In der City leben, wenig Miete zahlen und auf keine Annehmlichkeiten verzichten – geht das? Ja, sagen die Anhänger von Micro-Living. Mit voll ausgestatteten Mini-Apartments mitten in der Stadt. Was ist dran am Trend „Micro-Living“? Lässt sich der Trend auch auf die eigene Wohnung übertragen? Wie kann ich kleine Räume bestmöglich nutzen?
Was ist Micro-Living?
Micro-Living ist ein Trend, der aus überbevölkerten Metropolen wie Hongkong, New York und London nach Deutschland gekommen ist. Im Herzen der Großstadt entstehen Mikroapartments zwischen 15 und maximal 35 Quadratmetern. Weil die Wohnungen so klein sind, ist die Miete erschwinglich. Der Clou: Die Apartments sind voll ausgestattet mit Küche, Badezimmer und häufig auch ausgeklügeltem Mobiliar. So wird der Raum optimal genutzt und bietet den Bewohnern alles, was sie brauchen.
Micro-Living Dieser urbane Lifestyle bezeichnet das Wohnen in voll ausgestatteten Mikroapartments mit maximal 35 Quadratmetern. |
Im zentral gelegenen Lyoner Viertel in Frankfurt am Main entstehen derzeit solche Mikroapartments. In der ehemaligen Bürostadt werden Firmengebäude zu Apartmentanlagen umgebaut und bieten so den dringend nötigen Wohnraum für die Menschen in der wachsenden Metropole. Hier kosten 16 Quadratmeter rund 350 Euro Miete. Sucht man in der Gegend nach Alternativen, muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen: Ab 600 Euro bis häufig über 900 Euro kosten hier sonst die Mieten. Unmöbliert und ohne schicke Einbauküche.
Erfahrung: Wohnen auf kleinem Raum
Gary kennt sich aus mit winzigem Wohnraum. „Du weißt nicht, was klein ist, wenn du nicht auf einem Segelboot gelebt hast“, erzählt er lachend. Gary Evans (55) kommt aus London und wohnt mittlerweile in Aachen. Sechs Jahre lang hat er auf einem 12-Meter-Boot im Londoner Hafen gelebt. Wenn er davon erzählt, hört man die Begeisterung in seiner Stimme: „Es war wahnsinnig kalt im Winter, ich hatte die kleinste Toilette der Welt und in der Kajüte konnte ich nicht aufrecht stehen. Aber ich war frei wie ein Pirat.“
Gary Evans hat 6 Jahre auf einem Boot gelebt.
Diese Freiheit ist es wohl, die viele Menschen positiv mit dem modernen Lifestyle „Micro Living“ verbinden. Wenig besitzen, und doch alles haben, was man braucht. Die Konzentration aufs Wesentliche. Aussortieren. Ballast abwerfen. „Downshifting“ nennen viele das. Noch so ein Modewort. Früher sagte man dazu: Weniger ist mehr.
Gary hat Erfahrung mit dem Abwerfen von Ballast. Auf seinem Boot war nicht viel Platz für Krimskrams. So verkaufte er vieles auf Flohmärkten. „Das hat schon manchmal etwas wehgetan. Aber wenn man darüber nachdenkt, ist der Wert von Dingen gar nicht so groß.“ Vermissen tut er nichts. Nur von Büchern und Fotos kann er sich schwer trennen.
Micro-Living: Was brauche ich zum Leben?
Küche, Bett und Bad sind im Mikroapartment vorhanden. Doch was braucht es sonst zum Leben? Die Frage ist wichtig, will der geringe Platz doch gut eingeteilt sein. Marie Kondo, die berühmte Meisterin der Ordnung, rät zu zwei Fragen, die bei der Entscheidung helfen sollen, was bleiben darf und was weg soll:
- Brauche ich den Gegenstand?
- Macht mich der Gegenstand glücklich?
Kondo ist der Meinung, dass wir zwei Drittel der Dinge in unserem Besitz nach dieser Methode entrümpeln können. Es bleiben die notwendigen Sachen zurück und ein paar ausgewählte Herzensangelegenheiten, die uns glücklich machen.
