Hausgemacht-Redakteurin Anna (seit Kurzem stolze Eigenheimbesitzerin) stand den technischen Spielereien eines Smart Homes erst skeptisch gegenüber. In unserer Reihe „Sie sagt, er sagt“ erzählen ihr Mann und sie, ob er sie schließlich doch noch von der Lichtsteuerung per App und der smarten Türklingel begeistern konnte.
Deko, Lego, Smart Home: Jeder freut sich auf was anderes!
Vor etwas mehr als einem Jahr zog unsere kleine Familie ins Eigenheim. Vorausgegangen war eine Odyssee an Hausbesichtigungen. Doch nach zwei Jahren Suche wurden wir fündig. Interessant war, welche Vorfreuden der Immobilienkauf bei meinem Mann, meinem Sohn und mir zu Tage förderte.
- Ich: Endlich Raum für Deko!
- Sohn: Endlich Platz für selbstgebautes Lego!
- Mann: Endlich ein Smart Home mit Lampen und Türklingel!
(Das klingt hier nach Geschlechter-Stereotypen, in vielen anderen Bereichen unseres Lebens greifen derlei Schemata nicht – das kann ich versichern.)
Smart Home? Lass ihn mal machen!
Das dachte ich zunächst. Auch wenn ich seine Leidenschaft nicht teilte, sondern dem Ganzen eher skeptisch gegenüberstand: Die Lichtsteuerung ließ meine Augen nicht glänzen und auch die Smart Home Türklingel brachte eher Töne wie Überwachung und digitale Abhängigkeit zum Klingen. Damit stehe ich nicht ganz alleine da: Einer Umfrage der Verbraucherzentralen zufolge hat knapp die Hälfte der Befragten kein Interesse an einem Smart Home, unter anderem aus Angst vor der Weitergabe ihrer Daten.
Doch Zusammenleben bedeutet neben viel Freude auch einige Kompromisse. So denn. Mein Mann verbrachte viele Stunden in Foren, in Elektroläden oder den entsprechenden Abteilungen der Möbelhäuser.
Ich beschäftige mich gerne mit technischen Spielereien. Es macht für mich das Einrichten attraktiver, weil es einen spielerischen Aspekt bekommt. Ich mag ja auch die Playstation. Zudem wirkt es für mich innovativ.
Annas Mann.
Lichtsteuerung und Funkklingel: Was bedeutet „Smart Home“ überhaupt?
Es gibt viele verschiedene Definitionen. Doch kurz zusammengefasst versteht man unter Smart Home ein Haus oder eine Wohnung, in dem verschiedene Geräte miteinander vernetzt sind und zentral per Smartphone und WLAN gesteuert werden. Die Hauptmotive für ein Smart Home sind Sicherheit und Bequemlichkeit.
Von der Idee zu Realität: Smarte Lampen im ganzen Zuhause
Nach und nach nahm seine Idee Gestalt an. Wie funktionieren eigentlich smarte Lampen? Die meisten Lichtquellen sollten sich übers WLAN steuern lassen. Dazu installiert man eine App auf dem Smartphone und kann die verschiedenen Lampen anwählen: via App oder Sprache. Zunächst empfand ich das als nette Spielerei. Zumal es die Glühbirnen, die sich per App steuern lassen, in normalem Weiß gibt, aber auch so, dass sie alle möglichen Farben annehmen können.
Ohnehin ist es möglich, verschiedene Lichtquellen gemeinsam oder unabhängig an- und auszuschalten. Es lassen sich auch einzelne Räume oder das gesamte Zuhause auf einmal beleuchten oder eben auch verdunkeln. Man kann dann Leselicht, Sonnenuntergang in der Wüste, Polarlichter etc. auswählen. Auch von Fotos können Lichtstimmungen auf die smarte Beleuchtung übertragen werden. Das fand ich besonders nett. Ist aber reine Spielerei.
Eine gute Idee und weitere Ausbaustufen waren smarte Steckdosen. Damit konnte ich die Weihnachtsbeleuchtung in die Hausautomatisierung einbinden und per Sprache oder App steuern. „Baum an“, und der Weihnachtsmann kann kommen.
