Coronavirus: Was bedeutet die Krise für meine Baufinanzierung?

Corona-Krise und Baufinanzierung: die wichtigsten Fragen & Antworten

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Lesezeit: 7 Minuten

Fast ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie hat die Krise Deutschland noch immer fest im Griff. Eine stark gesunkene Wirtschaftsleistung 2020, gestiegene Arbeitslosenzahlen, eine Vielzahl von Menschen in Kurzarbeit, da kommen viele Fragen in Bezug auf mögliche Ratenzahlungen, Baufinanzierungen, Immobilienpreise und Bauzinsen auf. Wir sind in dieser Zeit an eurer Seite und helfen euch bei all euren Fragen weiter – und zwar ganz bequem per Telefon, Mail oder Video-Chat. Die wichtigsten Punkte hat Redakteurin Katrin im Blog für euch aktualisiert zusammengefasst!

Stand: 20. Januar 2021. Die Corona-Krise begleitet uns auch 2021 und sorgt für viel Verunsicherung. Auf Basis unserer Erfahrungen des ersten Lockdowns im Frühling letzten Jahres möchten wir euch Antworten auf die wichtigsten Fragen sowie eine Orientierung für den Immobilien- und Baufinanzierungsmarkt geben. Im Blog beantworten wir wichtige Fragen zur aktuellen Situation im zweiten Corona-Lockdown und ordnen die neuesten Entwicklungen ein.

1. Corona und die Bauzinsen: Sinken oder steigen sie?

Stillstand im öffentlichen Leben, Hamsterkäufe in den Supermärkten, Chaos an den Börsen: Die Auswirkungen des Coronavirus waren vor allem im ersten Lockdown extrem. Die große Verunsicherung mit der die Finanzmärkte im Frühling vergangenen Jahres reagierten, hat sich aber gelegt. Die Märkte konnten 2020 einen Großteil der Verluste wieder aufholen und haben sich berappelt.

Trotz der am 19. Januar 2021 verlängerten Corona-Beschränkungen hält die EZB an ihrer bisherigen Strategie fest und fährt weiterhin einen expansiven geldpolitischen Kurs. Das im März 2020 aufgelegte Krisenhilfsprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) für Staatsanleihen und Wertpapiere von Unternehmen läuft noch bis mindestens März 2022 und wurde Ende letzten Jahres noch einmal um 500 Milliarden Euro aufgestockt. Das beeinflusst auch die Entwicklung der Bauzinsen. Daher ist für 2021 nach Einschätzung unseres Vorstandsvorsitzenden Michael Neumann nicht mit steigenden Bauzinsen zu rechnen.

Die EZB ist sehr aktiv und pumpt viel Geld in den Markt, das drückt die Bauzinsen und sorgt dafür, dass die Wahrscheinlichkeit steigender Zinsen 2021 gering ist.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender Dr. Klein

Die Bauzinsen seien bereits auf einem historischen Niedrigzinsniveau angekommen, daher sei ein weiteres Sinken unwahrscheinlich. Zwar könnten sich durchaus temporäre Schwankungen zeigen, die die Bauzinsen kurzzeitig nahe an die 0 % brächten, es sei jedoch nicht davon auszugehen, dass sich solch ein Niveau 2021 dauerhaft etabliere, so Michael Neumann in unserer aktuellen Podcast-Folge

Michael Neumann, Dr. Klein
Michael Neumann

2. Was sind die größten Herausforderungen für Immobilienkäufer?

Das unterscheidet sich je nach Bundesland, beispielsweise die Besichtigung von Immobilien kann erschwert sein. Viele Verkäufer setzen bereits auf virtuelle Einblicke, diese ersetzen jedoch keinesfalls eine reelle Begehung der Immobilie. Besichtigungen, die stattfinden, erfolgen unter Einhaltung der Corona-Regeln: mit Abstand und möglichst wenig Teilnehmern. Daneben kann es aber auch zu Beginn des neuen Jahres weiter zu Schwierigkeiten bei Notarterminen kommen. Hier gilt es, sich frühzeitig auf die Suche nach einem Notar zu machen, der unter Einhaltung aller Regeln die Beglaubigung ermöglicht. Neben einigen Herausforderungen bei der Vertragsabwicklung gibt es derzeit auch bei der Baufinanzierung manches zu beachten.

