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Nachhaltige Geldanlage: Sollte die EZB sich einmischen?

Lübeck, 17. Dezember 2019. Der Markt für ökologische und nachhaltige Geldanlagen ist aktuell noch eine Nische – doch das Interesse der Verbraucher wächst. Auch die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde positioniert sich und will das Thema Klimaschutz auf die Agenda der Notenbank setzen. 

Nachhaltige Geldanlage – was ist das eigentlich?

Immer mehr Menschen legen Wert darauf, dass sie mit ihrem investierten Geld einen positiven Beitrag für Klima, Umwelt und soziale Gerechtigkeit leisten. Entsprechende als „nachhaltig“ beworbene Produkte gibt es mittlerweile viele. Was allerdings fehlt, ist eine verbindliche Definition, welche Finanzprodukte überhaupt als nachhaltig bezeichnet werden dürfen. Und dieser fehlende gesetzliche Rahmen öffnet Tür und Tor für sogenanntes „Greenwashing“ – das heißt Unternehmen geben ihren Finanzprodukten ein grünes Image, ohne dass es dafür eine ausreichende Grundlage gibt. Immerhin: Anfang Dezember haben sich das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten zumindest vorläufig auf eine einheitliche Definition nachhaltiger Geldanlagen geeinigt. Auf dieser Grundlage soll die EU-Kommission bis Ende 2022 feste Kriterien für ein Klassifizierungssystem erarbeiten. 

Politisierung der Notenbank? Lagarde positioniert sich zum Klimaschutz

Viele Beobachter erwarteten von Christine Lagarde eine Fortführung der ultralockeren Geldpolitik Mario Draghis. Und tatsächlich beließ sie in ihrer ersten geldpolitischen Sitzung am 12. Dezember auch alles beim Alten: Der Leitzins bleibt bei 0 Prozent, Banken müssen weiter Strafzinsen von -0,5 Prozent zahlen und die EZB erwirbt monatlich weiterhin Anleihen im Wert von 20 Milliarden Euro. Doch die neue EZB-Chefin setzt auch eigene Akzente und positioniert sich deutlich politischer als ihr Vorgänger. Die lockere Geldpolitik wird sie zwar vorerst fortführen, gleichzeitig kündigte sie allerdings eine Überprüfung der bisherigen Instrumente und Ziele an. Auch das Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent könnte damit in ihrer Amtszeit überarbeitet werden. 

Die erste weibliche EZB-Präsidentin rückt zudem weitere Punkte wie politische Reformen im Euroraum oder die Außenkommunikation der EZB in den Fokus. Die EZB müsse näher an den Bürgern sein und besser erklären, warum sie tut, was sie tut. Und: Die Französin will den Klimaschutz auf die EZB-Agenda setzen. „Klimawandel und Umweltschutz sollten für jede Institution im Mittelpunkt stehen", erklärte Lagarde bereits im September bei ihrer Anhörung vor dem Europäischen Parlament. Die Entwicklung grüner Finanzmärkte und nachhaltiger Geldanlagen ist ihrer Meinung nach noch nicht weit genug vorangeschritten und Klimarisiken müssten stärker berücksichtigt werden. An dieser Haltung gibt es allerdings auch Kritik. Bundesbank-Chef Jens Weidmann etwa geht nicht davon aus, dass die Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten mit dem EZB-Mandat vereinbar ist. Wer hat also recht? 

Klimaschutz und der Finanzmarkt: Sollte die EZB sich einmischen?

Klar ist: Auf den Finanzmärkten spielen Umwelt- und Klimaverträglichkeit oder soziale Standards eine untergeordnete Rolle. Wer in klassische Fonds investiert, kann damit zwar eine gute Rendite erzielen, finanziert unter Umständen aber auch Waffen, die Ausbeutung von Bodenschätzen, Kohlekraftwerke oder Kinderarbeit mit. Emissionen und langfristig schädliche Umweltauswirkungen werden bisher nicht in die kurzfristige Rendite eingepreist. 

