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Pandemie und kein Ende in Sicht: So steht es um die Bauzinsen!

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Vergrößerte EZB-Hilfsprogramme, verlängerte Lockdowns, verzögerte Impfstarts – nach wie vor hat die Pandemie Europa und Deutschland fest im Griff. Was bedeutet das für die aktuellen Bauzinsen und vor welchen Herausforderungen stehen die, die sich jetzt ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder bauen wollen? Antworten gibt der aktuelle Zinskommentar.

Die EZB hat alle Geldhähne aufgedreht, Europa wird mit Geld geflutet: Seit 2015 sind drei Billionen Euro geflossen (für die, die beim Zählen der Nullen wie ich manchmal durcheinanderkommen, zur Erinnerung: Eine Billion hat 12 davon, es sind tausend Milliarden) und das aktuelle Programm PEPP ist im Dezember um 500 Milliarden Euro auf 1,8 Billionen erweitert worden. Ziel der immensen Ausgaben: Die Wirtschaft in Europa so heile wie möglich durch die Corona-Krise zu bringen und – so EZB-Chefin Christine Lagarde – „vorteilhafte Finanzierungsbedingungen zu schaffen“.

Kommt die Inflation?

Die 2-Prozent-Grenze erreicht die Inflation in Deutschland bis auf Weiteres nicht.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein
bauzinsen-januar-2021

Dass sich die Wirtschaft wieder erholt, steht nicht nur für die Experten außer Frage. Wenn die Impfungen den Wettlauf gegen Corona-Mutationen gewinnen, der Lockdown ein Ende hat und wir uns nicht mehr (oder nur noch wenig) einschränken müssen, werden viele wieder mehr Geld ausgeben. Freunde im Restaurant treffen! Reisen! Dinge kaufen. Vor diesem Hintergrund sagen einige eine stark steigende Inflation voraus.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein, ist da verhaltener. Er geht davon aus, dass sich die Wirtschaft eher langsam erholt, zumal die Impfungen alles andere als zügig angelaufen sind: „Ich rechne in Deutschland frühestens im zweiten Quartal mit einem Konjunkturaufschwung. Mit etwas Zeitverzug wird dann auch die Inflation ansteigen: In 2021 geht sie aber voraussichtlich nicht in Richtung zwei Prozent.“ Die EZB sieht diese Tendenz auch auf europäischer Ebene und prognostiziert eine Inflation von 1,3 Prozent bis Ende 2023.

Was bedeutet das für die Bauzinsen?

„Bauzinsen bleiben niedrig, auch wenn mit temporären Schwankungen zu rechnen ist.

Michael Neumann
Michael Neumann, Dr. Klein
Michael Neumann

„Durch die massiven Anleihekäufe seitens der EZB sind deren Renditen der Staatsanleihen niedrig – und damit bleiben auch die Immobilienzinsen im Keller“, meint Michael Neumann. Seit Oktober dümpelt der Bestzins für 10-jährige Darlehen bei rund 0,4 Prozent, im Spätsommer war er sogar noch niedriger. Und alles deutet darauf hin, dass sich an dem extrem niedrigen Niveau auf absehbare Zeit nichts wesentlich ändert. Denn die EZB wird die Zinsen auch weiterhin künstlich niedrig halten, ein Ende der expansiven Geldpolitik ist nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Bei der aktuellen Überprüfung ihrer Strategie könnte Lagarde die Bedingungen dafür schaffen, dass selbst bei einer Inflation von über zwei Prozent die Geldhähne nicht automatisch zugedreht werden müssen. Das spricht auch langfristig für niedrige Zinsen, und mindestens in diesem Jahr werden Baufinanzierungen weiterhin günstig bleiben. „Bauzinsen bleiben niedrig, auch wenn mit temporären Schwankungen zu rechnen ist“, schätzt Michael Neumann.   

Werden die Kriterien für Baukredite strenger?

Zinsen sind also nicht das Problem für angehende Hauskäufer. Die Herausforderung ist im Moment eher, eine passende Immobilie zu finden – und das auch noch zu einem akzeptablen Preis. Denn das Angebot ist knapp und die Nachfrage sehr viel größer. Zumal immer mehr Anleger in Wohnimmobilien investieren und so mit Leuten konkurrieren, die nichts lieber möchten als in den eigenen vier Wänden zu wohnen.

Vor kurzem haben auch Umfrageergebnisse der EZB unter europäischen Banken zu Verunsicherungen geführt: Von verschärften Kreditvergaberichtlinien ist die Rede, und Plänen einiger Banken, auch bei Immobiliendarlehen strengere Maßstäbe anzusetzen. Mit Blick auf Deutschland sieht Michael Neumann das entspannt und bemerkt keine angezogenen Schrauben. Allerdings sind pandemiebedingt Einschränkungen möglich – zum Beispiel wenn jemand in Kurzarbeit ist und das Unternehmen oder die Branche schlechte Perspektiven für eine Erholung hat. Wer sich von seinem Arbeitgeber eine Bestätigung ausstellen lässt, dass die Kurzarbeit bis zu einem bestimmten Datum befristet ist und danach wieder die reguläre Arbeitszeit gilt, hat hier bessere Karten. In jedem Fall lohnt sich ein Gespräch mit Finanzierungsexperten, die die Bankenlandschaft kennen.


Wie sieht meine persönliche Baufinanzierung aus?


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