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Bauzinsen fallen auf neues Rekordtief

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Das Coronavirus versetzt die Weltwirtschaft in den Panikmodus und die Bauzinsen haben gerade den tiefsten Stand ihrer Geschichte erreicht. Für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung zahlen Baufinanzierer nur noch 0,41 Prozent Zinsen. Eine regionale Bank senkt den Zins sogar auf 0,31 Prozent. Wie geht es jetzt weiter?

Eins ist klar: Das Coronavirus trifft die Weltwirtschaft in einem besonders sensiblen Moment und versetzt der ohnehin schwachen Konjunktur gerade einen weiteren Dämpfer. Zahlreiche Staaten leiden mittlerweile massiv unter den Folgen des neuen Erregers – allen voran China, wo nach wie vor mehrere Millionen Menschen unter Quarantäne stehen und die Wirtschaft in einigen Regionen zum Erliegen gekommen ist. Auch in den zweit- und drittgrößten Volkswirtschaften Asiens ist der Virus angekommen: Japan droht eine Rezession und Südkorea rief jüngst die höchste Krisenalarmstufe aus.

In Europa ist ausgerechnet Italien am schlimmsten betroffen – ein Land, das mit einer Staatsverschuldung von mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ohnehin das europäische Sorgenkind ist. Besonders tragisch für die italienische Wirtschaft: Der Ausbruch des Coronavirus betrifft vor allem die norditalienische Wirtschaftsregion rund um Mailand.

„Auch Deutschland würde eine weitere Ausbreitung des Virus und ein Einbruch der Weltwirtschaft massiv treffen“, sagt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG. „Die deutsche Industrie ist in hohem Maße vom Export abhängig und damit besonders anfällig für die Schwankungen der Weltwirtschaft.“ Der DAX brach in der vergangenen Woche bereits um mehr als 12 Prozent ein. Es war die schwärzeste Börsenwoche seit der Eurokrise 2011.

Infizierte Wirtschaft: Corona-Panik auf den Märkten

Wie lange und wie stark sich das Virus ausbreiten und wie sehr es die globale Konjunktur bremsen wird, ist absolut ungewiss – auch wenn einige Crash-Propheten bereits Vergleiche mit der Finanzkrise 2008 oder gar mit der Spanischen Grippe von 1918 ziehen. Ein kurzer Blick auf die Zahlen zeigt: In Deutschland gibt es aktuell etwas mehr als 200 bestätigte Corona-Fälle (Stand: 04.03.2020). Zum Vergleich: Bis Ende Februar wurden 98.442 Fälle der „normalen“ Influenza-Grippe nachgewiesen. Die Panik vor dem Coronavirus – unabhängig davon, ob und wie berechtigt sie sein mag – breitet sich also deutlich schneller aus als das Virus selbst.

Gerade aufgrund der hohen Unsicherheit sind zwar kurzfristig weitere Kursverluste wahrscheinlich, langfristig könnte aber vor allem das zügige Handeln zahlreicher Notenbanken für eine Stabilisierung der Märkte sorgen. Die chinesische Notenbank senkte die Zinsen bereits frühzeitig. Gestern führte auch die Fed eine umstrittene „Not-Zinssenkung“ durch. Der amerikanische Leitzins liegt nun in der Spanne zwischen 1 und 1,25 Prozent. Im Euroraum liegt der Leitzins bereits bei null Prozent, der Einlagezins für Banken bei -0,5 Prozent. Auch die EZB gibt sich zwar handlungsbereit, ihr Instrumentenkasten ist im Vergleich zur Fed allerdings deutlich ärmer bestückt.

Von Seiten der Politik kommt ebenfalls Unterstützung: Japan und Südkorea beschlossen umfangreiche Konjunkturpakete. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte plant, sich mit zusätzlichen Mitteln in Milliardenhöhe gegen die Folgen des Virus zu stemmen. Und auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz erklärte, dass Deutschland die Wirtschaft stützen werde, falls dies nötig werden sollte.

Unsicherheit drückt die Bauzinsen: neues Rekordtief erreicht

Eine mehr oder weniger positive Auswirkung der aktuellen Unsicherheit: Die Bauzinsen sind auf ein neues historisches Rekordtief gefallen. Der Bestzins für ein Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung fiel auf 0,41 Prozent. Eine regionale Bank senkte den Zins sogar auf 0,31 Prozent. Und es könnte sogar noch weiter runter gehen: „Solange die Unsicherheit durch das Coronavirus bestehen bleibt, wird sich an der aktuellen Zinssituation nichts ändern. Es ist nicht auszuschließen, dass das aktuelle Rekordtief erneut durchbrochen wird“, so die Prognose Michael Neumanns.

Das Problem an der extremen Niedrigzinsphase: Sie befeuern die ohnehin hohe Nachfrage nach Immobilien und dürften daher zu weiter steigenden Immobilienpreisen führen.

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