Immobilienzinsen sinken, 20-jährige Zinsbindung fällt auf 0,82 Prozent
Lübeck, 23.07.2020: Gute Aussichten für Bauherren und Immobilienkäufer: Die Finanzierungsmöglichkeiten für den Bau oder Kauf einer Immobilie sind weiterhin historisch günstig und daran wird sich so schnell nichts ändern. Warum das so ist, wie die Immobilienzinsen sich in den letzten Wochen entwickelt haben und wie die mittelfristige Prognose für den Bestzins aussieht, darüber informieren wir Sie im aktuellen Zinstrend.

- Wo lagen die Immobilienzinsen im Juni?
- Wo liegen die Immobilienzinsen aktuell?
- 20-jährige Zinsbindung fällt auf 0,82%
- Weitet die EZB Ihre Anleihekäufe aus?
- Bauherren & Käufer profitieren vom PEPP
- Euro-Zone: Talsohle ist durchschritten
- Kreditwürdigkeit: Wer erhält den Bestzins?
- Checkliste Kreditwürdigkeit
- Beratung anfordern
Wo lagen die Immobilienzinsen im Juni?
Der Bestzins für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen lag im Juni 2020 bei 0,41 Prozent, bei Darlehen mit 15 Jahren Zinsbindung waren es 0,71 Prozent und bei 20 Jahren 0,99 Prozent (Stand 15.06.2020).
Ein Vergleich der Immobilienzinsen zeigt, wie stark diese in den letzten zehn Jahren gesunken sind. Im Juni 2010 lag die Sollzinsbindung für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen bei 3,60 Prozent, bei 15 Jahren waren es 4,04 Prozent und bei 20 Jahren 4,21 Prozent. Die Immobilienzinsen sind also in den letzten zehn Jahren grob gerundet um 75 Prozent gefallen.
Die aktuelle Zinsentwicklung wurde und wird maßgeblich durch die hohe Staatsverschuldung in der Euro-Zone, die abkühlende Konjunktur, die starke Nachfrage nach Staatsanleihen sowie durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflusst. So liegt beispielsweise der EZB-Leitzins seit März 2016 bei null Prozent.
Mit dem Leitzins legt die EZB fest, zu welchen Konditionen sie Geld an die Banken verleiht. Die Banken können sich also billiges Geld bei der EZB leihen, um unter anderem die Baufinanzierung damit zu refinanzieren. Bauherren und Immobilienkäufer profitieren also von der aktuellen Zinsentwicklung.
Wo liegen die Immobilienzinsen aktuell?
Die langjährige Niedrigzinsphase setzt sich auch im Juli 2020 fort. Sie ist quasi zum Dauerzustand geworden und ein signifikanter Zinsanstieg ist auch bis Ende 2020 unwahrscheinlich.
Die Bestzinsen sind im Juli 2020 weiter gesunken. Aktuell liegt der Bestzins für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen bei 0,35 Prozent, bei Darlehen mit 15 Jahren Zinsbindung sind es 0,63 Prozent und bei 20 Jahren 0,82 Prozent (Stand 23.07.2020).
„Die sinkenden Zinsen lassen sich vor allem auf die Angebote einzelner Banken zurückführen, die sich bei längeren Zinsbindungen anders positionieren“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG.
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe spiegelte diese Entwicklung zuletzt nicht wider: Sie pendelt weiterhin stabil zwischen -0,4 und -0,5 Prozent.
Immobilienzinsen: Prognose
- Kurzfristig (1 Monat): schwankend seitwärts
- Mittelfristig (6 Monate): leicht steigend
Aktuell können Sie sich also mit einer langen Zinsbindung sehr günstige Immobilienzinsen sichern und somit mit einer konstanten Monatsrate über einen langen Zeitraum planen.
