegt der Anteil der Immobilien, die nach dem Kauf oder Bau vermietet werden, in den Stadtstaaten deutlich höher als im bundesweiten Schnitt: Mehr als jeder Vierte Hamburger erwarb ein Haus oder eine Wohnung als Kapitalanlage und auch Bremen nähert sich der 25-Prozent-Marke. Spitzenreiter ist und bleibt allerdings Berlin – mit mittlerweile fast 30 Prozent Renditeobjekten.

Spannend wird hier die Auswertung des laufenden Jahres: Dann zeigt sich, ob die Verunsicherung durch den Mietendeckel diesen Anteil sinken lässt. Laut Ekkehard Enkelmann von Dr. Klein in Berlin sind die Auswirkungen bereits deutlich zu spüren: „Der Mietendeckel wirft seine Schatten voraus“, meint er. „Gerade Käufer, die eine Immobilie als Kapitalanlage betrachten, zögern. Auch die finanzierenden Banken kalkulieren vorsichtiger und gehen bei den zu erwartenden Mieteinnahmen eher vom worst case aus. Da wird bei der Bonität jetzt sehr genau hingeschaut.“

Deutschland ist im europäischen Vergleich ohnehin ein „Land der Mieter“ mit insgesamt wenig Wohneigentum. In den Stadtstaaten ist der Anteil der Mieter besonders hoch: Über 80 Prozent der Berliner leben in einer Mietwohnung, in Hamburg sind es mehr als 75 Prozent. Während Kapitalanleger darauf spekulieren, dass die Mieten noch weiter nach oben gehen, werden die steigenden Wohnkosten für viele Stadtbewohner zunehmend zur Belastung. Laut einem Bericht der ZEIT Ende 2019 ist die Lage in den vier Millionenstädten Berlin, Hamburg, München und Köln besonders angespannt: „Menschen mit niedrigen Gehältern können sich das Wohnen hier kaum noch leisten“, heißt es in dem Bericht. Selbst wenn sie so günstig wie möglich wohnen, müssten sie durchschnittlich mindestens 37 Prozent ihres Gehalts für Wohnen ausgeben. 

Anteil der Anlageimmobilien 2018 und 2019 nach Bundesländern

 20182019
Baden-Württemberg18,38%20,63%
Berlin29,20%29,64%
Brandenburg12,23%12,55%
Bremen21,06%24,56%
Hamburg26,39%26,54%
Freistaat Bayern20,90%22,44%
Freistaat Sachsen25,25%28,43%
Freistaat Thüringen16,00%17,23%
Hessen20,15%21,55%
Mecklenburg-Vorpommern19,66%19,36%
Niedersachsen15,45%17,79%
Nordrhein-Westfalen19,55%22,07%
Rheinland-Pfalz15,80%18,21%
Saarland14,70%18,40%
Sachsen-Anhalt16,50%19,33%
Schleswig-Holstein17,47%19,42%
Deutschland Gesamtergebnis19,08%21,06%

Ausblick: Steigende Nachfrage nach Eigenheimen und Anlageimmobilien?

Frank Lösche glaubt nicht, dass sich die Situation auf dem Immobilienmarkt durch die Corona-Pandemie entspannen wird. Er geht davon aus, dass das Interesse sowohl an Anlageimmobilien, als auch an selbst genutztem Wohnraum noch weiter steigt: „Das Wort ‚Krise‘ wird uns vermutlich noch eine Zeit lang begleiten, aber die aktuelle Unsicherheit führt eher dazu, dass sich der Wunsch nach den eigenen vier Wänden noch weiter verstärkt. Zum einen steigt das Bedürfnis nach Sicherheit und Immobilien gelten nach wie vor als wertstabile Geldanlage – auch im Hinblick auf die Altersvorsorge. Zum anderen verändern sich durch die neue Lebenssituation mit Home-Office und eingeschränkten Reisemöglichkeiten auch die Anforderungen an das eigene Zuhause. Viele wünschen sich jetzt mehr Platz, ein zusätzliches Arbeitszimmer oder einen Garten.“ 


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