Wer über ein solides Einkommen und ein festes Arbeitsverhältnis verfügt und die passende Immobilie findet, kann sie allerdings weiterhin problemlos finanzieren.

Michael Neumann

Für alle Finanzierungen gilt dabei: In der aktuellen Situation sollten sie auf keinen Fall zu eng kalkuliert sein. „Einige Banken prüfen Finanzierungen derzeit konservativer und deckeln die Finanzierung der Immobilie zum Beispiel bei 90 Prozent des Kaufpreises oder verlangen einen größeren Puffer in der Haushaltsrechnung. Sehr knappe Finanzierungen, die zu Beginn des Jahres 2020 vielleicht noch finanziert wurden, werden nun teilweise abgelehnt“, so Neumann weiter. Mit solidem Einkommen und festem Arbeitsverhältnis sollte bei der passenden Immobilie aber auch 2021 auf jeden Fall zugeschlagen werden.

3. Was bedeutet die Corona-Krise für Bauherren?

Im Neubau-Bereich sieht es etwas schwieriger aus als bei einem Immobilienkauf. Engpässe bei der Materialbeschaffung spielen ebenso eine Rolle, wie der ohnehin schon große Mangel an Handwerkern gepaart mit der weiterhin hohen Auftragslage des Handwerks. Darüber hinaus ist während der Corona-Pandemie die Koordination der Gewerke aufgrund von behördlichen Vorgaben und der notwendigen Einhaltung der Corona-Sicherheitsregeln deutlich erschwert. Das bremst natürlich die Bauvorhaben und kann zu Verzögerungen des Fertigstellungstermins führen, woraus unter Umständen Mehrkosten resultieren. Außerdem werden Genehmigungsverfahren zurzeit nicht optimal bearbeitet. Mit einem Bau sollte 2021 daher nur der beginnen, der auch eine etwaige Unterbrechung überbrücken kann.

4. Ist eine Baufinanzierung trotz Kurzarbeitergeld möglich?

Wenn Corona Kurzarbeit zur Folge hat, bedeutet das nicht zwangsläufig den Abschied vom Wunsch nach der eigenen Immobilie. Unter bestimmten Voraussetzungen klappt die Finanzierung trotz reduziertem Gehalt. Wenn das Kurzarbeitergeld ausreicht, um die Monatsrate zu bezahlen, spricht generell erst einmal nichts dagegen. Ähnliches gilt auch für die, die ein privates Vermögen erspart oder geerbt haben: Das kann als Puffer genutzt werden, um die Raten während der zu überbrückenden Zeit zu bedienen. Beim Thema Kurzarbeitergeld entscheidet jede Bank anders und bezieht für die Entscheidung auch individuelle Faktoren ein, zum Beispiel die Branche, das Jobprofil und die Zukunftsfähigkeit des Arbeitgebers. Ein umfassender Vergleich verschiedener Banken und die persönliche Beratung sind hierbei sinnvoll. Und vor allem: eine ehrliche und kritische Abschätzung, wie sicher der Arbeitsplatz voraussichtlich ist.

5. Ist jetzt ein guter Zeitpunkt für die Anschlussfinanzierung?

Wer bereits eine Immobilie besitzt und das Darlehen dafür abbezahlt, sollte prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, den Baukredit  jetzt umzuschulden und die Konditionen zu verbessern. Wenn das Darlehen bereits seit zehn Jahren läuft, lässt es sich mit einer Frist von sechs Monaten kostenfrei kündigen − selbst wenn ursprünglich eine längere Zinsbindung vereinbart war. Das  Sonderkündigungsrecht verfällt übrigens auch nicht, wenn der frühestmögliche Kündigungstermin bereits verstrichen ist. Wichtig ist nur, dass die Zinsbindung des Immobiliendarlehens bereits länger als 10 Jahre läuft.

