Bauzinsen und Corona: Zinsniveau ist und bleibt historisch günstig
Lübeck, 17.06.2020: Die Corona-Krise trifft Deutschland hart. Die gute Nachricht: Trotz Corona sind die Bauzinsen weiterhin günstig, eine Zinswende in 2020 ist unwahrscheinlich. Warum das so ist, erklären wir Ihnen hier.

- Wo lagen die Bauzinsen am Jahresanfang?
- Wie entwickeln sich die Bauzinsen aktuell in der Corona-Zeit?
- Warum steigen die Bauzinsen nicht signifikant?
- Wie beeinflussen Bundesanleihen die Bauzinsen?
- Wie wirkt sich eine Rezession auf die Bauzinsen aus?
- Baufinanzierung: Worauf Immobilienkäufer jetzt achten sollten
- Beratung anfordern
Wo lagen die Bauzinsen am Jahresanfang?
Eine nachhaltige Zinswende bei den Bauzinsen, also ein signifikanter Anstieg, war schon vor der Corona-Krise nicht sehr wahrscheinlich. Die globale und deutsche Wirtschaft stotterte bereits im Vorjahr. So stieg das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP), ein Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes, in 2019 nur um 0,6 Prozent. Das niedrigste Wachstum seit 2013. Handelskonflikte (USA und China, USA und Europa), der Brexit und seine Folgen oder die niedrige Inflation trugen beispielsweise dazu bei, dass sich die globale und deutsche Konjunktur merklich abkühlte. So starteten die Bauzinsen mit einem Rekordtief ins neue Jahr. Der Bestzins für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen lag im Januar 2020 bei 0,60 Prozent, während die Rendite für eine zehnjährige Bundesanleihe zwischen -0,2 und -0,4 Prozent pendelte.
Wie entwickeln sich die Bauzinsen aktuell in der Corona-Zeit?
Bauherren und Immobilienkäufer können mit frohem Mute in die Zukunft blicken: Trotz Corona sind die Bauzinsen weiterhin extrem günstig und ein signifikanter Zinsanstieg ist auch bis Ende 2020 unwahrscheinlich. Aktuell liegt der Bestzins für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen bei 0,41 Prozent, bei Darlehen mit 15 Jahren Zinsbindung sind es 0,71 Prozent und bei 20 Jahren 0,99 Prozent (Stand 15.06.2020).
Bauzinsen: Prognose
- Kurzfristig (1 Monat): schwankend
- Mittelfristig (6 Monate): Leicht steigend
Ein Blick auf die Zinsentwicklung zeigt: Im Juni 2010 lag die Sollzinsbindung für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen bei 3,60 Prozent, bei 15 Jahren waren es 4,04 Prozent und bei 20 Jahren 4,21 Prozent. Die Bauzinsen sind also in den letzten zehn Jahren grob gerundet um 75 Prozent gefallen. Parallel steigen die Immobilienpreise für Wohngebäude in vielen Teilen Deutschlands: seit 2015 um 17 Prozent.

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, hält zwar einen moderaten Anstieg in 2020 für möglich, „doch der wird sich in einem überschaubaren Rahmen halten. Auch dann wird das Zinsniveau immer noch auf einem im historischen Vergleich absolut günstigen Niveau verbleiben.“ Kurzfristig – also in den nächsten vier Wochen – rechnet er nur mit einer geringen Bewegung bei den Bauzinsen.
Chart: Bestzins 10-jähriger Hypothekendarlehen und Rendite 10-jähriger Bundesanleihen (Juni 2018 - Juni 2020)
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Warum steigen die Bauzinsen nicht signifikant?
Michael Neumann weist daraufhin, dass auch die Märkte von einem langfristigen niedrigen Zinsniveau ausgehen. „In der Vergangenheit war die Zinsdifferenz zwischen einer zehn- und zwanzigjährigen Zinsbindung deutlich höher als heute. Das zeigt, dass auch auf lange Sicht kein nennenswerter Zinsanstieg erwartet wird.“
Für die Zinsprognose gibt es Indikatoren, die für ein niedriges Zinsniveau sprechen. Neben der globalen schwachen Konjunktur sorgt die Unsicherheit durch Corona dafür, dass viele Anleger ihr Geld in deutsche Staatsanleihen investieren. Die hohe Nachfrage lässt die Rendite der Staatsanleihen sinken und somit können die Bauzinsen kaum steigen. Zudem befindet sich die Europäische Zentralbank (EZB) im Corona-Krisenmodus. Der niedrige Leitzins (Null Prozent) sowie Anleihekäufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren in Billionenhöhe halten die Kurse künstlich hoch, während die Zinsen im Keller bleiben.
Eine Abkehr von dieser expansiven Geldpolitik ist kurz- und mittelfristig unwahrscheinlich. „Hoch verschuldete Euro-Staaten wie Italien könnten bei steigenden Zinsen ihre Schulden nicht zurückzahlen. Um die Stabilität der gesamten Euro-Zone zu gewährleisten, wird die EZB deswegen alles dafür tun, einen Zinsanstieg vorerst zu verhindern“, meint Michael Neumann.
Wie beeinflussen Bundesanleihen die Bauzinsen?
Die Rendite der Bundesanleihen hat maßgeblich Einfluss auf die Höhe der Bauzinsen und ist somit ein verlässlicher Indikator dafür, wie sich die aktuellen Bauzinsen entwickeln. Sinkt die Rendite der Bundesanleihen, ziehen die Bauzinsen fast zeitgleich nach.
