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Sollte man eine Baufinanzierung über einen Versicherer abschließen?

Baufinanzierung über einen Versicherer: Alles, was Sie wissen müssen
jens-foelsche
Jens Fölsche
3 Min.
03.07.2023
Das Wichtigste in Kürze
  • In Deutschland können Sie eine Baufinanzierung über eine Versicherung abschließen, da die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Vergabe von Immobilienkrediten streng regelt und überwacht.  
  • Die Beleihungsausläufe sind bei Versicherungen meistens festgelegt und oft niedriger als bei Banken und Sparkassen. Sie brauchen also mehr Eigenkapital für die Immobilienfinanzierung.
  • Versicherungen bieten in der Regel längere Sollzinsbindungen als die meisten Banken und Sparkassen an. Hier sind Sollzinsbindungen von bis zu 40 Jahren möglich.
  • Eine Baufinanzierung über einen Versicherer kommt am ehesten für diejenigen infrage, die viel Eigenkapital haben und sich eine besonders lange Zinsbindung sowie Finanzierung und Versicherungen aus einer Hand wünschen.

Der Unterschied zwischen einer Bank und einem Versicherer bei der Baufinanzierung

Ob Sie sich nun mit einer Bank, einer Sparkasse oder einem Versicherer den Traum vom Eigenheim erfüllen, ist im Prinzip erst einmal nicht von Relevanz. Denn es gibt keine rechtlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern. Die gebräuchlichen Annuitätendarlehen oder Volltilgerdarlehen werden Sie bei allen Anbietern im Portfolio finden. Auch Tilgungssatzwechsel, Sondertilgungen und anderen „Schnickschnack“ kriegen Sie bei einer Baufinanzierung über einen Versicherer.

Dass es keine Unterschiede gibt, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Vergabe von Immobilienkrediten sehr streng regelt und überwacht. Nur eingetragene Unternehmen mit entsprechenden Nachweisen dürfen Baufinanzierungen vermitteln. Nicht weniger streng geregelt ist das bei der Vermittlung und dem Entwickeln von Versicherungsprodukten. Wenn Sie also in Deutschland eine Baufinanzierung über einen Versicherer abschließen, können Sie beruhigt sein, dass alles seine gesetzmäßige Richtigkeit hat.

Vor- und Nachteile: Welche Besonderheiten gibt es bei einer Baufinanzierung über einen Versicherer?

Obwohl es rein rechtlich keinen Unterschied zwischen Banken und Versicherungen in Hinsicht auf eine Immobilienfinanzierung gibt, haben Versicherer ein paar Eigenarten bei Immobilienkrediten. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Konditionen und Services, die Sie bei einer Baufinanzierung über einen Versicherer bekommen, sind nach unserer 65-jährigen Erfahrung als Finanzdienstleister weder besser noch schlechter als die von Banken.

Die Besonderheiten betreffen vor allem die Höhe der Beleihungsausläufe und die Länge der wählbaren Sollzinsbindung. In den folgenden Abschnitten gehen wir einmal genauer darauf ein.

Niedrige Beleihungsausläufe

Die deutlichste Eigenart besteht vor allem darin, dass die Beleihungsausläufe bei Versicherern häufig festgelegt und deutlich niedriger sind als bei Banken. Das bedeutet, dass Sie bei einer Baufinanzierung über einen Versicherer deutlich mehr Eigenkapital benötigen als bei einer Bank. Bei Versicherern sind also keine 100-Prozent-Finanzierungen möglich.

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Versicherer investieren das Geld ihrer Kunden risikoarm aber dennoch rentabel. Deshalb setzten Versicherer den Beleihungsauslauf grundsätzlich verhältnismäßig tief an, weshalb bei einer Baufinanzierung über einen Versicherer immer Eigenkapital vorhanden sein muss. Denn je mehr Eigenkapital ein Bauherr einbringt, desto besser ist seine finanzielle Situation und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Baudarlehen ohne Probleme wie Ratenausfälle zurückgezahlt wird.

Banken hingegen entscheiden von Fall zu Fall, mit welchem zukünftigen Bauherren sie welches Risiko eingehen wollen, und passen dann den Beleihungsauslauf entsprechend des Einzelfalls an. Banken sind diesbezüglich flexibler als Versicherer. Das ist auf die unterschiedlichen Refinanzierungsmodelle der Institutionen zurückzuführen. Versicherer als Baufinanzierer eignen sich daher also vor allem für solvente Bauherren mit ausreichend Eigenkapital. Baufinanzierungen mit weniger Eigenkapital sind bei normalen Banken günstig und auch mit langen Zinsbindungen zu haben.

  • Exkurs: Weshalb Versicherer Baufinanzierungen anbieten

    Versicherer versprechen ihren Versicherungskunden, ihr Geld zu vermehren; es rentabel und sicher anzulegen. Das beste Beispiel für solche Vorgänge sind private Rentenversicherungen oder Kapitallebensversicherungen, letztere gibt es aber heutzutage kaum noch als Neuvertrag. Der Versicherer nimmt das Geld seines Rentenversicherten und legt so am Kapitalmarkt an, dass der Versicherte Profit macht und sich seine Einlagen vermehren. In den Zeiten niedriger Zinsen müssen sich Versicherer eine Strategie überlegen, das Geld ihrer Kunden rentabel aber dennoch sicher zu investieren, denn sie haben gegenüber dem Geld der Kunden eine Sorgfaltspflicht.

