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Finanzlexikon

Euribor-Darlehen

Euribor-Darlehen sind Baudarlehen, die einen variablen Zinssatz aufweisen. Der variable Zinssatz orientiert sich dabei an der Entwicklung des sogenannten Euribor (Euro Interbank Offered Rate), der wiederum als Referenzzinssatz für Gelder gilt, die die Banken sich untereinander leihen. Der Zinssatz kann alle drei Monate an die aktuelle Euribor-Entwicklung angepasst werden.

Wie wird der Referenzzins Euribor ermittelt? 

Seit dem 1. Januar 1999 meldet an jedem Bankarbeitstag eine Gruppe von europäischen Banken die hauseigenen Angebotssätze an das European Money Markets Institute (EMMI). 

Aus den gemeldeten Angebotssätzen streicht das European Money Markets Institute 15 Prozent der höchsten und niedrigsten Werte. Anschließend ermittelt es die durchschnittlichen Euribor-Zinssätze für die Laufzeiten: 

  • 1 Woche
  • 1 Monat
  • 3 Monate
  • 6 Monate
  • 12 Monate

Wie hoch oder niedrig der jeweilige Euribor-Zinssatz ausfällt, wird maßgeblich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt. Doch es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die die Euribor-Zinssätze bestimmen. Dazu gehören beispielsweise:

  • die Entwicklung der europäischen Konjunktur 
  • die Höhe der Inflation in Europa 
  • die Kreditwürdigkeit der jeweiligen Bank

Die durchschnittlichen Euribor-Zinssätze werden jedem Werktag um 11 Uhr (Brüsseler Zeit) veröffentlicht.

Welche Besonderheiten weist ein Euribor-Darlehen auf?

Traditionell sind in Deutschland lange Sollzinsbindungen für die Baufinanzierung beliebt, die sehr häufig per Annuitätendarlehen vergeben wird.. Als Sollzinsbindung wird der Zeitraum bezeichnet, für den der Bauzinssatz gilt — in der Regel fünf bis 30 Jahre. Während dieses Zeitraums bleibt die monatliche Rate für den Immobilienkredit gleich. Im Gegenzug hat der Kreditnehmer zumindest in den ersten zehn Jahren kaum eine Möglichkeit, das Darlehen zu kündigen und vorzeitig zurückzuzahlen.

Das Euribor-Darlehen unterschiedet sich vom Annuitätendarlehen in fast allen Punkten:

  • Der Zinssatz ist variabel. Er kann sich alle drei Monate verändern. Somit passen sich auch die Rückzahlungsraten regelmäßig an.
  • Der Darlehensnehmer kann das Euribor-Darlehen jederzeit mit einer Frist von drei Monaten kündigen und vollständig zurückzahlen.
  • Kostenfreie Sondertilgungen zum Ende der laufenden Zinsperiode sind in fast beliebiger Höhe möglich.

Allerdings birgt die hohe Flexibilität auch große Risike

  • Aufgrund des variablen Zinssatzes ist die Ratenhöhe nur innerhalb der laufenden Zinsperiode für den Darlehensnehmer kalkulierbar.
  • Zudem besteht das Risiko, dass die Zinsen unerwartet stark anziehen und somit die Geldbörse unnötig belastet wird.

Ein kleines Rechenbeispiel soll dieses Risiko verdeutlichen: Ein Euribor-Darlehen mit einem variablen Sollzins von 1,25 Prozent und einer anfänglichen Tilgung von 2,5 Prozent bringt bei einer Darlehenssumme von 200.000 Euro eine monatliche Rate von 625 Euro mit sich.

Steigt der variable Zinssatz innerhalb von zehn Jahren auf 4,0 Prozent, läge die Rückzahlungsrate schon bei 1.083 Euro. Die gesamten Zinskosten stiegen zudem von ursprünglich geplanten 43.405 Euro auf 111.058 Euro.

Daher empfehlen wir in der aktuellen Niedrigzinsphase, die extrem günstigen Bauzinsen für einen langen Zeitraum von mindestens zehn Jahren zu sichern. Somit ist die Baufinanzierung für den Kreditnehmer für einen langen Zeitraum kalkulierbar.