Heute sind die Zinsen wesentlich niedriger als vor 10 Jahren. Eine Anschlussfinanzierung oder Umschuldung zu den aktuellen Konditionen spart also Geld. Entweder, weil der Darlehensnehmer eine niedrigere Monatsrate bezahlt und dadurch entlastet wird oder weil er seine bisherige Rate beibehalten kann und dadurch automatisch die Tilgung erhöht. Somit ist die Immobilie deutlich schneller abbezahlt. Falls eine Anschlussfinanzierung noch nicht möglich ist, lassen sich die aktuellen Zinsen schon fünf Jahre vor Ablauf der Zinsbindung mit einem Forward-Darlehen „einfrieren“. Das ist interessant für alle, die sich gegen steigende Zinsen absichern und bereits jetzt Planungssicherheit für die Anschlussfinanzierung haben möchten.

6. Baufinanzierung und Verdienstausfälle: Was tun?

Wenn durch den Verlust des Arbeitsplatzes oder Kurzarbeit im Rahmen der Corona-Pandemie unerwartet Einnahmen wegfallen, gibt es bei der Baufinanzierung verschiedene Möglichkeiten. Ganz wichtig ist allerdings, dass niemand einfach aufhören kann, seine Rate zu zahlen, sondern immer zunächst auf seine Bank oder seinen Berater vor Ort zugehen sollte. Die Kunden müssen nachweisen, dass sie aufgrund der Corona-Pandemie Einnahmeausfälle in solcher Höhe haben, dass die Zahlung der monatlichen Rate den angemessenen Lebensunterhalt gefährden würde. Wichtig zu wissen ist auch, dass die Zins- und Tilgungsleistungen nur gestundet und nicht erlassen werden. Der Darlehensvertrag verlängert sich in der Regel um den Zeitraum der Stundung.

In den Krisenzeiten rund um das Coronavirus wissen natürlich auch Banken um die schwierige Situation, in die Menschen jetzt geraten können. Sie sind daher offen, andere Lösungen mit ihren Kunden zu vereinbaren. Neben einer Stundung bieten einige Kreditinstitute unter Umständen eine der folgenden Lösungen an.

  • Tilgungsaussetzung: Die Rückzahlung des Darlehens wird für einen bestimmten Zeitraum ausgesetzt. In dieser Zeit fällt nicht die volle monatliche Rate an, sondern nur der Zinsanteil. Im Normalfall muss diese Option bereits im Baufinanzierungsvertrag festgelegt werden. Aktuell wird die Aussetzung der Tilgung aber unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne vertragliche Vereinbarung gestattet.
  • Tilgungssatzwechsel: Wer im Baufinanzierungsvertrag einen Tilgungssatzwechsel vereinbart hat, kann die Tilgungshöhe verändern und so an die aktuelle finanzielle Situation anpassen. Bei einer Senkung des Tilgungssatzes verlängert sich allerdings die Zeit, bis das Darlehen abgezahlt ist. Zudem gilt dieser Wechsel langfristig: Die meisten Banken bieten nur einen einmaligen Tilgungssatzwechsel an. Soll die Tilgung nach der Corona-Krise wieder erhöht werden, sind Kreditnehmer auf die Kulanz der Bank angewiesen.
  • Ratenkredit: Eventuell kann es auch sinnvoll sein, bei einem kurzfristigen finanziellen Engpass einen günstigen Ratenkredit aufzunehmen und mit diesem die fälligen Raten auszugleichen.

Die verschiedenen, hier aufgezeigten Möglichkeiten sind von Bank zu Bank sehr unterschiedlich geregelt. Einige Banken sind in Corona-Krisenzeiten kulanter als andere. Zudem wird von Einzelfall zu Einzelfall entschieden. Es ist daher sehr wichtig, sich bei Kurzarbeit und finanziellen Engpässen schnellstmöglich mit dem eigenen Berater in Verbindung zu setzen und die Optionen zu sondieren. Welche Möglichkeit im individuellen Fall die passende ist, lässt sich am besten in einem gemeinsamen Gespräch herausfinden.

