Omikron und die Bauzinsen: Der Zinskommentar in 120 Sekunden

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Lesezeit: 3 Minuten

Die Zeiten sind auch ohne Omikron unsicher genug, da hat die neue Virus-Variante nicht gefehlt. Aber die Welle rauscht heran – verbunden mit neuerlichen Einschränkungen, möglichen harten Lockdowns und prognostizierten hohen Krankenständen. Was das für die Bauzinsen bedeuten könnte, erläutert Michael Neumann in knapp über zwei Minuten:

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Im Video beantwortet Michael Neumann diese Fragen:

  • Omikron und die vierte Welle: Was bedeutet die neue Virusvariante für Baufinanzierungen?
  • Wie entwickeln sich die Zinsen für Baufinanzierungen?

Inflationserwartungen angehoben

Neben der Infektionswelle haben uns zuletzt auch die anhaltend hohen Inflationsraten auf Trab gehalten – die Europäische Zentralbank musste ihre ursprünglichen Prognosen revidieren. Zunächst hieß es, dass das „Vorübergehend“ für die Inflation doch noch länger andauern würde. Jetzt korrigierte die EZB ihre Inflationserwartung für das gesamte Jahr 2022, und zwar mit einem großen Sprung: Sie erwartet im Schnitt eine Rate von 3,2 Prozent – statt 1,7 Prozent wie noch im September. Das ist deutlich über dem Ziel von zwei Prozent. Angesichts der aktuell hohen Zahlen – im November sind es 4,9 Prozent im Euroraum und 5,2 Prozent in Deutschland – fordern einige Experten schon seit längerem, gegenzusteuern. Die Geldhähne müssten zugedreht werden, um eine galoppierende Preissteigerung zu verhindern.

Kerninflation Dezember 2021
Kerninflation November 2019-2021

Wende in der Geldpolitik?

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG

Gelegenheit zur geldpolitischen Wende hatte die EZB-Chefin Christine Lagarde in der Ratssitzung am 16. Dezember: Wegweisende Entscheidungen zum Notfall-Pandemie-Programm PEPP waren nötig, weil das 1,85 Billionen schwere Wirtschaftshilfe nur bis März 2022 vorgesehen war.  Und Lagarde hat entschieden: Das Hilfsprogramm wird fristgerecht auslaufen, eine Verlängerung ist nicht geplant. Was ein erster Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik hätte sein können, wurde durch zusätzliche Maßnahmen relativiert: PEPP geht zwar zu Ende, das älteres Anleihekaufprogramm APP wird aber aufgestockt. Deshalb lässt sich nicht wirklich von einem beginnenden Ausstieg aus dem billigen Geld sprechen – oder, wie Michael Neumann es saisonal formuliert:

Unterm Strich spielt es keine Rolle, ob die EZB das Pandemie-Kaufprogramm auslaufen lässt und dafür ein anderes verwendet: Sie wird sie weiter aktiv in den Markt eingreifen und damit die Zinsen beeinflussen. Wie sie den Topf nennt, aus dem sie frisch gedrucktes Geld entnimmt, ist Schmuck am Baum.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein

Omikron  Co. – die Zinsen bleiben niedrig

Also gilt auch weiterhin: Zwar steigt der Inflationsdruck, aber die Zinsen ziehen nicht nach. Kurzfristig sieht Michael Neumann kein Aufwärtspotenzial, sondern eine „Seitwärtsbewegung“: kleinere Schwankungen sind möglich, aber keine größeren oder nachhaltigen Steigungen. Was das nächste Jahr bringt? Wirtschaftlich sind zumindest für die erste Jahreshälfte die Aussichten getrübt, unter anderem durch anhaltende Lieferengpässe und weitere Preissteigerungen.

Und dabei ist noch gar nicht klar, wie gefährlich Omikron tatsächlich ist und wie die Virusvariante die Wirtschaft ausbremsen wird (vom privaten Leben ganz zu schweigen). „Das Wirtschaftswachstum könnte sich durch Lockdowns, Investitionszurückhaltung und noch größere Lieferschwierigkeiten wieder verlangsamen“, vermutet Michael Neumann. Das würde die Inflation hemmen und auch den Druck auf die EZB reduzieren, die Kaufprogramme sukzessive zurückzufahren. Kurzum: Zinsanstiege könnten in noch weitere Ferne rücken und auch die Baufinanzierungszinsen würden niedrig bleiben.

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Langfristige Planung in unsicheren Zeiten

In Sachen Baufinanzierung besteht für Immobilienkäufer also erst einmal kein Anlass zur Unruhe. Die Herausforderung ist momentan viel eher, eine wirklich passende Immobilie zu einem angemessenen Preis zu finden. Wenn es zur Finanzierung kommt, rät Michael Neumann zurzeit zu langen Zinsbindungen. Denn auch wenn im nächsten Jahr keine großen Sprünge zu erwarten sind: es ist eher unwahrscheinlich, dass sie sich auch noch in zehn oder zwanzig Jahren auf diesem Niveau befinden. „Wenn mit tendenziell steigenden Zinsen in den nächsten Jahren zu rechnen ist, erkauft man sich mit langfristigen Festschreibungen eine sehr hohe Planungssicherheit. Wer auf Nummer Sicher gehen will, findet auch Kreditgeber, die Volltilgerdarlehen mit mehr als 35 Jahren Laufzeit anbieten“, so der Tipp von Michael Neumann.


Wie wirkt sich die Zinsbindung auf die eigene Kreditrate aus?


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