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Wenn ein Skeptiker und eine Begeisterungsfähige eine Immobilie suchen: Unsere Redakteurin Anna und ihr Mann laden uns auf eine neue Runde „Sie sagt, er sagt“ ein. Diesmal berichten sie von ihrer gemeinsamen Odyssee auf dem Weg ins Eigenheim. Und dabei haben sie eine Menge Abenteuerliches erlebt (Stichwort: Charaktercheck beim Erbpachtgeber).
Wir schreiben das Jahr 2015. Unsere Familie ist just von der hippen, urbanen, gentrifizierten Großstadt ins beschauliche Lübeck gezogen. Langfristig ist ein Eigenheim das Ziel. Um zu testen, wie es überhaupt ist, in einem Haus anstatt in einer Wohnung zu wohnen, entscheiden wir uns als erste Anlaufstation für ein Haus zur Miete.
Schnell war klar, Lübeck wird unsere Homebase werden: die Menschen nett, die Kita ein Traum und die Nähe zum Meer vielversprechend. Dann wurde es schnell dringlicher mit dem Umzug. Denn: Unser Mietshaus war immer kalt und dunkel. Der Keller, den uns der Vermieter mit den Worten: „Der ist ein bisschen feucht.“ präsentierte, entpuppte sich als wahres Biotop. Alles Lüften und Heizen half nichts. Zudem durften wir keine Tür zum Keller anbringen, um die Luftzirkulation nicht zu behindern. So drang der Modergeruch durchs ganze Haus. Danke lieber Vermieter. Nach sieben Umzügen meinerseits und fünf auf Seiten meines Gatten wollten wir effektiv vorgehen. Das heißt: Nur noch einmal umziehen – ins Eigenheim. Viele Fragen tauchten auf: Stadtrand vs. Zentrum, Neubau vs. Bestand, großer Garten vs. Hof. Ich nehme Euch mit auf unsere kleine Odyssee.
„Eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, äh, Tritt in die Pedale, oder: auf der Suche nach dem idealen Ort fürs Eigenheim

Wie sollten wir vorgehen? Wo wollten wir wohnen? Wenn es nach meinem Mann geht, ist vor allem eines wichtig: wenig Menschen. Sprich Vorstadt, Umland, Hallig. Die Vorteile, die ein Eigenheim für ihn mitbringen sollte: Ruhe, Platz, Grün. Er wollte anfangen, zu heimwerken. Was bei mir zunächst die Skepsis-Augenbraue emporschnellen lies. Aber warten wir ab. Er hat mich schließlich oft überrascht.
Zunächst war ich auch ganz begeistert von der Idee, ein Häuschen mit Grundstück im Grünen.
Ich kann auch auf einer Hallig leben.
Anna Mann
Erkundungstouren, um Grundstücke fürs Eigenheim zu entdecken
An Sonntagen begaben wir uns fortan nun auf Radtour, erkundeten die Umgebung und fanden Stellen, die wir wahlweise entzückend (ich) oder ganz nett (mein Mann) fanden. Unschwer zu erkennen, dass ich zur eher begeisterungsfähigen Hälfte der Gesellschaft gehöre, der Mann zur skeptischen: eine unschlagbare Kombination.
Noch erschien uns im Vergleich zur Großstadt auch alles nah. Deshalb fuhren wir mit dem Rad zur ersten Besichtigung: eine Doppelhaushälfte an einer Schleuse. Sieben Kilometer lang traten wir in die Pedale und streckten dem Wind unsere Gesichter entgegen.
Die Maklerin – eher von der überambitionierten, euphemistischen Sorte –führte uns durch den Neubau, der hübsch und doch seltsam kühl wirkte. Der Garten war zwar klein, doch schloss sich eine Weide an. Im Zuge der kritischen Nachfragen meines Mannes stellte sich heraus, dass die Weide Bauland und das Grundstück ein Erbpachtgrundstück war.
Was wird eigentlich aus der Weide?
Annas Mann
Also hätten wir in ein paar Monaten oder Jahren ein anderes Haus statt der Pferdekoppel vor der Nase haben können. Zudem sollten wir einem Charaktercheck vom privaten Erbpachtgeber unterzogen werden. Nein danke.