7. Immobilienmarkt: Die Corona-Krise sorgt für steigende Preise

Waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Immobilienpreise während des ersten Lockdowns im Frühling 20202 noch kaum absehbar, so zeigt sich zu Beginn des Jahres 2021 ein deutlicher Trend. Trotz des Einbruchs der deutschen Wirtschaftsleistung um 5 % im Jahr 2020 zeigt sich der Immobilienmarkt unbeeindruckt von der Corona-Krise. Das Ergebnis: weiterhin steigende Immobilienpreise, insbesondere im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser. Das Statistische Bundesamt meldet für das 3. Quartal 2020 einen Anstieg der Preise für Wohneigentum um +7.8 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Weitere aktuelle Zahlen zeigt der Dr. Klein Trendindikator für Immobilien.

Wohneigentum ist für viele im Rahmen der Corona-Krise, flexiblen Home-Office-Lösungen und viel Zeit in den eigenen vier Wänden zu einer hohen Priorität geworden. Zudem gewinnt das Leben in ländlichen Gebieten stark an Attraktivität. Insbesondere junge Familien interessieren sich daher für das städtische Umland. Die erhöhte Nachfrage trifft aber auch hier auf ein beschränktes Angebot. Die Folge: Interessenten begegneten auch dort steigenden Preisen.

8. Werden die Kreditrichtlinien der Banken aufgrund der Corona-Krise strenger?

„Der Markt verändert sich gerade sehr schnell und ist dementsprechend unübersichtlich. Die Banken haben verschiedene Herausforderungen und wir stellen fest, dass jedes unserer über 400 Partnerinstitute unterschiedliche Maßnahmen umsetzt, um ihnen zu begegnen”, erklärt Michael Neumann. Es gibt Banken, die seit Beginn der Corona-Pandemie konservativer kalkulieren, um ihr Risiko zu reduzieren. Sie verlangen dann beispielsweise eine höhere anfängliche Tilgung oder etwas mehr Eigenkapital. Insgesamt haben die Banken ihre Vergabekriterien im Lauf der Corona-Pandemie verschärft, es wird genauer hingeschaut und auch die Branchen-Zugehörigkeit spielt inzwischen eine große Rolle: Angestellte der Luftfahrt- und Tourismusbranche oder der Veranstaltungsindustrie haben es aktuell schwerer. Vereinzelt kommt es momentan zu längeren Bearbeitungszeiten der Finanzierungsanfragen.

„Auch Vollfinanzierungen sind weiterhin möglich und als Vermittler finden wir nach wie vor passende Partner für die Vorhaben unserer Kunden”, weiß unser Vorstand Neumann. Für diese sogenannte 100-Prozent-Finanzierungen sollten Immobilienkäufer allerdings immer über eine sehr gute Bonität verfügen – unabhängig von der Corona-Krise.

Die Situation bei Dr. Klein: Wir beraten euch weiterhin

Bei allen Fragen rund um die laufende, gerade abgeschlossene oder noch geplante Baufinanzierung stehen unsere Berater weiterhin an eurer Seite. Beratungsgespräche können ganz einfach per Video oder Telefon wahrgenommen werden. Alle Unterlagen werden weiterbearbeitet und Auszahlungen von den Banken fristgerecht vorgenommen.

Die Option, sich per Telefon oder Video-Chat beraten zu lassen, kann natürlich auch jeder nutzen, der sich ganz allgemein zu den verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten informieren möchte. Als Vermittler ist Dr. Klein in der Lage, auch in dieser herausfordernden Zeit die passende Baufinanzierung für das jeweilige Vorhaben zu finden.

Trotz Corona: Auch das Hausgemacht-Team bleibt an eurer Seite und hält euch auf dem Laufenden!

Die Informationen und Einschätzungen in diesem Artikel sind auf dem Stand vom 20. Januar 2021. Unsere Berater stehen euch jederzeit für individuelle Fragen zur Verfügung. Die derzeitige Situation ist für uns alle nicht einfach. Wir wünschen euch und euren Familien vor allem, dass ihr gesund bleibt, und dass ihr euch – soweit es geht – eure Zuversicht bewahren könnt. Es kommen auch wieder bessere Zeiten!


Fragen rund um die Baufinanzierung in Zeiten von Corona?


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