Versicherungen Corona

Gut versichert durch jede Krise

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Nach wie vor betrifft das Coronavirus auch die Finanzbranche. Es hat sowohl Auswirkungen auf die Baufinanzierung als auch auf den Versicherungsbereich. Spezialist für Versicherung Jörg Schult erzählt im Interview, wie er die Coronakrise beruflich wahrnimmt und wie sich das Virus auf seinen Arbeitsalltag auswirkt.

Jörg Schult ist seit 2009 bei Dr. Klein als Spezialist für Versicherung tätig. Für die Versicherungsbranche arbeitet er schon deutlich länger, nämlich seit 1992. Er kennt sein Fach – mit allen Produktfacetten und den neuesten Entwicklungen am Markt. Wir sprechen mit ihm über die Auswirkungen des Coronavirus und darüber, welche Versicherungen seiner Ansicht in jedem privaten Portfolio vorhanden sein sollten.

Hausgemacht: Welche Versicherungen verzeichnen aktuell großen Zuwachs?

Jörg Schult: „Gesundheit ist gerade ein großes Thema. Bei mir ist ein ziemlich eindeutiger Versicherungstrend zu sehen: Krankenzusatzversicherungen. Die privaten Zusatzversicherungen, die die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen und einiger privaten Krankenversicherungen komplettieren, verzeichnen ein erhöhtes Interesse. Das macht ja in der aktuellen Situation auch Sinn. Die Leute sind zuhause und machen sich vermehrt Gedanken um die Zukunft und ihre Gesundheit.

Das betrifft übrigens nicht nur Versicherungen für Zusatzleistungen wie die Kostenübernahme von Impfungen oder Zahnarztleistungen. Auch die Krankentagegeldversicherung ist ziemlich hoch im Kurs. Diese Versicherung zahlt bei längerer Krankheit einen bei Abschluss festgelegten Betrag zusätzlich zum gesetzlichen Krankengeld. So gleicht das Krankentagegeld den Einkommensausfall aus.“

Hausgemacht: Was hat sich in der Versicherungsbranche durch Corona für den Kunden verändert?

Jörg Schult: „Also direkte Auswirkungen habe ich bisher nicht wirklich mitbekommen. Beitragsstundungen oder ähnliches sind die absolute Ausnahme und nicht in nennenswerter Zahl vorgekommen.

Es ist allerdings schon absehbar, dass die Hausratversicherer und Kfz-Versicherer bestimmt weniger Schäden für das Jahr 2020 verzeichnen werden als üblich. Die Leute sind mehr zuhause, das heißt, dass es vermutlich weniger Einbruchschäden geben wird. Zudem fahren sie auch weniger Auto, was das Unfallrisiko senkt. Hier können Versicherte mitunter etwas sparen, indem sie bei der Versicherung die voraussichtlich gefahrenen Kilometer anpassen. Das kann Auswirkungen auf die aktuellen Beiträge haben, wenn die Kilometerzahl deutlich niedriger ist als bisher angegeben. Jede Risikoveränderung muss der Versicherungsgesellschaft gemeldet werden – auch wenn sie vermeintlich zum Nachteil des Versicherers ist.

Ob sich die Branche durch Corona nachhaltig verändert, es vielleicht neue Produkte oder angepasste Preise gibt, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen. Die Aktuare der Versicherer, Sachverständige, die die Produkte, Risiken und Beiträge kalkulieren, reagieren Ende 2020 auf das laufende Versicherungsjahr. Danach wird sich zeigen, ob das Virus einen gravierenden Einfluss auf die Branche hatte. Da kann es tatsächlich passieren, dass die Versicherungsbeiträge für einige Produkte dann entsprechend angepasst werden. Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.“

Hausgemacht: Welche Versicherungen brauche ich grundsätzlich, damit ich in Krisenzeiten richtig abgesichert bin?

Jörg Schult: „Naja, was genau sind denn Krisenzeiten? Gegen eine bestimmte Krise – wie aktuell Corona – gibt es den einen Versicherungsschutz nicht. Ohnehin ist es schwierig, hierauf eine pauschale Antwort zu geben. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und auch ein anderes Budget und braucht daher auch einen anderen Versicherungsschutz. Wichtig ist einfach, auf jede Eventualität individuell vorbereitet zu sein. Es geht also vielmehr darum, in persönlichen Krisen die bestmögliche finanzielle Unterstützung zu erhalten. Und da gibt es einige, meiner Meinung nach, essenzielle Versicherungen, die einem selbst oder den Angehörigen im Ernstfall unter die Arme greifen.

Wichtig und verhältnismäßig günstig ist beispielsweise die Risikolebensversicherung. Für wenige Euro Monatsbeitrag kann man mit dieser Versicherung im schlimmsten aller Fälle seinen Angehörigen den Lebensunterhalt garantieren. Sei es in Form einer monatlichen Renten- oder einer Einmalzahlung. Stellt euch mal vor, ihr habt gerade ein Haus gekauft und urplötzlich verstirbt der Hauptverdiener. In dieser Situation verändert sich das ganze Leben und die Zahlung der Risikolebensversicherung garantiert zumindest die Weiterzahlung der Baufinanzierung. Parallel dazu sollten Paare sich auch dringend mit den Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht befassen.

Auch die Absicherung der eigenen Arbeitskraft sollte jeder im Blick haben. Je nachdem, in welchem Beruf man arbeitet, ist eine Berufsunfähigkeits– oder Grundfähigkeitsversicherung absolut empfehlenswert. Eine private Unfallversicherung oder auch eine private Pflegeversicherung sollte ebenfalls immer in Betracht gezogen werden. Die individuelle Kombination aus diesen Produkten kann viele Eventualitäten abdecken. Dafür reicht es allerdings nicht, im Internet einfach nach dem billigsten Produkt zu suchen – eine individuelle Beratung und damit die Betrachtung der persönlichen Lebenssituation ist für eine optimale und vor allem bedarfsgerechte Absicherung unerlässlich.“


Seid ihr für jede Krise gewappnet?


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