Die Forderung, dass die EZB mit gutem Beispiel vorangehen und künftig nur noch grüne Anleihen aufkaufen soll, ist daher mehr als verständlich.  Aber: Kritiker bezweifeln zurecht, ob die EZB der richtige Treiber für den ökologischen Finanzmarkt ist. „Die EZB ist schließlich kein klassischer Investor, sondern vor allem der Preisstabilität und der politischen Neutralität verpflichtet. Mit den Anleihekäufen dürfen keine Marktverzerrungen ausgelöst werden“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein. Hinzu kommt der bisher fehlende Rahmen: Wer entscheidet, was eine nachhaltige Anlage ist und wie wird das überprüft? Diese Frage müsste in jedem Fall als erstes geklärt werden.

Auch Bundesbank-Chef Weidmann führt in seiner Argumentation ein zentrales Problem an: Was passiert, wenn das Inflationsziel der EZB erreicht ist und die Anleihekäufe beendet werden? Die Notenbank müsste die erworbenen Anleihen – auch die nachhaltigen – dann nach und nach verkaufen. Klima- und umweltbewusstes Wirtschaften könnte durch die EZB daher in jedem Fall nicht dauerhaft gefördert werden, im schlimmsten Fall würde sie den nachhaltigen Projekten und Unternehmen mit dem Verkauf der Anleihen sogar schaden.   
 

Nachhaltige Geldanlage: Was können Verbraucher tun?

Wer auf die Antworten der Politik nicht warten und sein Geld jetzt schon nachhaltig investieren möchte, kann sich selbst informieren. Verbraucher sollten in jedem Fall als „nachhaltig“ beworbenen Produkte kritisch hinterfragen und unter Umständen Informationen von unabhängigen Organisationen wie zum Beispiel der Stiftung Warentest oder den Verbraucherzentralen einholen. In den letzten Wochen häufen sich Meldungen über Strafzinsen für Sparer.

Auch die reine Renditesicht spricht im Übrigen nicht gegen eine nachhaltige Anlage: Eine Metastudie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2015 ergab, dass nachhaltige Produkte im Schnitt sogar besser abschneiden als der Markt.  Ein nachhaltiges Investment lohnt sich also – und das allemal bei der aktuellen Niedrigzinssituation. Zahlreiche Banken verlangen bereits Negativzinsen  auf Spareinlagen und laut Michael Neumann werden diesem Trend noch weitere Banken folgen: „Negativzinsen für Spareinlagen dürften sukzessive zur Norm werden. Einige nennen das Kind zwar nicht beim Namen und verlangen ‚Verwahrentgelte‘ oder andere Gebühren. Das ist für mich aber eine Scheindiskussion. Und selbst wenn ich weder Strafzinsen noch Gebühren zahlen muss, faktisch ist die Realverzinsung auf Tages- und Festgeldkonten seit Jahren negativ. Das Geld auf diesen Konten wird also schon längere Zeit entwertet – auch ohne Negativzinsen.“ 

Nachhaltigkeit bei der Baufinanzierung?

Die Bauzinsen sind seit Monaten historisch günstig. Lange Zeit lagen sie bei 0,46 Prozent und bewegten sich Anfang Dezember nur marginal nach oben – auf 0,61 Prozent. Der Anfang einer Trendwende dürfte das noch nicht sein. „Ich erwarte für 2020 allerdings eine vergleichbare Zinsspanne wie 2019“, so die Prognose Neumanns. Wer das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz vorantreiben möchte, kann die günstigen Zinsen nutzen, um besonders umweltfreundlich zu bauen oder die eigene Immobilie energetisch zu sanieren. Die Einsparpotentiale sind hier enorm: Rund 36 Prozent des gesamten Verbrauchs von Wärme und Strom entfielen im Jahr 2018 auf den Gebäudesektor. Für das Gelingen der Energiewende spielt die Steigerung der Energieeffizienz also eine entscheidende Rolle. Ein zusätzlicher Vorteil für umweltbewusste Bauherren: Die staatliche KfW-Bank fördert die Finanzierung mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. 

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