Anhänger dieses Downshiftings, dieses Aussortierens, sind überzeugt: Wer wenig besitzt, fühlt sich freier. Das klingt überzeugend, denn immerhin bringt Besitz auch immer die Sorge darum mit sich. Wenig haben bedeutet also auch sich wenig kümmern müssen.
Möbel für das Leben im Mikroapartment
Damit Micro Living im Mikroapartment funktioniert, sind zwei Dinge besonders wichtig:
- Durchdacht einrichten.
- Ordnung halten.
Durchdacht einrichten: Ihr kennt das Prinzip aus dem Wohnmobil: Die Sitzbank ist auch Schrank, der Tisch wird zum Bett und die Spüle verschwindet unter einer Arbeitsplatte. Alles da, alles multifunktional. So ähnlich klappt das auch in kleinen Wohnungen, wenn ihr sie geschickt einrichtet. So lassen sich mit Regalen einzelne Wohnbereiche optisch voneinander trennen. Gleichzeitig gewinnt ihr Stauraum. Überhaupt ist Stauraum das A und O. Achtet auf Wohnzimmer- und Küchentische mit Schubladen. Auch ein Sitzhocker in der Wohnecke kann versteckten Stauraum bieten.
In der Küche könnt ihr Platz gewinnen, indem ihr Spüle und Herd mit einer Arbeitsplatte abdeckt und den Tisch mit einem Scharnier ausstattet. So klappt ihr ihn bei Bedarf einfach hoch und runter. Wenn es ganz eng wird, könnt ihr auch das Bett verschwinden lassen. Schrankbetten, Schlafsofas oder Hochbetten sind hier platzsparende Alternativen.
Ordnung halten: Unordnung ist auf kleinem Raum besonders lästig. Verschließbare Schränke helfen ein wenig dabei, für eine klare Optik zu sorgen. So verschwinden die Cremetiegel im Bad im Spiegelschrank und die Gewürzsammlung in der Küche hinter einem Vorhang. Bei offenen Regalen hilft es, die Dinge hübsch zu verstauen. In der Küche könnt ihr die Vorräte in einheitliche Gläser füllen. Ist das Geschirr in einer Farbe, wirkt auch das ordentlicher als die bunte Tassensammlung.
10 Gestaltungstipps für kleine Räume
- Streicht die Wohnung in hellen Farben, sie lassen Räume größer wirken. Pastellfarben schaffen Leichtigkeit.
- Streicht ihr die Wände farbig, dann lasst einen weißen Streifen unter der Decke. Das streckt den Raum optisch und verleiht ihm Höhe.
- Helle, bodenlange Vorhänge geben dem Raum ebenfalls Höhe und wirken luftig.
- Ist der Raum schmal geschnitten, kann ein Farbwechsel diesen Eindruck entzerren. Streicht die kurze Wand etwas dunkler und die breiten Wände hell. So wirkt der Raum insgesamt breiter.
- Bringt Spiegel zum Beispiel im Bad oder im Schlafbereich so an, dass sie den Blick nach draußen wiedergeben. So vergrößert ihr den Raum optisch und könnt sogar noch Tageslicht einfangen.
- Trennt Wohnbereiche durch Regale oder Paravents. Auch die Couch kann als Raumteiler dienen, wenn ihr sie mit dem Rücken zur Kochnische stellt.
- Richtet euch mit Multifunktionsmöbeln ein, die Platz sparen und Stauraum bieten.
- Stellt lieber Hocker und Poufs in die Wohnecke als klobige Sessel. Sie nehmen weniger Platz weg und dienen auch als Stauraum oder Ablage.
- Wählt Möbel in hellen Farben oder sogar aus durchsichtigem Material wie Acryl. Das wirkt leicht und luftig.
- Bringt Lampen an der Decke und an den Wänden an. So habt ihr Lichtquellen, verschwendet aber keinen Platz mit Standleuchten.
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kocht alles ein, was der Garten hergibt/liebt Sprache/ist eine Leseratte/ist über 20 Mal umgezogen/verbringt jeden Urlaub kletternd in einer Felswand/schreibt am liebsten klar und unterhaltsam/hätte nie gedacht, Investments mal spannend zu finden/träumt vom eigenen Hof