Bestzins: 20-jährige Zinsbindung fällt auf 0,82 Prozent
Bemerkenswert ist der Bestzins für eine 20-jährige Zinsbindung, die bis Februar 2020 nie unter der Ein-Prozent-Marke fiel. Mitte Juni lag der Bestzins bei 0,99 Prozent. Im Juli sank er auf 0,82 Prozent (Stand 23.07.2020). „Die Zinsdifferenz zwischen kurzen und langen Zinsbindungen ist derzeit vergleichsweise gering. Das deutet darauf hin, dass der Markt langanhaltend niedrige Zinsen erwartet“, sagt Michael Neumann.

Chart: Bestzins 10-jähriger Hypothekendarlehen und Rendite 10-jähriger Bundesanleihen (Juli 2018 - Juli 2020)
Seine Zinsprognose begründet Michael Neumann damit, dass die EZB aus ihrer lockeren Geldpolitik nicht schnell aussteigen kann, da hoch verschuldete Staaten wie Italien bei steigenden Zinsen ihre Schulden nicht mehr bezahlen könnten. Daher erwartet er nur einen moderaten Anstieg der Immobilienzinsen in 2020, wobei „das Zinsniveau immer noch auf einem im historischen Vergleich günstigen Niveau verbleiben wird.“ Kurzfristig rechnet Experte Neumann mit einer geringen Bewegung bei den Immobilienzinsen.
Sie kennen nun die aktuellen Stand der Immobilienzinsen. Doch welche Bank bietet die Immobilienzinsen für Ihren Immobilienkredit? Starten Sie Ihre Suche einfach mit unserem Bauzinsrechner und finden Sie heraus, zu welchen aktuellen Konditionen Sie bei Dr. Klein eine Baufinanzierung erhalten würden.
Oder stellen Sie gleich eine kostenlose und unverbindliche Finanzierungsanfrage. Innerhalb von 24 Stunden nimmt ein Dr. Klein Berater Kontakt zu Ihnen auf und vereinbart auf Wunsch einen Termin für ein unverbindliches und kostenloses Beratungsgespräch mit Ihnen. Nach dem Beratungsgespräch erhalten Sie Ihre persönlichen Finanzierungsangebote.
Weitet die EZB Ihre Anleihekäufe aus?
Die EZB setzt ihre milliardenschweren Anleihekäufen fort, plant aber vorerst keine weitere Aufstockung der Ankäufe von Staats- und Unternehmensanleihen im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms (PEPP). Dies teilte die EZB nach ihrer Zinssitzung am 16. Juli 2020 in Frankfurt am Main mit. Bereits im Juni stockten die europäischen Währungshüter das Krisenprogramm PEPP, das eigentlich auf 750 Milliarden Euro begrenzt war, um weitere 600 Milliarden Euro auf. Gleichzeitig wurde die Laufzeit bis mindestens Juni 2021 verlängert.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte auf der Online-Pressekonferenz zum Zinsentscheid unter anderem die Vorteile von PEPP. Es sei effektiv und funktioniere. Die Märkte seien jetzt stabiler, daher habe die Notenbank die Käufe etwas zurückgefahren. „Aber wenn es nicht sehr deutliche positive Überraschungen gibt, werden wir das volle Volumen von 1,35 Billionen Euro nutzen.“ Mehr noch: Die EZB sei entschlossen, bei Bedarf erneut zu handeln.
Bauherren & Käufer profitieren vom PEPP
De EZB hat schon vor der Corona-Krise Anleihen im großen Stil erworben, doch mit dem Krisenprogramm PEPP erreicht der Anleihekauf eine neue Dimension. Die Regeln wurden weiter gelockert und damit ist die EZB nun in der Lage, noch schneller und umfangreicher Anleihekäufe zu tätigen.
„Die EZB manipuliert das Zinsniveau und damit die Refinanzierungsbedingungen mit ihren Anleihekäufen schon seit Jahren und betreibt so indirekte Staatsfinanzierung“, kommentiert Michael Neumann.
