Energieeffizienz steigern

Energieeffizienz steigern – Interview mit Pierre Wirth von energieheld.de

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Der neue Kühlschrank hat die Energieklasse A+, das Haus wird ausschließlich mit LEDs beleuchtet und die Heizung läuft auf dem Minimum. Aber: Auf dem Energieausweis des Gebäudes prangt ein großer, roter Buchstabe: Energieeffizienz mangelhaft. So oder so ähnlich dürfte es einigen deutschen Hausbesitzern gehen. Fast zwei Drittel der Wohneinheiten in Deutschland wurden vor 1979 gebaut und stammen damit aus einer Zeit, in der Energie günstig und von einer Effizienzsteigerung keine Rede war.

Die Einsparpotenziale dieser Gebäude sind enorm. Und: Eine energetische Sanierung kommt nicht nur dem eigenen Geldbeutel, sondern auch dem Klima zugute. Rund 36 Prozent des gesamten Verbrauchs von Wärme und Strom entfielen im Jahr 2018 auf den Gebäudesektor. Für das Gelingen der Energiewende spielt die Steigerung der Energieeffizienz daher eine entscheidende Rolle. Doch wie viel kostet so eine Sanierung, welche Maßnahmen sind besonders wichtig und wie findet man seriöse und professionelle Beratung?

Diese und weitere Fragen rund um das Thema Sanierung und Energieeffizienz haben wir dem Experten Pierre Wirth gestellt. Er ist Kundenberater des Online-Portals „energieheld“. Die digitale Plattform berät rund um das Thema energieeffiziente Gebäudesanierung und vermittelt die passenden Handwerker für verschiedene Maßnahmen.

Hausgemacht: Herr Wirth, wer sollte sich Gedanken über die Steigerung der Energieeffizienz seines Hauses machen?

Pierre Wirth: Energieeffizienz-Experte von energieheld.de

Pierre Wirth: Wer in einem Haus wohnt, das 1978 oder früher erbaut und bisher nicht saniert wurde, sollte auf jeden Fall über mögliche Maßnahmen nachdenken.
Immobilien aus dieser Zeit sind nämlich nach heutigem Standard definitiv nicht ausreichend gedämmt und eine Sanierung bietet dann ein enormes Energiesparpotential.

Auch bei jüngeren Häuser aus den 80er oder 90er Jahren können Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sinnvoll sein. Zumal die Erfahrung zeigt, dass nicht jeder Architekt die damals geltenden Vorschriften beim Bau auch eingehalten hat.

Hausgemacht: Und mit welchen Kosten muss man dabei rechnen?

Pierre Wirth: Das kommt ganz darauf an, mit welcher Bauweise das Haus errichtet wurde. Vor allem in Norddeutschland finden sich oft zweischalige Außenwände mit einer Hohlschicht. Die Hohlschicht lässt sich mit Dämmstoffen füllen. Diese sogenannte Kerndämmung ist die einfachste und günstigste Methode.

Bei einem Einfamilienhaus mit rund 125qm liegen die Kosten bei rund 2.000 bis 2.500 Euro.

Gleichzeitig wird die Energieeffizienz enorm gesteigert und es werden bis zu 25 Prozent der Energiekosten eingespart: Die Investition ist damit also schnell wieder reingeholt.

Hausgemacht: Und wenn es keinen solchen Hohlraum gibt?

Pierre Wirth: In diesem Fall müssen von außen Dämmplatten angebracht werden. Das ist zum einen nahezu zehnmal so teuer wie eine Kerndämmung und ändert zum anderen auch das Aussehen der Fassade, sodass charakteristische Merkmale wie zum Beispiel die norddeutsche Klinkerbauweise verloren gehen. Wenn eine Kerndämmung und eine Fassadendämmung nicht in Frage kommen, ist auch eine Innendämmung möglich.

Hausgemacht: Hat eine Dämmung auch Nachteile? Ist das Haus danach anfälliger für Schimmel, weil es nicht mehr „atmen“ kann?

Pierre Wirth: Nein, an sich haben Dämmungsmaßnahmen keine Nachteile. Die modernen Dämmstoffe sind diffusionsoffen und übertragen keine Feuchtigkeit auf die Innenwand. Nur die Innendämmung kann tatsächlich problematisch sein, denn hier wird der Taupunkt nach innen verlegt. Bei einer unsachgemäßen Ausführung kann das zu Schimmel führen.

Hausgemacht: Wie finde ich denn den richtigen Fachmann für Maßnahmen rund um die energieeffiziente Sanierung?

Pierre Wirth: Das ist in der Tat gar nicht so einfach, unter anderem deswegen, weil die Bezeichnung „Energieberater“ nicht geschützt ist. Auf unserem Online-Portal energieheld.de kann man Angebote zu verschiedenen Maßnahmen einholen und vergleichen. Alle Handwerksbetriebe im Portal sind geprüfte Fachbetriebe. Letztendlich hilft es aber auch, einfach Freunde, Verwandte und Bekannte nach ihren Erfahrungen und Kontakten zu fragen.

Hausgemacht: Mal abgesehen von der Dämmung, welche weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind wichtig und sinnvoll?

Pierre Wirth: Das lässt sich so pauschal nicht sagen und ist vom individuellen Zustand des Gebäudes abhängig. Wenn beispielsweise das Dach nicht mehr in einem guten Zustand ist, dann sollte eine Dachsanierung vorgenommen werden. Sind die Fenster nicht mehr auf dem neuesten Stand, dann können sie durch moderne, mehrfachverglaste Modelle ersetzt werden.

Außerdem ist die Heizung in der Regel ein sehr großer Faktor. Bis zum Jahr 2000 wurden hauptsächlich Gas- oder Ölheizungen verbaut. Seither hat sich allerdings einiges getan. Durch moderne Brennwerttechnik einer neuen Heizung werden Abgase zurückgeführt und noch einmal zur Energiegewinnung verwendet. Dadurch sind Einsparungen von bis zu 20 Prozent möglich. Und auch weitere Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz wie eine Photovoltaik-Anlage oder Wärmepumpen können sinnvoll sein. Bei älteren Gebäuden sind unter Umständen allerdings auch der Aufwand und die Kosten zu hoch. Wer eine Wärmepumpe nutzen will, braucht beispielsweise eine Fußbodenheizung. Ist diese noch nicht vorhanden, dann ist die Umrüstung mit sehr hohen Kosten verbunden.

Hausgemacht: Macht es dann eher Sinn das Haus als Ganzes zu betrachten und ein „Maßnahmen-Paket“ umzusetzen, als viele kleinere Einzelmaßnahmen zu planen?

Pierre Wirth: Das wäre in jedem Fall sinnvoll, denn oft gibt es Wechselwirkungen. Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Viele Hausbesitzer wollen ihre Fenster erneuern, informieren sich im Internet und entscheiden sich für eine moderne dreifach-Verglasung. Das ist an sich eine super Sache, aber wenn gleichzeitig die Außenwände noch nicht ausreichend gedämmt sind, führt das schnell zu einem großen Problem: Sind die Fenster besser gedämmt als die Wände, dann bilden diese eine Kältebrücke und sind damit anfälliger für Schimmel. Andersherum kann man allerdings auch im positiven Sinne von der Kombination mehrerer Maßnahmen profitieren: Wer Haus und Fenster dämmen lässt, kann danach unter Umständen direkt eine kostengünstigere Heizung mit geringerer Leistung wählen. Aber am Anfang aller Sanierungsmaßnahmen steht natürlich immer die Frage: Was kann und was will ich in die Energieeffizienz investieren?


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