Die zweite Besichtigung: ein Zuhause mit ruhigem, zentrumsnahen Grundstück – Das Beste aus zwei Welten
Schnell begriff ich, dass Zentrum nicht gleichzusetzen mit dem „Herzen Lübecks“ ist. Nachdem wir zu einer Besichtigung knapp 15 km fuhren. Ich ließ mich oft von Bildern beeindrucken. Lernte aber schnell diese zu hinterfragen. Ich wünschte mir ein Haus mit Garten, ja, aber bitte nicht zu groß, hell sollte es sein, gemütlich und individuell. Bei den letzten Punkten waren der Mann und ich uns einig. Dann las ich endlich ein Angebot, von dem ich nicht glauben konnte, dass es wahr ist. 140 Quadratmeter in einer ruhigen Seitenstraße 300 Quadratmeter Garten, nur einen Kilometer vom echten Zentrum Lübecks entfernt. Nix wie angerufen und einen Termin ausgemacht. Der Mann war schon etwas genervt, denn ehrlicherweise muss ich gestehen, dass zwischen Absatz eins und zwei ungefähr zehn Besichtigungen lagen. Doch er begleitete mich. Und das Haus war wirklich toll. Es gab zwar Einiges zu tun, der Grundriss war ungewöhnlich, doch es hatte Charme (fand ich) und einen super ruhigen, uneinsehbaren, windgeschützten Garten (Pluspunkt beim Gatten). Das Beste: Es war quasi ein Schnäppchen, selbst wenn wir noch ein bisschen was investieren würden müssen.
Mir ist es wichtig, dass der Garten und auch das Haus an sich nicht einsehbar sind.
Annas Mann
Druck, Druck, Druck: Vertriebsmasche der Maklerin oder sehr interessierter Mitbewerber?
Am Morgen nach der Besichtigung rief mich die Maklerin an und teilte mir mit, dass sie ein Angebot hätte und wir uns heute entscheiden müssten. Puls 200, Telefon des Gatten besetzt. Ich atme und entscheide, auf jeden Fall noch einmal in das Haus zu gehen, mit einem Gutachter. Bei dem ist nicht besetzt und er hat auch an diesem Tag Zeit. Ich rufe die Maklerin an, die zähneknirschend eine zweite Besichtigung ermöglicht. Mein Mann ist auch einverstanden, findet die Maklerin doof und glaubt, dass sie uns nur unter Druck setzen will.
Ich bin der skeptischere von uns beiden und war der Meinung, die Maklerin wolle uns unnötig unter Druck setzen.
Annas Mann
An Abend finden sich Gutachter, meine gesamte Schwiegerfamilie, ich und die genervte Maklerin am Haus ein. Wir gehen nochmal durch. Der Gutachter entdeckt interessante Dinge: vom feuchten Kriechkeller, über alte elektrische Leitungen bis hin zum Fußboden, auf dem Kugeln rollen. Sein Fazit: „Hier können Sie eine Bombe reinfallen lassen und alles neu aufbauen. Sie müssen mindestens 100.000 Euro investieren.“ Aus der Traum von Fußläufigkeit und Ruheoase in einem. Doch auch wenn unsere Emotionen Achterbahn fuhren und wir uns schon im Garten grillen sahen, sind wir natürlich froh über die Klarheit und haben so viel gelernt, auf das wir das nächste Mal achten wollen. Doch: Wir benötigen erstmal eine Besichtigungspause.
Nicht verpassen: In der nächsten Folge erzählen Anna und ihr Mann, wie es ist einen Neubau zu planen.
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kocht für ihre Jungs (40+ und 7) sonntags gerne Shakshuka/ hätte nie gedacht, dass sie das eigene Haus als nicht einengend empfindet / arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der Kommunikation, 7 davon bei Dr. Klein / hat ein Faible für komplexe Themen / kann nicht tanzen, nur pogen / mag die Hamburger Schule sowie Filme und Bücher, in denen nicht viel passiert/ kommt aus Thüringen, ist innen aber norddeutsch