Dennoch begrüßt er die Reaktion der EZB: „Das PEPP-Programm hat die Finanzmärkte vor allem zu Beginn der Corona-Krise beruhigt. Ohne die Sicherheit, dass die EZB bei Bedarf weitere Maßnahmen ergreifen wird, könnten Anleger schnell wieder nervös werden.“ Damit wird aber auch der Exit aus der lockeren Geldpolitik noch schwieriger. „Die Staaten gewöhnen sich zunehmend an das billige Geld und sind weiterhin nicht zu strukturellen Reformen gezwungen“, so Neumann.
Dank der massiven Anleihekäufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren bleiben die Kurse künstlich hoch, während die Renditen der Staats- und Unternehmensanleihen sinken und somit bleiben auch die Immobilienzinsen im Keller. Denn die Rendite der Bundesanleihen hat maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der Immobilienzinsen. Sie ist somit ein verlässlicher Indikator dafür, wie sich die aktuellen Immobilienzinsen entwickeln. Sinkt die Rendite der Bundesanleihen, ziehen die Immobilienzinsen fast zeitgleich nach.
Euro-Zone: Talsohle ist durchschritten
Die Konjunkturprognose der EZB ist verhalten positiv. Auch wenn die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, gäbe es doch Daten dafür, dass die wirtschaftliche Talsohle vorerst durchschritten sei und die Wirtschaft in der Euro-Zone wieder anziehe. Aber die Unsicherheit über die wirtschaftliche Erholung bleibe, da der weitere Verlauf der Corona-Pandemie offen ist.
Die EZB geht nun in die Sommerpause. Der nächste Zinssitzung findet am 10. September 2020 in Frankfurt am Main statt. Dann sollte das Bild klarer sein, ob und wie sich die europäische Wirtschaft von Corona erholt, wie die EU-Staaten ihre Finanzen neu gestalten und ob weitere Hilfspakete der EZB nötig sind.
Kreditwürdigkeit: Wer erhält den Bestzins?
In unserem Zinstrend sprechen wir bewusst vom Bestzins. Sprich: Ihre individuellen Immobilienzinsen können vom Bestzins abweichen. Denn um den Bestzins zu erhalten, brauchen Sie eine herausragende Kreditwürdigkeit beziehungsweise Bonität.
Die Bank muss davon überzeugt sein, dass Sie die geforderte Darlehenssumme ordnungsgemäß zurückzahlen können. Dafür holt sie Informationen ein: von Ihnen und externen Auskunfteien wie die Schufa. Fällt die Bewertung positiv aus, erhalten Sie von der Bank ein Angebot zur Baufinanzierung.
Es gilt der Grundsatz: Je besser Ihre Kreditwürdigkeit, umso höher sind Ihre Chancen, einen Immobilienkredit beziehungsweise einen Baukredit mit günstigen Immobilienzinsen zu erhalten.
Checkliste Kreditwürdigkeit: Kriterien für einen günstigen Immobilienkredit
Sie müssen eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen, um von der Bank ein günstiges Angebot zur Baufinanzierung zu erhalten. Die zentralen Kriterien für die Kreditwürdigkeit sind:
- Einkommen
Das notwendige Einkommen hängt von der gewünschten Darlehenssumme ab. Leider gibt es keine feste Einkommensgrenzen für bestimmte Darlehenssummen. Sie sind auf der sicheren Seite, wenn Sie maximal 35 Prozent des gemeinsamen Nettoeinkommens zur Begleichung der Monatsrate für den Immobilienkredit einsetzen.
Vermögen
Zum persönlichen Vermögen gehören beispielsweise Bargeld, Immobilien, Aktien oder Lebensversicherungen. Wenn Sie die sogenannten Kaufnebenkosten aus eigenen Mitteln bezahlen, erhalten Sie von der Bank ein günstigeres Angebot für einen Immobilienkredit. In der Regel belaufen sich die Kaufnebenkosten beim Haus- oder Wohnungskauf auf 10 bis 15 Prozent der Kaufsumme.
Alter
Sofern Sie volljährig sind, gibt es kein perfektes Alter für einen Immobilienkredit. So ist eine Baufinanzierung über 50 kein Problem, wenn Einkommen, Vermögen und Beschäftigungsverhältnis stimmen. Personen über 65 haben es deutlich schwerer, einen Immobilienkredit von der Bank zu erhalten. Antragssteller, die älter als 75 Jahre sind, werden meist abgelehnt.
