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Zweite Corona-Welle: Was machen die Bauzinsen?

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Mehr als 18.000 neue Corona-Infektionen meldete das Robert-Koch-Institut heute morgen. Die zweite Infektionswelle hat Deutschland mit voller Wucht erfasst. Welche Folgen hat sie für die deutsche Wirtschaft? Wie viel Spielraum hat der Staat noch für Hilfsmaßnahmen? Und wie reagieren die Bauzinsen auf die aktuelle Situation? Das alles erörtern wir im Zinskommentar!

Konjunkturprognose: Erst zweite Welle, dann Pleitewelle?

Es ist ein Dejà-vu, auf das wohl alle lieber verzichtet hätten: Über den Sommer haben nicht nur wir Ottonormalverbraucher die Corona-Krise erfolgreich ausgeblendet. Auch die meisten Ökonomen blickten noch bis vor Kurzem optimistisch in die Zukunft. Doch mit den rasant steigenden Infektionszahlen muss die rosarote Brille nun der Realität weichen: Der Sommer war nichts weiter als eine Verschnaufpause. Die Pandemie nimmt wieder an Fahrt auf und der einsetzende Konjunkturaufschwung hierzulande dürfte damit erstmal deutlich gebremst werden.

„Je länger der Staat mit Hilfsmaßnahmen in die Wirtschaft eingreift, desto mehr laufen wir Gefahr, sogenannte ‚Zombie-Unternehmen‘ künstlich am Leben zu halten.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr war die Wirtschaft in Deutschland um fast 10 Prozent eingebrochen – eine historische Delle, gegen die sich der Staat mit milliardenschweren Hilfspaketen gestemmt hat. Auch für den zweiten Lockdown stellt die Bundesregierung bereits weitreichende Unterstützung in Aussicht. Tatsächlich sind staatliche Hilfen in der aktuellen Situation alternativlos. Aber: Der Krisenmodus darf auch nicht ewig anhalten. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein, sieht in der staatlichen Unterstützung von Unternehmen auch Risiken: „Je länger der Staat mit Hilfsmaßnahmen in die Wirtschaft eingreift, desto mehr laufen wir Gefahr, sogenannte ‚Zombie-Unternehmen‘ künstlich am Leben zu halten. Solche Unternehmen, die schon vor Corona kein zukunftsfähiges Geschäftsmodell hatten, sind eine Gefahr für weite Teile der Wirtschaft. Zum einen binden sie knappe Ressourcen, die anderen Unternehmen dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Und zum anderen können sie bei einer Insolvenz eigentlich gesunde Unternehmen wie Zulieferer, Banken oder Vermieter mit in die Krise hineinziehen.“

Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, sollte laut Michael Neumann bei jeglicher staatlicher Unterstützung konsequent nach strengen Kriterien über die Vergabe entschieden werden. „Hier könnte man die Banken wieder stärker in die Verantwortung nehmen, indem sie am Risiko beteiligt werden, wenn sie staatliche Mittel der KfW zusagen. So würde ein starker Fokus darauf gelegt, dass Unternehmen die erhaltenen Mittel langfristig auch zurückführen können.“ 

Aktuelle Bauzinsen: Bestzins 20 Jahre sinkt auf neuen Tiefstand

Eine der wenigen guten Nachrichten in der aktuellen Situation: Die Bauzinsen verharren seit Monaten auf einem extrem niedrigen Niveau – und werden voraussichtlich noch viele Monate so günstig bleiben. Die Niedrigzinsphase hält bekanntermaßen schon seit vielen Jahren an. Eine aktuelle Besonderheit ist allerdings, dass das Zinstief nun auch sehr lange Zinsbindungen erreicht. Während 15-jährige Darlehen unverändert ab 0,66 Prozent vergeben werden, sinkt der Bestzins für 20 Jahre Zinsbindung auf einen neuen Tiefstand von mittlerweile nur noch 0,79 Prozent. Erst im Februar 2020 unterschritt der 20-jährige Bestzins erstmals in der Geschichte die Ein-Prozent-Marke. Die sinkenden Konditionen deuten darauf hin, dass der Markt sich auf eine lange Niedrigzinsphase einstellt. Michael Neumann erklärt dazu: „Auch im Jahr 2021 erwarte ich ein extrem niedriges Zinsniveau, vor allem weil die EZB den Zinsmarkt weiterhin massiv manipulieren wird.“ 

Der Bestzins für 10-jährige Hypothekendarlehen ist Anfang der Woche zwar leicht gestiegen, von 0,36 Prozent im September auf aktuell 0,41 Prozent. Der minimale Anstieg läutet allerdings keinesfalls eine Trendwende ein, sondern ist lediglich auf kurzfristige Schwankungen zurückzuführen. 

Flexibilität und Sicherheit: So geht Baufinanzierung in Corona-Zeiten

Dass Niedrigzinsen trotz allem keine Selbstverständlichkeit sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Vor zehn Jahren pendelte der Bestzins für 10-jährige Zinsbindungen noch zwischen 3 und 4 Prozent. Davor lag er teilweise sogar noch höher. Da niemand sagen kann, ob die Zinsen in den nächsten fünf oder zehn Jahren wieder steigen, sollte man sich die aktuellen Bauzinsen daher möglichst lange sichern – am besten 15 Jahre oder mehr. Damit zum Ende der Zinsbindung zudem ein möglichst großer Anteil des Darlehens getilgt ist, ist es ratsam, die günstigen Zinsen für eine hohe Tilgung von mindestens zwei Prozent zu nutzen. 

Klingt erstmal komisch, aber zusätzlich zur Planungssicherheit ist gerade in Krisenzeiten auch Flexibilität wichtig – und zwar in Bezug auf die monatliche Rate. Denn: Wenn man beispielsweise durch Kurzarbeit weniger Einkommen hat, muss die Rate unter Umständen an die neue finanzielle Situation angepasst werden. Das ist durch eine vertraglich vereinbarte Option zum Tilgungssatzwechsel möglich. Falls unerwartet mehr Geld zur Verfügung steht, etwa aufgrund einer Gehaltserhöhung, lässt sich die Tilgung mit dieser Option auch heraufsetzen und das Darlehen ist schneller abgezahlt. 


Welche Zinsen bekommt ihr für eure Baufinanzierung?


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