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Aktuelle Entwicklung der Zinsen und Immobilienpreise: Einfluss der EZB-Politik

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Nachdem die EZB im März angekündigt hat, das Tempo der Anleihekäufe zu beschleunigen, behält sie den Kurs bis auf Weiteres bei. Was bedeutet das für die Baufinanzierungen und wie beeinflussen die Entscheidungen die Immobilienmärkte? Der Zinskommentar erklärt die aktuelle Lage.

Zurzeit das wichtigste Ziel der EZB: günstige Finanzierungsbedingungen schaffen. Damit will sie die Staaten während der Pandemie über Wasser halten und die Wirtschaft anschließend schnell wieder auf Spur bringen. Ihre Maßnahmen sind weit offene Geldhähne, unter anderem in Form des Notfallprogramms PEPP, das Anleihekäufe in Höhe von 1850 Milliarden Euro bis zunächst März kommenden Jahres vorsieht. Außerdem hält sie den Leitzins schon seit 5 Jahren auf 0 und berechnet Banken Negativzinsen, damit sie das Geld in Umlauf bringen.

Hohe Immobilienpreise – Ursache und Aussichten  

Günstige Finanzierungsbedingungen meint: niedrige Zinsen und damit eine geringe Verschuldung bei Investitionen. Das gilt nicht nur für Staaten und Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen – besonders bei größeren Anschaffungen lohnt es sich, die Niedrigzinsphase zu nutzen. Dies hat in den letzten Jahren das Interesse an Wohnimmobilien angeheizt – und der run auf Wohneigentum ebbt nicht ab. Denn niedrige Zinsen bedeuten gleichzeitig auch: Sparkonten lohnen sich nicht mehr.

Durch die hohe Nachfrage und die mangelnden Alternativen, Geld gewinnbringend anzulegen, sind die Immobilienpreise zum Teil drastisch gestiegen. Dr. Klein Vorstand Michael Neumann sieht nicht, dass diese Entwicklung bald ein Ende findet: „Alle Rahmenbedingungen sprechen für eine Fortsetzung der Preisspirale: Das Finanzierungsumfeld bleibt weiterhin sehr günstig und Wohnraum begehrt. Zumal der Zuzug nach Corona wieder an Dynamik gewinnt, neue Lebens- und Arbeitskonzepte den Trend zu mehr Wohnfläche beschleunigen, und auch durch steigende Lebenserwartungen und mehr Singlehaushalte Wohnraum knapp bleibt.“

Aktuelle Zinslage

Vor ein paar Wochen sind die Baufinanzierungszinsen angestiegen. Allerdings nur leicht. Die Bestzinsen für ein 10-jähriges Baudarlehen bewegen sich aktuell (am 28.04) zwischen 0,54 Prozent (bei einer regionalen Bank) und 0,61 Prozent (bei einer überregionalen Bank). Voraussetzung hierfür ist eine sehr gute Bonität und ein hoher Eigenkapitaleinsatz. Der individuelle Zins für das Bau- oder Kaufvorhaben liegt meistens darüber – der Bauzinsrechner gibt einen ersten Hinweis, wie hoch er ungefähr wäre.  

Obwohl das Niveau immer noch extrem niedrig ist, fragen sich einige, ob sich ein solcher Zinsanstieg auf ihre Baufinanzierung auswirkt oder diese sogar vereitelt. Fakt ist: Die Monatsrate erhöht sich, wenn der Zins höher ist. Aber Michael Neumann gibt Entwarnung: „Die sehr überschaubaren Schwankungen werden für niemanden den Ausschlag zuungunsten einer Baufinanzierung geben.“ Die Banken kalkulierten ohnehin mit einem theoretisch höheren Zins, den die Kunden sich leisten können müssen. Und ein finanzieller Puffer sollte immer dabei sein – schließlich geht es ja darum, während der Rückzahlung des Darlehens noch angenehm zu leben. Bevor die Finanzierung auf so wackeligen Beinen steht, dass ein Plus von 0,25 oder 0,3 Prozent den Ausschlag gibt, sollte eher nach einer günstigeren Immobilie Ausschau gehalten werden.

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Kurzfristiger Zinsanstieg möglich

„Bis Ende des Jahres 2021 werden die Zinsen vermutlich weiter auf historisch niedrigem Niveau bleiben und sich nur geringfügig bewegen.“

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein
Michael Neumann, Dr. Klein
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender und Zinsexperte

Die Wirtschaftsaussichten sind gut: Mittlerweile nimmt auch hier die Impfkampagne Schwung auf und voraussichtlich ist jeder, der möchte, schon im Sommer gegen Corona geimpft. Das heißt: endlich auch wieder geöffnete Gastronomie und Kultur, stationärer Einzelhandel und reisen! Möglicherweise könnte die anziehende Konjunktur die Zinsen beeinflussen. „Wenn sich die Wirtschaft im Lauf des Jahres deutlich erholt, ist auch mit einer zunehmenden Inflation zu rechnen – und in Folge könnten Baufinanzierungszinsen kurzfristig etwas teurer werden“, so die Prognose von Michael Neumann. Aber dies ist kein Grund, unruhig zu werden. Ihm zufolge halten sich das Ausmaß und auch die Länge des Anstiegs in Grenzen: „Die Anleihekäufe der EZB wirken dem entgegen und für 2022 gehe ich wieder von einer abflauenden Inflation aus. Bis Ende des Jahres 2021 werden die Zinsen vermutlich weiter auf historisch niedrigem Niveau bleiben und sich nur geringfügig bewegen.“


Wie sieht meine persönliche Baufinanzierung aus?


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