Familienstand und Kinder
Gute Chancen auf günstige Immobilienzinsen haben Eheleute oder feste Partnerschaften, die gemeinsam einen Immobilienkredit finanzieren. Für Paare mit Kindern ist das Baukindergeld eine interessante Option, um den Budgetrahmen zu erweitern. Denn der Staat fördert den Erwerb von selbstgenutzten Immobilien mit einem Zuschuss von 1.200 Euro pro Kind – über zehn Jahre lang.
Sicheres Beschäftigungsverhältnis
Sind Sie Beamter oder arbeiten als Angestellter im öffentlichen Dienst, haben Sie gute Chancen, einen Immobilienkredit zu bekommen. Denn ein regelmäßiges Einkommen und ein sicheres Beschäftigungsverhältnis wirken sich positiv auf die Kreditvergabe und die Höhe der Immobilienzinsen aus.
Wenn Sie als Freiberufler oder Selbständiger arbeiten, wird es schwierig einen Immobilienkredit zu bekommen, da Banken von einem hohen Ausfallrisiko ausgehen. Ihre Karten verbessern sich, wenn Sie nachweisen, dass Sie mindestens seit drei Jahren als Freiberufler beziehungsweise Selbständiger arbeiten und während dieser Zeit eine positive Bilanz vorweisen können. Sind in Zukunft auch regelmäßige Aufträge zu erwarten, dann ist eine Baufinanzierung für Selbständige beziehungsweise Freiberufler möglich.
Ist Ihr Arbeitsverhältnis befristet, dann sollte die Kreditlaufzeit, die Kreditsumme und der Beschäftigungszeitraum passen, damit die Bank Ihnen einen Kredit gewährt. Befinden Sie sich in der Probezeit, wird es schwierig. Einige Banken schließen eine Kreditvergabe kategorisch aus. Sie glauben, dass Sie die Probezeit nicht überstehen und somit die Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen können.
Eigenkapital
Je mehr Eigenkapital Sie einbringen, desto höher stehen Ihre Chancen, einen günstigen Immobilienkredit zu bekommen. Quellen, die Sie als Eigenkapital nutzen können, sind beispielsweise Bausparverträge oder schuldenfreie Immobilien. Auch Eigenleistungen werden von der Bank als Eigenkapital angerechnet.
Sicherheiten
Sie erhöhen die Chancen, wenn Sie der Bank entsprechende Sicherheiten bieten können. Im Idealfall decken diese die Kreditsumme ab. Dazu zählen beispielsweise unbelastete Grundstücke, Wertpapiere oder Versicherungen. Eventuell gibt es auch einen Bürgen, mit dem Sie den Immobilienkredit absichern können
Der Wert der Immobilie
Ihre Immobilie sollte werthaltig sein, damit der Immobilienkredit auch im Falle einer Zwangsversteigerung zurückgezahlt werden kann. Dazu ermittelt die Bank den sogenannten Beleihungswert der Immobilie, also die Summe, die die Bank im Falle einer Versteigerung oder eines Verkaufs mit Sicherheit bekommt. Zudem entscheidet die Bank auf Basis des Beleihungwertes, welche maximale Kredithöhe sie Ihnen gewährt.
Schufa-Auskunft
Die Bank holt eine Schufa-Auskunft ein, um Ihre Zahlungsmoral zu bewerten. Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung – kurz Schufa – speichert positive und negative Informationen von Ihrem Zahlungsverhalten und erstellt auf dieser Basis den Schufa-Score. Übrigens: Einmal pro Jahr können Sie bei der Schufa eine kostenlose Selbstauskunft einholen.
Je besser der Schufa-Score und der Score-Wert der Bank sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Immobilienkredit bekommen und desto günstiger fallen die Immobilienzinsen aus. Prüfen Sie Angebot und Kostenplan genau, damit Sie den Immobilienkredit nicht nachträglich aufstocken müssen.