    Risikoreiche Anlagen in Aktien sind tabu, es sei denn, der Kunde wünscht das. Die Vergabe von Baufinanzierungen ist da weit weniger risikobehaftet und es gibt – wenn auch nur wenig – noch Zinsen. Daher sind Baufinanzierungen für Versicherer schlicht und ergreifend ein weiteres Geschäftsfeld, mit dem sie die Gelder ihrer Kunden risikoarm vermehren können.

  • Lange Sollzinsbindungen

    Eine weitere Eigenart ist, dass Versicherer bei Baufinanzierungen neben den regulären sehr häufig die längsten Zinsbindungen anbieten – länger als so manchen Banken und Sparkassen. Zinsbindungen von bis zu 40 Jahren sind absolut möglich.

    Sonderkündigungsrecht

    Auch bei einer Baufinanzierung über einen Versicherer haben Sie ein Sonderkündigungsrecht, wonach Sie Ihr Baudarlehen nach 10 Jahren mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten kostenfrei ablösen können, unabhängig davon, wie lange Ihre Zinsbindung noch liefe. Das ist in §489 des Bürgerlichen Gesetzbuchs geregelt.

    Versicherer bieten deshalb solch lange Zinsbindungen, weil auch die Investitionen, die der Versicherer mit einer Baufinanzierung tätigt an langfristige Versicherungsprodukte wie Lebens- oder private Rentenversicherungen gekoppelt sind. Versicherer müssen die Gelder, die sie über Versicherungsprodukte generieren, gut anlegen. Baufinanzierungen sind in den Augen der Versicherer eine gute Geldanlage. Versicherte zahlen über Jahrzehnte in Versicherungen ein, Versicherer legen das Geld über lange Jahre in Baufinanzierungen an und bieten den Kunden deshalb lange Zinsbindungen.

    Natürlich hat die Zinsbindung auch den Vorteil für den Versicherer, dass er über einen langen Zeitraum Zinsen bekommt. Bei kurzen Zinsbindungen sind die Wettbewerber – die Banken und Sparkassen – mit ihrer flexibleren Preispolitik und breiter aufgestellten Anlageformen sicherlich im Vorteil. Zudem sind langfristige Zinsbindungen besonders in der Niedrigzinsphase ein sehr gutes Mittel, um sich vom Wettbewerb, der vielleicht eher auf 20-jährige Zinsbindungen setzt, abzuheben.

    Ganzheitliche Betreuung

    Was Versicherer vielleicht auch noch von normalen Banken unterscheidet, ist, dass man als finanzierender Bauherr nicht nur das Baudarlehen vom Versicherer erhält, sondern auch noch sämtliche Versicherungen für Bauherren rund um Haus und Hof. Somit hätten Sie prinzipiell die Möglichkeit sowohl die Baufinanzierung als auch die Wohngebäudeversicherung, die Hausratversicherung, die Bauherrenhaftpflicht und andere Versicherungen für Bauherren bei einem und demselben Anbieter abzuschließen. Aber Vorsicht: nur weil Sie alles aus einer Hand bekommen können, ist es noch längst nicht das beste und günstigste Angebot für Sie. Ein Vergleich lohnt sich immer.

    Vorteile
    • Lange Zinsbindungen möglich
    • Ganzheitliche Betreuung
    Nachteile
    • Niedriger Beleihungsauslauf

    Baufinanzierung über Versicherer oder Bank: Was ist besser?

    Vermutlich ahnen Sie die Antwort schon: Es macht eigentlich keinen Unterschied, ob Sie nun eine Baufinanzierung über einen Versicherer oder eine Bank abschließen. Sowohl Banken als auch Versicherer müssen sich an die Vorgaben der BaFin und der Wohnimmobilienkreditrichtlinie halten und dürfen Immobilienkredite nur innerhalb dieser Vorgaben vermitteln. Alle regulären Darlehensarten und Sonderleistungen wie Tilgungssatzwechsel oder Sondertilgungen erhalten Sie sowohl bei Banken als auch bei Versicherern.

    Haben Sie allerdings wenig oder gar kein Eigenkapital auf der hohen Kante, fallen Versicherer als finanzierende Geldgeber vermutlich ohnehin weg. Aber selbst das macht keinen Unterschied, denn die Konditionen von Banken und Versicherern sind ähnlich und es gibt zahlreiche Banken und Sparkassen, die mit Ihnen finanzieren würden. Eine Baufinanzierung über einen Versicherer kommt am ehesten für diejenigen infrage, die viel Eigenkapital haben, sich eine besonders lange Zinsbindung und Finanzierung und Versicherungen aus einer Hand wünschen. Unsere Spezialisten für Baufinanzierung vergleichen für Sie kostenlos und unverbindlich die Angebote von über 400 Banken, Sparkassen und Versicherern.

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