Annas Mann.
Die farbenfrohen… smarten Lampen… …im Haus von Anna und ihrem Mann.
© Anna Commentz
Mein Problem: keine Hand für die Licht App frei!
Zunehmend ärgerlich wurde es für mich, wenn ich abends auf dem Weg zur Couch zwei Stockwerke überbrücken musste und dabei ein Tablett mit Getränken in der Hand hatte. Damit war keine Hand frei fürs Handy. Das Resultat: Ich stand trotz smarter Lampen im Dunkeln, weil ich das Licht nicht anmachen konnte und fluchte. Der Mann zwei Etagen weiter oben sprach in sein Smartphone: „Licht im Flur OG an!“. Die Lichtsteuerung funktionierte: Es wurde hell. Das war mir definitiv zu viel an Metapher und Abhängigkeit.
Doch der smarte Mann schaffte eine smarte Lösung als Ergänzung: Bewegungsmelder in Küche und Flur. Für mich perfekt. Das Licht geht nun in beiden Räumen an, sobald man in die Nähe kommt. So kann man ganz einfach im Hellen ein Tablett von A nach B befördern. Netter Nebeneffekt: Unser Sohn kommt nachts zu uns ins Schlafzimmer und muss nun auch nicht mehr im Dunkeln wandern. Problem gelöst. Alle glücklich.
Für mich stellte das Fluchen meiner Frau die Möglichkeit dar, noch mehr Smart Home Geräte zu integrieren und weiter zu experimentieren. Die Steuerung über den Bewegungsmelder lag für mich auf der Hand. Dadurch sind sogar leichte Stromersparnisse denkbar.
Annas Mann.
Interessante Schalttechnik: Smart Home Lichtschalter entwirrt Schaltpläne
Eine Schwierigkeit fanden wir in unserem Haus ziemlich schnell heraus: Die Lichtschalter im Flur waren krude zusammengeschaltet, so dass man nicht selten durch den ganzen Raum laufen musste, um das Licht an- oder auszuschalten. Und das Handy hat man auch nicht immer zur Hand, um das Licht per App zu steuern. Hier half ein Smart Home Lichtschalter. Er wurde auf Kinderhöhe angebracht und so programmiert, dass man mit ihm ganz einfach das Licht steuern kann – bequem per Knopfdruck oder mit der App. Langsam wurde ich der neuen Technik gegenüber offener.
Nett ist auch, dass zuvor nicht dimmbare Lampen dimmbar, also in der Helligkeit veränderbar, werden.
Annas Mann.
Wenn der Weg zur Tür zu weit ist: Smart Home Türklingel
Unser Wohnzimmer befindet sich in der zweiten Etage. Gerade abends sind wir manchmal echt faul und wenn es dann klingelt, scheint der Weg nochmal weiter. Zumal es oft Klingelstreiche sind. Auch hier fand der Mann eine gute Lösung: eine Funkklingel mit Kamera. Nun sehen wir nicht nur, ob Kinder klingeln und uns austricksen wollen. Wir können auch bei der Arbeit dem Postboten sagen, wo er unser Paket abgeben kann. Die Klingel sendet ein Signal aufs Smartphone. Per App überträgt sie auch Bild und Ton darauf.
Wichtig: Wer sich auch eine Funkklingel mit Kamera anschaffen möchte, muss klären, wie er sie einstellt, damit er sich im rechtssicheren Raum befindet. So dürfen öffentliche Straßen beispielweise nicht gefilmt werden. Infos zu den rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es zum Beispiel bei Stiftung Warentest.
Auch Bewegungsmelder können Push-Nachrichten aufs Smartphone senden, wenn man nicht zuhause ist. Wer Angst hat, dass die Türklingel mit Kamera gestohlen wird: Einige Anbieter ersetzen sie kostenlos.
Annas Mann.
