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Zum 29. Tag der Deutschen Einheit haben wir uns einmal die Bau-Eigenschaften der Deutschen angeschaut. Und siehe da: Im Osten und im Westen der Bundesrepublik baut man unterschiedlich. Wo genau die Unterschiede sind, hat Redakteurin Caro recherchiert.
Als im November 1989 die Berliner Mauer fiel, war ich keine zwei Jahre alt. Wir wohnten zu dieser Zeit in einer Mietwohnung zwischen Rostock und Stralsund. Die Mietkosten: 22 Ostmark im Monat. Zur Jahrtausendwende sind wir in unsere eigenen vier Wände gezogen. Mein Papa ist vom Bau und hat, mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis, unser Haus nahezu allein gebaut. Dank einer findigen Finanzierungsberaterin, Eigenkapital und der damaligen Eigenheimzulage waren meine Eltern in 15 Jahren mit der kompletten Baufinanzierung durch. Chapeau!
Zahlen beweisen: Es gibt Unterschiede zwischen Ost und West
Am heutigen 3. Oktober jährt sich der Tag der Deutschen Einheit zum 29. Mal. Unterschiede zwischen Ost und West spüren wir in unserer Redaktion höchstens noch bei der Uhrzeitangabe. Mit dreiviertel Zehn (9:45 Uhr) kann nämlich nicht jeder etwas anfangen. Dennoch geht es hier und heute um die Unterscheide zwischen Ost und West – beim Hausbau!
Einer Auswertung von 100.000 Finanzierungsdaten zufolge gibt es nämlich Unterschiede. Diese Daten haben wir bereits vergangenes Jahr ausgewertet und einen Vergleich der Baufinanzierungen der Jahre 2007 und 2017 angestellt. Diese Daten geben auch Aufschluss über die Eigenheim-Eigenarten der Deutschen in Ost und West.
Bauherren aus dem Osten sind etwas jünger
Der durchschnittliche Bauherr in Gesamtdeutschland ist 39 Jahre alt. In den fünf neuen Bundesländern ist er mit im Schnitt 38,4 Jahre nochmal knapp ein halbes Jahr jünger als der Gesamtdurchschnitt. Mit 37 Jahren ist der Bauherr aus Sachsen-Anhalt sogar der jüngste der Bundesrepublik.
In den alten Bundesländern ist der Bauherr im Durchschnitt 39,5 Jahre alt. Hamburger und Berliner Bauherren sind mit jeweils 41 Jahren die ältesten Deutschlands. Vermutlich hat das etwas mit den regionalen Strukturen der Bundesländer zu tun. Die ehemaligen ostdeutschen Bundesgebiete sind eher ländlich geprägt. Es gibt weniger Metropolregionen und dadurch ist das Angebot von Mietwohnungen verhältnismäßig kleiner.
Möglicherweise entscheiden sich allein deshalb die Bewohner der neuen Bundesländer früher für das Eigenheim als beispielsweise Berliner. Wobei gerade der eingeborene Berliner als urbaner Cowboy die Mietwohnung und das tobende Leben in der City womöglich mehr schätzt als das pommersche Küstenkind. Aber hier spricht vermutlich gerade mein persönliches inneres pommersches Küstenkind aus mir.
Die Ältesten bauen am teuersten, die Jüngsten am günstigsten
In ganz Deutschland lag die durchschnittliche Finanzierungssumme im Jahr 2017 bei knapp 250.000 Euro. Im Westen der Republik sind es mit durchschnittlich 278.979 rund 65.000 Euro mehr als im Osten. In den neuen Bundesländern betrug die durchschnittliche Finanzierungssumme 2017 214.301 Euro.
Teuerstes Bundesland Deutschlands ist – wer hätte das gedacht – Hamburg. Die Hamburger nahmen 2017 durchschnittlich 353.464 Euro Darlehen auf. Das liegt vor allem an den hohen Immobilienpreisen der Hansestadt. Die ältesten Bauherren Deutschland bauen also am teuersten. Dicht dahinter folgen übrigens mit 338.506 Euro die Bayern. Würde man nur die Metropolregion München betrachten, wäre sie Spitzenreiter im Städtevergleich, denn München ist immobilientechnisch die teuerste Stadt Deutschlands. Die ländlichen Regionen des südlichen Bundeslands drücken die durchschnittliche Darlehenssumme.
Bundesland | Finanzierungssumme |
Sachsen-Anhalt | 191.755,61 € |
Thüringen | 204.448,93 € |
Mecklenburg-Vorpommern | 209.317,62 € |
Saarland | 218.161,97 € |
Sachsen | 218.169,23 € |
Schleswig-Holstein | 226.168,14 € |
Niedersachsen | 238.395,11 € |
Rheinland-Pfalz | 246.878,16 € |
Brandenburg | 247.819,19 € |
Bremen | 250.582,19 € |
Nordrhein-Westfalen | 266.455,75 € |
Hessen | 304.750,49 € |
Berlin | 306.970,84 € |
Baden-Württemberg | 318.445,90 € |
Bayern | 338.506,58 € |
Hamburg | 353.464,02 € |
Besonders günstig baut man hingehen in Sachsen-Anhalt. Die jüngsten Bauherren Deutschlands bauen mit einer durchschnittlichen Darlehenshöhe von 191.755 Euro also auch am günstigsten. Das liegt vor allem an dem großen Angebot von günstigem Bauland in den ländlichen Gebieten.
Fazit: Gibt es also ein Ost-West-Gefälle beim Hauskauf?
Die Unterschiede zwischen Bauherren in den ostdeutschen und Bauherren in den westdeutschen Gebieten sind in der Tat nicht gravierend. Sie sind zum Beispiel beide in etwa gleich alt. Was die Finanzierungssummen angeht ist der Unterschied schon etwas größer. Zwischen den durchschnittlichen Finanzierungssummen in Sachsen-Anhalt und Hamburg liegen über 160.000 Euro. Für ein Haus in Hamburg könnte man also fast zwei in Sachen-Anhalt finanzieren.
Diese Differenz hat allerdings eher weniger etwas mit einem Ost-West-Gefälle zu tun als vielmehr mit einem Stadt-Land-Gefälle. In Bundesländern mit viel ländlichem Raum gibt es Häuser und Grundstücke einfach verhältnismäßig günstiger als in den Stadtstaaten oder in Bundesländern mit vielen Metropolregionen.
Der Großteil (neun Bundesländer) der durchschnittlichen Finanzierungssummen liegt in der Spanne zwischen knapp 210.000 und 270.000 Euro. Und darunter befinden sich sowohl neue als auch alte Bundesländer.
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hat zuletzt Möbel aufgemöbelt / konnte ihr Baufinanzierungs-Wissen noch nicht in der Praxis nutzen, hat es aber vor / ist seit 2018 Redakteurin bei Dr. Klein / hat Publizistik und Filmwissenschaft studiert / hat eine Vorliebe für Wortwitz / ihre Lieblingsmusik, Lieblingsklamotten, Lieblingsautos und ihr Mann sind aus den 70er-Jahren