Die Refinanzierung von Baufinanzierungen wird in erster Linie über den Handel mit Pfandbriefen gesteuert. Dazu beleiht die Bank ihre eigenen Immobilien und die ihrer Kunden, indem sie Pfandbriefe an Anleger herausgibt. Die Anleger leihen der Bank also Geld und bekommen dafür Zinsen sowie die Rechte an den Immobilien als Sicherheit. Dieses Geld gibt die Bank weiter an Kunden, die eine Baufinanzierung benötigen. Die Kunden zahlen über viele Jahre den Kredit mit Zinsen an die Bank zurück, einen Teil davon bleibt bei der Bank und der Rest gehört den Anlegern.
Wenn die Bank höhere Pfandbriefzinsen an den Anleger zahlen muss, dann gleicht sie diesen Nachteil aus, indem sie die Baufinanzierungen höher verzinst. Damit haben wir die beiden wichtigsten Einflussfaktoren für die Bauzinsen: Staatsanleihen und Pfandbriefe. Wohin sie tendieren, dahin entwickeln sich auch die aktuellen Bauzinsen.
Wie wirkt sich eine Rezession auf die Bauzinsen aus?
Vieles hängt davon ab, ob die Corona-Pandemie noch einmal aufflammt und die deutsche Wirtschaft somit erneut fast vollständig stillsteht. Aus Angst von einer Rezession, also eine Konjunkturphase, in der das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine negative Wachstumsrate im Vergleich zum Vorjahresquartal aufweist, werden viele Anleger in die als sicher geltenden Staatsanleihen flüchten. Dies wird beispielsweise die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe weiter mindern und somit bleiben die Bauzinsen weiterhin im Keller.
Sollten Sie momentan Kurzarbeitergeld beziehen, empfehlen wir Ihnen die Corona-Pandemie abzuwarten oder zumindest in einem Beratergespräch ihre finanziellen Spielräume genauer auszuloten. Eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital oder mit wenig Eigenkapital ist bei mach einer Bank momentan nicht möglich.
Zahlreiche Staaten leiden massiv unter den Folgen des „unsichtbaren Feindes“. Es droht eine globale Rezession, Deutschland ist bereits mittendrin. Im ersten Quartal 2020 ist das BIP nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zum Vorquartal um 2,2 Prozent geschrumpft. Damit stürzte Europas größte Volkswirtschaft in die Rezession.
Die große Frage lautet nun, wie stark fällt die Rezession aus und wann springt der Wirtschaftsmotor wieder an. Die Prognosen schwanken. Die Bundesregierung rechnet mit der schwersten Rezession in der Nachkriegszeit. Sie erwartet einen BIP-Rückgang von 6,3 Prozent für 2020. Für 2021 schätzt sie, dass das BIP deutlich wächst: um 5,2 Prozent. Anfang 2022 soll das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden. Die Deutsche Bundesbank rechnet hingegen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 7,1 Prozent für 2020. In den kommenden beiden Jahren soll das Bruttoinlandsprodukt dann wieder um jeweils 3 bis 4 Prozent zulegen und somit könnte Deutschland Ende 2022 sein Vorkrisenniveau erreichen.
Baufinanzierung: Worauf Immobilienkäufer jetzt achten sollten
Damit Ihre Baufinanzierung auch während der Corona-Krise auf soliden Füßen steht, haben wir acht Tipps für Sie zusammengestellt:
- Holen Sie mehrere vergleichbare Finanzierungsangebote ein.
Zwar sind die Bauzinsen aktuell sehr niedrig, doch auch kleinste Veränderungen der Nachkommastellen fallen bei hohen Darlehenssummen ins Gewicht. Bleiben Sie ruhig, vergleichen Sie die Finanzierungsangebote und lassen Sie sich beraten.
- Eine konservative Haushaltsrechnung hilft Ihnen gerade in der Corona-Zeit.
Maximal 35 Prozent von Ihrem Haushaltsnettoeinkommen sollte in die Finanzierung des Immobiliendarlehens fließen.
- Bezahlen Sie die Kaufnebenkosten aus der eigenen Tasche.
Die Kaufnebenkosten betragen grob geschätzt 10 bis 15 Prozent des Kaufpreises. Dies honorieren Banken meist mit besseren Kreditangeboten.
- Besonders in der Corona-Krise lohnt es sich, eine lange Sollzinsbindung zu wählen.
Damit sichern Sie sich die günstigen Bauzinsen über einen langen Zeitraum (15 Jahre und länger). Das ermöglicht Ihnen eine stabile Planungssicherheit.
- Vereinbaren Sie einen kostenfreien Tilgungssatzwechsel.
Passen Sie die Ratenhöhe an Ihre Lebenssituation an. Sollte sich beispielsweise Ihre Einkommenssituation verbessern, können Sie die Rate erhöhen und damit die Laufzeit des Immobiliendarlehens verkürzen.
- Die anfängliche Tilgung sollte mindestens zwei bis drei Prozent betragen.
Je höher die Tilgung, desto schneller schrumpft Ihre Darlehenssumme.
- Denken Sie immer an die Lage.
Die Lage ist und bleibt der zentrale Faktor bei der Bewertung einer Immobilie. Neben Sie die Makrolage (Region / Stadt) und die Mikrolage (Umgebung / Stadtviertel) genauer unter die Lupe.
- Die Substanz entscheidet.
Kaufen Sie nicht übereilt, schon gar nicht in Corona-Zeiten. Beauftragen Sie lieber einen Gutachter für den Hauskauf, der Sie bei der Besichtigung der Bestandsimmobilie begleitet. Ein Laie kann selten die Bausubstanz wirklich bewerten. Somit schützen Sie sich vor unangenehmen Überraschungen, denn spätere Mängel oder Schäden muss der Verkäufer in der Regel nicht beheben.