Wann lohnt sich ein Euribor-Darlehen?

Ein Euribor-Darlehen ist eine interessante Lösung, wenn Darlehensnehmer eine kurzfristige und flexible Zwischenfinanzierung benötigen. Also ein kurzfristiges Darlehen, das zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise durch ein Annuitätendarlehen abgelöst wird. 

Ein Beispiel: Ein Bauherr finanziert über ein Euribor-Darlehen den Grundstückskauf. Sobald er mit dem Bau des Eigenheims beginnen will, kündigt er das Euribor-Darlehen, ohne dafür eine Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen und finanziert den Bau nun über ein Annuitätendarlehen.

Geht es um eine vollständige Baufinanzierung, ist ein Annuitätendarlehen einem variablen Darlehen immer vorzuziehen. Es bietet eine höhere Sicherheit und die Rückzahlung ist planbar.

Kann man ein Euribor Darlehen in ein Darlehen mit festen Zinsen umwandeln? 

Die Kündigungsfrist für ein Euribor-Darlehen beträgt in der Regel drei Monate. Nach erfolgter Kündigung kann das Euribor-Darlehen in ein Darlehen mit festen Zinsen umgewandelt werden. Allerdings verlangen die Banken dafür eine Gebühr. Darlehensnehmer sollten bei einer Laufzeit von zehn Jahren etwa zwei Prozent der Darlehenssumme dafür einplanen.

Gibt es eine flexible Alternative zum Euribor-Darlehen? 

Eine besondere Form des Euribor-Darlehens ist das sogenannte CAP-Darlehen. Bei Abschluss eines CAP-Darlehens vereinbaren Kreditnehmer und Bank eine maximale Zinsobergrenze (Zinscap) für einen bestimmten Zeitraum von beispielsweise fünf, zehn oder 15 Jahren. Wenn der Euribor die festgelegte Obergrenze überschreitet, berechnet die Bank nur den festgelegten Maximalzinssatz.

Zudem unterscheidet sich das Cap-Darlehen von einem vollkommen freien Euribor-Darlehen in weiteren Punkten: 

  • Beim CAP-Darlehen werden die variablen Zinsen alle sechs Monate angepasst. Beim vollkommen freien Euribor-Darlehen sind es drei Monate. 
  • Zusätzlich kann das Cap-Darlehen mit einer Zinsuntergrenze (Floor) ausgestaltet sein, unter der der Zinssatz nicht sinken kann. Dies dämpft die Kosten für das CAP-Darlehen.

Ein CAP-Darlehen ist also eine abgemilderte Form eines variablen Darlehens. 

Wann lohnt sich ein CAP-Darlehen?

Das CAP-Darlehen ist für Darlehensnehmer besonders interessant, wenn sie in naher Zukunft einen größeren Geldzufluss erwarten, zum Beispiel durch eine Erbschaft. Somit hat er die Option, eine möglichst hohe Sondertilgung zu leisten. Bei einem Festzins-Vertrag können Darlehensnehmer in der Regel nur maximal fünf Prozent der Darlehenssumme via Sondertilgung zurückzahlen. 

Zudem bietet der Zins-Deckel den Darlehensnehmen eine gewisse Sicherheit, denn die Kosten des CAP-Darlehens sind kalkulierbarer als bei einem vollkommen freien variablen Darlehen. 

Doch die Sicherheit kostet. So verlangen Banken in der Regel höhere Zinsen für ein CAP-Darlehen als für ein vollkommen freies Euribor-Darlehen. Zudem schlagen sie die sogenannte Cap-Prämie drauf, deren Höhe jede Bank selbst festlegt. Darlehensnehmer sollten etwa zwei bis drei Prozent der Darlehenssumme dafür einplanen.  

Im Vergleich zum vollkommen freien Euribor-Darlehen bietet das CAP-Darlehen also mehr Sicherheit. Doch im Vergleich zum Annuitätendarlehen ist es riskanter: weder die Rückzahlungsrate noch die Zinskosten lassen sich wirklich planen.
 

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