Überzeugender Nebeneffekt: Sicherheit oder Hausautomatisierung at its best
Als frisch gebackene Eigenheimbesitzer machen wir uns oft Sorgen, wenn wir nicht zuhause sind. Die Idee meines Mannes: Lass uns einen smarten Türsensor anbringen. Ich war zunächst skeptisch. Zwar wusste ich nun immer, wann mein Mann das Haus betritt oder verlässt. Nun gut. Aber was nützt das? Richtig mulmig wurde uns als wir in Spanien am Pool saßen und unser Smartphone meldete: Haustür geöffnet. Schnell riefen wir unseren Nachbarn an. Dieser fühlte sich ertappt, weil er schlicht nett sein wollte. Wir hatten ihm unseren Haustürschlüssel überlassen, und er hatte sich damit Zutritt verschafft, um unsere Mülltonnen vor die Tür zu stellen. Also falscher Alarm. Aber das gute Gefühl der Sicherheit überwiegt. Auch die Beleuchtung lässt sich aus der Ferne per App steuern. Passanten bekommen so das Gefühl, es wäre jemand zuhause.
Erschwinglich oder Luxus: Was kosten Smart Home Beleuchtung und Türklingel?
Unsere Ausstattung sieht wie folgt aus:
- Smart Home Lampen für Wohn- & Esszimmer (5 farbige Lampen ca. 25-45 Euro; 1 weiße ca. 12-20 Euro), Küche und Flur (2 weiße Lampen je ca. 12-20 Euro)
- Eine Smart Home Fernsteuerung für das Flurlicht: ca. 25 Euro
- Bewegungsmelder für Küche und Flur: je ca. 35 Euro
- Smart Home Türklingel mit Kamera und Ton: ca. 200 Euro
Welche Smart Home Lampen die besten sind, ist schwer zu sagen. Neben Markenprodukten gibt es mittlerweile Handelsmarken, die deutlich günstiger sind, aber auch mit den gängigen Steuerungssystemen kompatibel. Wir haben beides gemischt. Zudem ist mein Mann auch ein Sparfuchs und hat die Klingel für etwas mehr als 100 Euro gefunden. So dass wir insgesamt mit unter 500 Euro auskamen.
Auch der Discounter Aldi hat angekündigt, ein mit dem üblichen Standard (Zigbee) kompatibles System im Januar 2019 herauszubringen.
Der Sparfuchs.
Fazit: Haben die Lichtsteuerung per App und smarte Türklingeln unser Leben besser gemacht?
Klar denke ich gerade, wenn ich die Kosten so zusammenrechne, wäre dafür auch die Récamiere zum Lesen nett gewesen. Aber gleichzeitig erinnere ich mich wieder an: Kompromisse?
Auch ich habe Kompromisse geschlossen und auf den größeren Fernseher verzichtet.
Annas Mann.
Nach den skizzierten Startschwierigkeiten sind wir nun ganz glücklich. Gerade war die Familie über Weihnachten zu Besuch und auch die bekamen zeitlich begrenzte Rechte, um die smarten Lampen in den Räumen per App zu bedienen. Auch für sie sehr komfortabel. Zu Silvester gab es noch ein Goodie: Discolicht mit Strobo-Effekt. Wenn das Wohnzimmer zur Tanzfläche wird, was braucht man mehr? Die Lichtsteuerung ist also nicht nur smart – sie macht sogar Freude.
Das nächste Projekt nach smarten Lampen und Türklingel? Ein smartes Türschloss. Damit hätten wir nach Weihnachten unser Schloss nicht austauschen müssen, weil ein Schlüssel verloren ging. Denn die Tür lässt sich dann per Fingerabdruck, Codeeingabe oder Smartphone – und natürlich weiterhin auch mit dem Schlüssel – öffnen. Ganz weit am Horizont steht die smarte Heizungsanalage.
Annas Mann (hat heute das letzte Wort).
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kocht für ihre Jungs (40+ und 7) sonntags gerne Shakshuka/ hätte nie gedacht, dass sie das eigene Haus als nicht einengend empfindet / arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der Kommunikation, 7 davon bei Dr. Klein / hat ein Faible für komplexe Themen / kann nicht tanzen, nur pogen / mag die Hamburger Schule sowie Filme und Bücher, in denen nicht viel passiert/ kommt aus Thüringen, ist innen aber norddeutsch