Hauskredit trotz Elternzeit – ein Erfahrungsbericht

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„Es tut mir leid, ihr Elterngeld können wir in die Haushaltsrechnung nicht mit einrechnen“ Bämmm! Das hatte gesessen. Ich saß mit meinem Mann bei unserer Hausbank, denn wir hatten nach langer Suche ein passendes Haus für uns und unsere zwei Kinder gefunden. Nun sollte der Hauskredit auf solide Beine gestellt werden, aber statt optimistisch und hoffnungsfroh zu sein, verließ ich die Bank und stand weinend mitten in Hamburg. Selten fühlte ich mich wortwörtlich so wertlos. Ich war gerade mit unserem zweiten Sohn in Elternzeit. Ich hatte nach der Geburt des ersten Kindes in Teilzeit gearbeitet und es war klar, dass ich auch nach der zweiten Elternzeit in den Beruf zurückkehren würde. Die Bank jedoch erkannte mein Elterngeld oder mein potenzielles zukünftiges Gehalt nicht als festes Einkommen für unseren Hauskredit an.

Wer suchet, der findet: 3 Jahre als Familie auf Haussuche

Seit der Geburt unseres ersten Kindes suchten wir nach einem Haus, 3 Jahre waren es inzwischen. Am liebsten ein Einfamilienhaus, nicht so klein, möglichst neu. Also das, was alle suchten 😊. Und dann war es da. Freitags besichtigten wir das Haus. Freitagabend entschieden wir uns, ein Angebot zu machen. Am Sonntag hatten wir die Zusage der Verkäufer. Schnelligkeit war unser Trumpf, denn die Interessenten standen Schlange. Ein Einfamilienhaus am Stadtrand mit guter Anbindung, nahezu neu mit gutem Grundriss. Montags saßen wir bei unserer Bank, denn wir hatten große Sorge, das Haus würde an jemand anderen gehen, sollte die Finanzierungszusage zu lange brauchen.

Vorbereitung ist alles: Planung der Immobilienfinanzierung

Natürlich hatten wir vorab kalkuliert. Wir waren 3 Jahre nicht im Urlaub, haben jeden Euro, der übrig war gespart, um ausreichend Eigenkapital anzusparen. Als wir uns entschieden, ein Haus zu kaufen, begann ich ein Haushaltsbuch zu führen. Alle Einnahmen, alle Ausgaben wurden aufgelistet, um zu sehen, wo sich Sparpotenzial versteckt. Versicherungen wurden gewechselt und angepasst, im Alltag aufs Geld geachtet und Konsumausgaben reduziert. Das Ergebnis: ausreichend Eigenkapital, um die Kaufnebenkosten (die immerhin 15 % der Gesamtkosten ausmachen können) zu stemmen und eine gute Basis für unseren Hauskredit zu haben.

Ein weiterer Vorteil dieser akribischen Vorbereitung war, dass wir genau wussten, was wir uns leisten konnten und wie hoch die monatliche Belastung maximal sein durfte. Wir dachten, wir hätten unsere Hausaufgaben gemacht.

Es wird ernst: Elterngeld zählt nicht als Einkommen für die Haushaltsrechnung

Nun saßen wir also hoffnungsfroh bei unserer Hausbank und der Berater teilte uns mit, dass mein Elterngeld nicht als Einkommen zählen würde. Damit hatten wir nicht gerechnet, denn in unserer Haushaltsrechnung war mein Elterngeld natürlich eine Einnahme und fester Bestandteil unseres monatlichen Budgets.

Unser Berater erklärte uns: Das Elterngeld ist kein dauerhaftes, festes Einkommen, sondern eine zeitlich begrenzte Zahlung. Weiterhin ist für den Darlehensgeber das Risiko hoch, dass die Berufstätigkeit nach der Elternzeit nicht fortgeführt wird, daher wird Elterngeld nicht als festes Einkommen eines Haushalts anerkannt.

Jeder Euro zählt: Hauskredit während der Elternzeit mit einem Gehalt

Es blieb uns also nichts anderes übrig, als die Finanzierungsanfrage ohne Berücksichtigung meines Einkommens zu stellen. Wie sich später zeigen sollte, war es das Beste, was uns passieren konnte.

Es wurde also nur mit dem Einkommen meines Mannes kalkuliert. Die Finanzierung war möglich, die Konditionen ließen zu wünschen übrig. Mit 20.000 € mehr Eigenkapital würde die Sache gleich ganz anders aussehen. Doch woher nehmen? Alles, was wir hatten war einkalkuliert, nirgendwo lagen einfach so 20.000 € herum. Glücklicherweise sprangen uns unsere Familien zur Hilfe. Von jeder Seite gab es ein privates Darlehen in Höhe von 10.000 €. Mit dieser Erhöhung des Eigenkapitals lag der Zinssatz und somit die monatliche Rate des Hauskredits genau in unserem Budget und wir reichten den Antrag zur Finanzierung ein. Der Kredit wurde problemlos genehmigt und wir konnten das Haus kaufen.

Warum es das Beste war, was uns passieren konnte, dass mein Elterngeld nicht Bestandteil der Haushaltsrechnung war?

Zu Beginn der Corona-Pandemie standen wir, wie so viele, plötzlich vor dem Thema Kurzarbeit. 67 % des üblichen Gehalts. Das Erste, was ich tat, war unser Haushaltsbuch zu öffnen, um zu rechnen. Was würde eine Kurzarbeit für unsere monatlichen Einnahmen bedeuten, können wir unser Darlehen weiterhin begleichen? Ja, konnten wir. Und zwar vor allem, weil mein Einkommen kein Teil unserer Haushaltsrechnung für die Immobilienfinanzierung war. Ich war inzwischen längst in den Beruf zurückgekehrt und unser Hauskredit konnte auch unter widrigen Umständen bedient werden, was für eine Erleichterung!

Auf Los gehts los: Immobilienfinanzierung während der Elternzeit ist möglich

Mehr Platz, mehr Freiraum, kein Stress mit den Mietern über oder unter uns, all das waren Gründe für unseren Wunsch nach einem Eigenheim. Trotz des ersten Schlags in die Magengrube würde ich allen Eltern sagen: Macht das, lasst euch beraten und prüft eure Möglichkeiten, denn eine Finanzierung während der Elternzeit hat eben auch Vorteile.

Die Berechnung des Hauskredits auf Basis eines Einkommens sorgt dafür, dass ihr euch in keinem Fall übernehmt. Eventuelle Veränderungen der Lebenssituation, wie Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, eine schwere Krankheit o.ä. erschüttern nicht gleich eure gesamte Wohnsituation.

Sobald die Elternzeit beendet ist und wieder zwei Gehälter die Haushaltskasse füllen, ist dann meist auch noch genug Budget für die schönen Dinge des Lebens übrig und das ist doch unbezahlbar.


Weitere Infos zu diesem Thema findet ihr in unserem Dr. Klein Ratgeberbereich:


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