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Wie die Vögel beginnen nun auch die Menschen wieder mit dem alljährlichen Nestbau. Für einige heißt es, der unliebsame Frühjahrsputz steht an – andere wagen gleich den großen Schritt und beginnen mit dem Hausbau. Doch welche Hausart ist die richtige für mich? Das hat Autorin Caro einmal recherchiert.
Ich persönlich kam bisher noch nicht in den Genuss oder Stress, ein Haus zu bauen. Aber, ich war irgendwie dabei, als meine Eltern unser Haus bauten. Allen voran mein Papa, der als gelernter Maurer und Verputzer mit Unterstützung aus Freundes- und Verwandtenkreis unser Haus nahezu allein baute. Auch in meinem Bekanntenkreis ploppen auf Instagram seit gut einem Jahr vermehrt Bilder und Stories von Neubauten auf. Gefühlt baut gerade jeder – nur ich nicht.
Aber ich weiß jetzt schon eins: Wenn ich und mein Mann einmal bauen sollten, dann will ich so wenig wie möglich selbst damit zu tun haben – mein Mann sieht das etwas anders. Mein Angetrauter, wie ich ihn scherzhaft und voller Liebe gern aufziehe, „Bluter mit Glasknochen“ und 1,5 linken Händen möchte am liebsten ein Haus bauen oder kernsanieren und alles selbstmachen.
Ich nicht. Das hat zwei Gründe: Zum einen, traue ich mir bis auf Streichen und Parkettverlegen wenig wirklich selbst zu. Zum anderen, weil ich möchte, dass es fachmännisch gemacht wird und dadurch möglichst langlebig sein soll. Das ist natürlich gleichzeitig eine Frage der Haftung und Sicherheit. Ich habe nach meiner Recherche drei grobe Hausarten gefunden, die allesamt mehr oder weniger auch vermischt werden können: das selbstgebaute Haus, das Architektenhaus und das Fertighaus.
1. Das selbstgebaute Haus
Ein Haus vollständig selbst bauen ist gesetzlich zunächst einmal gar nicht zulässig. Wir sind immerhin in Deutschland, hier braucht man zumindest für die eine Million Genehmigungen die Hilfe eines Bauamtes. Und: Um beispielsweise eine Baugenehmigung zu erhalten, braucht ihr einen Architekten. Denn nur der darf Bauzeichnungen und Berechnungen anfertigen beziehungsweise abnehmen, die für eine Baugenehmigung notwendig sind.
Selbst bauen spart Geld
Wenn ihr euer Heim selbst errichten möchtet, solltet ihr auch handwerklich dazu in der Lage sein. Besondere Sorgfalt und Vorsicht ist vor allem beim Hochziehen tragender Wände, der Decken, dem Dachstuhl sowie dem Installieren der Elektro- und Wasserleitungen gefragt. Holt euch hier unbedingt Profis dazu, wenn ihr nicht selbst welche seid.
Im Fachjargon werden selbstgebaute Butzen übrigens liebevoll „Feuerwehrhäuser“ genannt. Denn üblicherweise ziehen vor allem Menschen, die in (freiwilligen) Feuerwehren anzutreffen sind, ihre vier Wände selbst hoch. Als Feuerwehrmann oder -frau braucht man eine handwerkliche Ausbildung. Die Kollegen sind also fachlich ausgebildet und in der Regel auch außerhalb der Arbeit gut aufeinander zu sprechen und helfen sich daher untereinander gern. |
Neben dem Gefühl, der Familie mit den eigenen Händen, dem eigen Schweiß und Blut, ein Dach über dem Kopf ermöglicht zu haben, spart man dieser Hausart auch viel Geld. Eigenleistung etwa beim Trockenbau, Verputzen, Fliesen und Laminatverlegen kann je nach persönlichem Geschick und Qualifikation bis zu 70 Prozent der regulären Kosten sparen. Da freut sich mein innerer Sparfuchs!

Die Nachteile des Selbstbauhauses
Aber!!! Und jetzt kommt der erhobene Zeigefinger und der Sparfuchs rollt mit den Augen: Es kann auch viel schief gehen. Arbeiten können durch Unwissen mangel- oder fehlerhaft ausgeführt werden. Oft zeigen sich Baumängel erst viele Jahre später.
Habt ihr den Bockmist selbst verzapft, habt ihr auch keinen Gewährleistungsanspruch gegenüber einem Bauunternehmen. Die Korrektur müsst ihr selbst zahlen. Zudem dauert der Bau vermutlich länger, denn auch Feuerwehrleute haben neben dem Häuslegebaue für den Kollegen noch einen „richtigen Job“.
Auch potenziell fehlende Kenntnis über die richtigen Materialien, deren Verwendung oder fehlendes Spezialwerkzeug kann den Traum vom Vier-Wände-Schnäppchen früher oder später platzen lassen. All diese Hindernisse können dazu führen, dass ihr das eingesparte Geld irgendwann doch auf den Tisch packen und einen Fachmann engagieren müsst. Wer billig baut, baut zwei Mal – würde mein Papa jetzt sagen… und der Sparfuchs rollt weiter die Augen.
Das Architektenhaus
Zugegebenermaßen ist ein Architektenhaus nicht unbedingt eine eigene Hausart. Denn, wie wir bis jetzt gelernt haben, brauchen wir immer einen Architekten – zumindest in der Planungsphase. Ich meine damit aber, dass ich einen Architekten beauftrage, meinen Bau zu planen, ihn zu überwachen und zu betreuen. Denn das machen einige Architekten. Sie sind mitunter die kompetenten, ganzheitlichen und peniblen Peitschenschwinger, die ich mir auf meiner zukünftigen Baustelle durchaus wünsche *zwinkersmiley*.
