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Dritter Impfstoff-Durchbruch: Wie reagieren die Bauzinsen?

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Den dritten Montag in Folge sorgt eine Impfstoff-Meldung für Euphorie: Nach BioNtech und Moderna vermeldete diese Woche AstraZeneca einen Durchbruch bei der Impfstoff-Entwicklung. Wie reagieren die Märkte auf diese Nachrichten? Und was bedeuten sie für die Bauzinsen? Das analysieren wir im aktuellen Zinskommentar!

Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie ist groß: Laut Gesundheitsminister Jens Spahn könnten in Deutschland schon im Dezember erste Impfzentren öffnen. An den Börsen sorgten diese Neuigkeiten für ein wahres Kursfeuerwerk: Nach der ersten Meldung zu einem Impfstoff-Durchbruch von der Mainzer Pharmafirma BioNtech und ihrem US-Partner Pfizer erlebte der Dax einen der stärksten Anstiege der letzten fünf Jahrzehnte.

Doch genau wie das metaphorische Feuerwerk war auch die Hochstimmung auf den Märkten schnell vorbei. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe hatte Anfang November mit -0,64 Prozent zunächst den tiefsten Stand seit Mitte März erreicht. Nach der Impfstoffmeldung stieg sie zwar kurzfristig auf -0,48 Prozent, sank jedoch nur wenige Tage später genauso schnell wieder ab. „Auf die Bauzinsen hat dieser leichte und zeitlich begrenzte Anstieg kaum Auswirkungen“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein. „Der minimale Zinsanstieg nach der BioNtech-Meldung hat sich bereits wieder relativiert.“ Auch die folgenden Meldungen von Moderna und AstraZeneca hatten keinen Einfluss auf die Baufinanzierungskonditionen.

Die Bauzinsen verharren weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Ein Aufwärtstrend ist nicht zu erkennen. Der Bestzins für 10-jährige Hypothekendarlehen liegt unverändert bei 0,41 Prozent und auch längere Zinsbindungen bleiben mit 0,65 Prozent (15 Jahre) und 0,92 Prozent (20 Jahre) günstig. Die steigenden Fallzahlen, die anhaltenden Lockdowns in vielen Staaten sowie die konjunkturelle Abschwächung sorgen weiterhin für eine hohe Unsicherheit. Bundesanleihen, die unter Anlegern als „sichere Häfen“ gelten, bleiben damit gefragt und mit einem nachhaltigen Anstieg der Zinsen ist daher trotz der Impfstoff-Entwicklungen nicht zu rechnen.

„Die Verfügbarkeit eines Impfstoffes hatten die Währungshüter für 2021 ohnehin einkalkuliert. Positive Meldungen von BioNTech oder Moderna haben daher kaum Auswirkungen auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein

Kein Anstieg in Sicht: EZB wird die Zinsen tief halten

Anleger, die nach der Impfstoff-Meldung auf eine rasche Erholung der Wirtschaft oder gar einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik spekuliert hatten, wurden auch von der EZB schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Die Währungshüter warnen angesichts der anhaltenden Unsicherheit vor einer vorschnellen Rücknahme der Hilfsmaßnahmen. In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht schreibt die EZB, ein zu früher Ausstieg aus den Hilfsmaßnahmen könne das Wachstum ausbremsen und die Zahl der Firmenpleiten erheblich steigen lassen.

Selbst wenn ein Ende der Pandemie abzusehen ist, bleibt es dabei, dass sich viele Staaten aufgrund ihrer Rekordschuldenstände deutlich höhere Zinsen kaum leisten können. Ein abrupter Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik ist so gut wie ausgeschlossen.

Michael Neumann

Der Zins-Experte Neumann geht davon aus, dass die EZB auch im kommenden Jahr massiv in die Märkte eingreifen und das Zinsniveau niedrig halten wird: „Die Verfügbarkeit eines Impfstoffes hatten die Währungshüter für 2021 ohnehin einkalkuliert. Positive Meldungen von BioNTech und Moderna haben daher kaum Auswirkungen auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB. Viele Fragen zur Verfügbarkeit und Verteilung des Impfstoffes sind zudem ungeklärt, die Unsicherheit bleibt hoch.“ 

Michael Neumann hält es für wahrscheinlich, dass die EZB sich auf ihrer Dezember-Sitzung deutlich zu weiteren Maßnahmen positionieren wird: „Die Währungshüter werden alles tun, um sich gegen die Corona-Krise zu stemmen und möglicherweise bereits die Ausweitung des Notfallprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) beschließen. Selbst wenn ein Ende der Pandemie abzusehen ist, bleibt es dabei, dass sich viele Staaten aufgrund ihrer Rekordschuldenstände deutlich höhere Zinsen kaum leisten können. Ein abrupter Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik ist so gut wie ausgeschlossen.“  


Welche Zinsen bekommt ihr für eure Baufinanzierung?


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