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Dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Juli anheben würde, hatte sie bereits angekündigt. Die Höhe des Zinsschritt allerdings kam überraschend. Im Video erläutert Dr.-Klein-Vorstand Michael Neumann die aktuelle Entwicklung der Bauzinsen und gibt Tipps zur Zinsbindung bei Baufinanzierungen.
Im Video beantwortet Michael Neumann diese Fragen:
- Wo stehen die Bauzinsen zurzeit – steigen sie immer noch so stark an?
- Die EZB hat den Leitzins stärker angehoben als angekündigt – wie werden sich die Baufi-Zinsen jetzt entwickeln?
- Für viele sind kürzere und damit günstigere Zinsbindungen eine letzte Option, die Baufinanzierung zu stemmen. Sind z.B. 5-jährige Darlehen ratsam?
Wie entwickeln sich die Bauzinsen aktuell?

Im ersten halben Jahr ging es mit den Zinsen für Baufinanzierung fast durchgängig bergauf. Bekam man Anfang des Jahres ein 10-jähriges Darlehen noch für rund 1 Prozent, musste man im Juni mit mehr als 3 Prozent rechnen. Mit entsprechender Auswirkung auf die Monatsrate: Derselbe Kredit hat sich um mehrere hundert Euro verteuert. Dieser konsequente Aufwärtstrend hat sich in den letzten Wochen nicht mehr fortgesetzt. Im Gegenteil: Die Banken haben ihre Konditionen wieder runtergesetzt, zum Teil um deutliche 0,5 Prozentpunkte, und der Bestzins für 10-jährige Immobilienkredite bewegt sich wieder deutlich unter 3 Prozent.
In den letzten vier-fünf Wochen sind die Baufinanzierungszinsen wieder deutlich zurückgegangen.
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein
Auswirkung der Leitzinserhöhung auf die Bauzinsen
Im Juli hat die EZB zum ersten Mal seit über 10 Jahren den Leitzins wieder angehoben, und zwar mit einem größeren Schritt als angekündigt – von 0 auf 0,5 Prozent. Das verteuert Kredite: Zunächst steigen die Zinsen für Kredite der Banken bei der EZB, und in Folge werden auch die Darlehen der Banken an Privatleute oder Unternehmen teurer. Der Leitzins betrifft allerdings eher die kurzfristigen Kredite. Die Zinsen für langfristige Finanzierungen orientieren sich dagegen an den Renditen für langfristige Anleihen – die Renditekurve der Pfandbriefe und der 10-jährigen Bundesanleihe sind daher gute Indikatoren für die Entwicklung der Bauzinsen. Und diese Kurven nehmen die Leitzinsbewegungen immer schon vorweg. Das heißt: Wenn eine Anhebung des Leitzinses erwartet oder in Aussicht gestellt wird, zieht das die Bauzinsen nach oben. Wenn der Schritt dann tatsächlich erfolgt, so wie jetzt, ist der schon im aktuellen Niveau eingepreist. Nach dem Beschluss der EZB, den Leitzins auf 0,5 Prozent anzuheben, gab es folglich keine Aufwärtsbewegung bei den Zinsen für Immobilienkredite.
Immobilienkauf wird schwieriger
Aber auch wenn der rasante Zinsanstieg jetzt erst einmal gestoppt ist: Immer noch sind die Zinsen auf einem deutlich höheren Niveau als Ende letzten Jahres, und immer noch sind die Immobilien in der Regel sehr, sehr teuer. „Das schlechteste aus beiden Welten“, stellt auch Michael Neumann fest. Das führt dazu, dass in vielen Regionen Normalverdiener kaum noch eine Chance haben, ihre Wunschimmobilie zu finanzieren. Schlechte Karten haben auch junge Leute oder Familien, die noch nicht viel Eigenkapital ansparen konnten. Aber trotzdem gibt es sie noch: Die glücklichen Fügungen und die passende Immobilie – auch wenn sie sich vielleicht nicht an dem ursprünglich gewünschten Ort befindet oder ein Zimmer weniger hat. Bei der Suche auch für Alternativen offen zu sein, lohnt sich immer. Genau wie eine erste Beratung, was beim aktuellen Zinsniveau noch im Budget liegen würde.
Hohe Immobilienpreise, gestiegene Zinsen – für Käufer ist das eine Kombination des Schlechtesten aus beiden Welten.
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein
Zinsbindung und Tilgung nur mit Vorsicht reduzieren
Wer die Monatsrate möglichst niedrig halten möchte, kann auch bei der Finanzierung selbst ansetzen: Kurze Zinsbindungen und niedrige Tilgungsraten sind etwas günstiger als lange Zinsfestschreibungen und eine hohe Anfangstilgung. Derzeit liegt der repräsentative Bestzins für eine 20-jährige Zinsbindung bei 3,1 Prozent, für 10-jährige Darlehen bei rund 2,7 Prozent und für 5-jährige bei gut 2,5 Prozent.* Liegt es dann nicht nah, sich einfach nur für fünf Jahre festzulegen in der Hoffnung, dass der Zins dann gleich hoch oder sogar niedriger ist? Privatleuten, die ihre eigene Immobilie langfristig sicher abbezahlen wollen, rät Michael Neumann davon ab. Denn bei einer kurzen Laufzeit wird das Zinsänderungsrisiko sehr groß – also die Wahrscheinlichkeit, dass der Zins dann höher ist und damit auch die Monatsrate. Dazu kommt, dass nach fünf Jahren nur ein sehr geringer Anteil des Darlehens getilgt ist, weil zu Beginn die Zinszahlungen noch sehr hoch sind. Das verschärft das Zinsänderungsrisiko noch einmal zusätzlich, weil der Anschlusskredit in fünf Jahren sehr hoch ausfallen wird. Die klare Empfehlung von Michael Neumann lautet daher: den jetzigen Zins lieber langfristig festlegen und das Darlehen damit so sicher wie möglich gestalten.
* Der individuelle Zinssatz variiert. Der Baufinanzierungsrechner berücksichtigt die jeweiligen Rahmendaten.
Welche Zinsbindung ist für mich persönlich optimal?

hat zuletzt eher garten- als hausgemacht (die Sturmschäden!) / hat noch keine Immobilie finanziert – ist aber dabei, dem Vermieter seine Großstadt-Wohnung abzubezahlen / kommuniziert seit 2016 für Dr. Klein intern, extern und sehr gerne mit Presseleuten / liebt es, mit VW-Bus, Rad und Wanderstiefeln unterwegs zu sein