Hohes Maß an Individualität möglich
Der Architekt in meinem Traum – Herr Dr. Zirkeldreher – ermöglicht mir einen vollkommen individuellen Grundriss. Natürlich muss er sich dabei an den Bebauungsplan der Gemeinde halten. Wir sind immerhin im Land der Dichter, Denker und Bürokraten. Aber Herr Zirkeldreher schafft es locker, mir ein futuristisches Monument zu entwerfen, er nimmt mir viel Arbeit ab und organisiert mir mit Links noch den Passierschein A38.
Unter anderem kalkuliert ein Architekt die Baukosten, holt auf Wunsch Angebote von Handwerkern und Bauunternehmen ein, übernimmt die Abstimmung aller Gewerke, überwacht und kontrolliert die Bauabschnitte, hält etwaige Mängel fest, reklamiert sie und sorgt dafür, dass ich hoffentlich ohne große Sorgen einziehen kann. Sehr bequem, finde ich.
Die Nachteile des Architektenhauses
Doch diese Bequemlichkeit kostet. In der Regel kostet ein vollkommen von einem Architekten begleiteter Hausbau rund 30.000 Euro mehr, als wenn ich zumindest Teile der Arbeit selbst übernehme. Kommen dann noch unvorhergesehene Hindernisse hinzu, kann es noch mehr werden.
Allerdings muss ich ein Architekt bei der Festlegung seines Honorars immer an die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) halten und die gibt sowohl Mindest- als auch Höchstsätze für Architektenhonorare vor. Sonderleistungen können jedoch auch außerhalb der Honorarordnung in Stundensätzen vereinbart und abgerechnet werden.
Das Fertighaus
Die dritte Hausart in unserem Bericht sind Fertighäuser. Es gibt Fertighäuser sowohl in massiver Bauweise als auch auf Holzkonstruktionsbasis. Die Mehrheit der Fertighäuser kann man sich als Bauherr zumeist aus einem Katalog aussuchen. Dabei sind sie aber noch längst keine Häuser von der Stange, wie häufig missbilligend gesagt wird. Moderne schlüsselfertige Häuser gibt es mit individuellen Grundrissen, verschiedenen Giebeln und Gauben, unterschiedlicher Fassadengestaltung, mit Erkern, überdachten Eingängen und und und… Es steckt also durchaus Individualisierungspotenzial im vermeintlichen Kataloghaus.
Schnelle Bauzeit, geringer Hauspreis
Wenn ihr euch für ein Haus mit Holzunterkonstruktion entscheiden solltet, hat das vor allem den Vorteil, dass der Bau schnell geht. Der Rohbau steht nur innerhalb weniger Tage und das nahezu unabhängig vom Wetter. Der Innenausbau nimmt mehr Zeit in Anspruch, da beispielsweise der Estrich genauso lange trocknen muss wie in einem ganz normalen Haus.
Ein Holz-Fertighaus ist auch preislich etwas vorteilhafter für meinen inneren Sparfuchs. Je nachdem, ob man das Haus wirklich fix und fertig haben möchte oder man doch einen Teil des Ausbaus selbst gestaltet, fängt diese Hausart bei rund 120.000 Euro an. Massive Fertigimmobilien haben hingegen eine reguläre Bauzeit und kosten auch in etwa gleich viel wie ein „normales Architektenhaus“.
Die Nachteile des Fertighauses
Im Prinzip hat diese Hausart keine gravierenden Nachteile gegenüber herkömmlichen Neubauten. Auch Holz-Fertighäuser haben mittlerweile eine Lebensdauer von gut 90 Jahren und sind damit ähnlich beständig wie ihre klassischen Kollegen. Einzig der Wiederverkaufswert ist bei den Fertigmodellen auf Holzbasis geringer. Wollt ihr solch ein Haus also irgendwann mal verkaufen, müsst ihr mit bis zu 15 Prozent weniger Erlös rechnen als bei einem Haus aus Stein. Weitere Infos zur Frage „Fertighaus oder Massivhaus“ findet ihr im verlinkten Ratgeber.
Fazit: Welche Hausart passt nun zu mir?
Welche der aufgelisteten Hausarten nun zu euch passt, ist total individuell. Eine einzig wahre Antwort wie „Haus A passt zu Mensch X“ gibt es nicht, da die Hausarten – wie eingehend erwähnt – auch als Mischformen existieren. Fragt euch einfach, was euch beim Neubau wichtig ist. Soll es besonders schnell gehen? Dann könnte ein Fertighaus das richtige für euch sein. Möchtet ihr möglichst viel selbst bauen, weil ihr handwerklich super begabt oder vom Fach seid? Dann zieht euer Heim doch vielleicht selbst hoch. Ihr sehnt euch nach einem ganz individuellen, abgespaceten Haus? Dann holt einen fähigen Architekten an Bord und gestaltet euer Haus gemeinsam.
Egal für welche Hausart ihr euch entscheidet: Ein Haus wird erst durch seine Bewohner zum Heim. Ihr müsst euch wohlfühlen, das Nest nach eurem Geschmack ausgestalten und ihm euren persönlichen Touch verleihen. Eine solide Finanzierung ist daher immer der Grundstein, den ihr noch vor dem realen Grundstein für euer Eigenheim legen müsst.
Wie viel Haus kann ich mir eigentlich leisten?

hat zuletzt Möbel aufgemöbelt / konnte ihr Baufinanzierungs-Wissen noch nicht in der Praxis nutzen, hat es aber vor / ist seit 2018 Redakteurin bei Dr. Klein / hat Publizistik und Filmwissenschaft studiert / hat eine Vorliebe für Wortwitz / ihre Lieblingsmusik, Lieblingsklamotten, Lieblingsautos und ihr Mann sind aus den 70er-Jahren