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Energetisch Sanieren – aber richtig!

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In Deutschland besteht vor allem bei Bestandsimmobilien noch ein hoher Energieverlust. Durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sollen energetische Sanierungen jetzt noch attraktiver gemacht werden. Doch kann ich beispielsweise einfach alte Fenster gegen Neue austauschen, ohne dass ich mir Schimmel ins Haus hole? Betti hat einen Energie-Effizienz-Experten gefragt.

Hausgemacht: Herr Polanetz-Otto, wenn es um das Thema energieeffiziente Sanierung geht, höre ich häufig zwei Seiten. Die einen sagen, mit einer energetischen Sanierung spart man auf jeden Fall Geld, die anderen meinen, dass das Einsparpotenzial gar nicht so groß ist. Was sagen Sie als Energie-Effizienz-Experte dazu?

Polanetz-Otto: Zunächst einmal bringt jede energetische Maßnahme auch ein Maß an Einsparpotenzial mit sich. In der Praxis bedeutet das jedoch, dass ich erst einmal eine Bestandsaufnahme mache.

Hausgemacht: Wie können wir uns das vorstellen? Wie gehen Sie vor?

Polanetz-Otto: Ich schaue mir das gesamte Gebäude an. Im Fachbereich sprechen wir von der „thermischen Hülle“. Diese thermische Hülle besteht aus vielen Bestandteilen, wie Fenstern, Wänden oder dem Dach. Jeder Bestandteil hat einen gewissen Wert. Am Ende einer Analyse sage ich meinen Kunden: „Wenn Sie das und das machen lassen, können Sie so und so viel sparen.“ Das ist jedoch immer individuell.

Hausgemacht: Welche Maßnahmen haben denn den größten Effekt? Wo kann ich am meisten sparen?

Polanetz-Otto: Schauen wir uns nun einzelnen Bestandteile an, sparen Sie bei den größten Flächen prozentual am meisten. Ein Dach macht beispielsweise etwa 30 % des Gebäudes aus. Ist das nicht ausreichend gedämmt geht hier die meiste Energie und damit für Sie bares Geld verloren. Die Wände machen etwa 25 % der Fläche aus. Das betrifft in erster Linie die Fassade. Auch hierüber kann unnötig Energie verschwendet werden.

Hausgemacht: Wenn ich nun eine energetische Maßnahme durchgeführt habe, ist der Effekt sofort danach messbar?

Polanetz-Otto: Oh ja, am einfachsten ist es mit einer Wärmebildkamera. Ein Vorher-Nachher-Vergleich zeigt Ihnen sofort die Unterschiede auf. Sie selbst merken es allerdings spätestens an der nächsten Heizkostenabrechnung am Ende des Jahres (lacht).

Hausgemacht: Das Ziel einer energetischen Sanierung ist es also, Energie einzusparen und damit weniger Heizkosten zum Fenster hinaus zu werfen. Welche weiteren Vorteile hat das Thema Energieeffizienz?

Polanetz-Otto: Da wäre zum einen die Bestandssicherung. Sie wirken dem Verfall des Gebäudes entgegen. Zudem wird das Gebäude in eine neue Zeit gebracht. Das sorgt wiederum für eine Wertsteigerung auf dem Immobilienmarkt. Nicht zu vergessen spielt das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Mit einer energetischen Sanierung leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Hausgemacht: Das sind alles sehr stichhaltige und unschlagbare Argumente. Vor allem die vielen Bestandsimmobilien in Deutschland sollten doch dann sofort auf Vordermann gebracht werden?!

Polanetz-Otto: Ganz so einfach ist das nicht. Eine energetische Sanierung lohnt sich in der Regel nur, wenn sowieso eine Sanierung geplant ist. Sie brauchen jetzt nicht anzufangen, Ihr 15 Jahre altes Dach auszutauschen, wenn es noch intakt ist. Zudem gibt es unter anderem mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude zwar eine attraktive Förderung der KfW oder des BAFA…

Hausgemacht: Ja, genau, da gibt es Förderungen bis zu 45 % Gesamtkosten.

Polanetz-Otto: Gefördert werden jedoch nur Maßnahmen, die eine energetische Verbesserung gegenüber der Anforderung des GEG in Höhe von etwa 20 % mit sich bringen. Dieses höhere Niveau ist Voraussetzung für jegliche Förderung.

Hausgemacht: Das ist natürlich ein wesentlicher Punkt. Ich möchte noch zwei Gerüchte klären: Der Austausch von Fenstern in einer Bestandsimmobilie führt meist zu Schimmelbefall im Haus. Was ist da dran?

Polanetz-Otto: Das kann ich so nicht bestätigen. Generell ist darauf zu achten, dass der Dämmwert der Wand besser ist als der Dämmwert des Fensters. Ist das nicht der Fall und ist die Belüftung nicht ausreichend, bildet sich in der Laibung des Fensters Feuchtigkeit, die im schlimmsten Fall zu Schimmel führen kann. Dieser Bildung von Feuchtigkeit kann jedoch mit speziellen Baustoffen vorgebeugt werden, die in den Fensterlaibungen die Feuchtigkeit absorbieren. Wie gesagt: Bei einer energetischen Sanierung muss immer das Gesamtkonzept unter die Lupe genommen werden.

Hausgemacht: Wie sieht es mit einer Solarthermie aus, bringt die überhaupt Einsparpotenzial mit?

Polanetz-Otto: Grundsätzlich sind nachhaltige Maßnahmen immer sinnvoll. Eine Solarthermie ist von Vorteil, wenn Sie einen hohen Warmwasserverbrauch haben, wie es beispielsweise bei einer vierköpfigen Familie der Fall ist.

Hausgemacht: Oder gerne geduscht oder gebadet wird (lacht). Gibt es eine Jahreszeit, die am besten für eine energetische Sanierung geeignet ist?

Polanetz-Otto: Energetische Maßnahmen können Sie das ganze Jahr über umsetzen. Viel findet ja auch innerhalb des Gebäudes statt. Die Heizung oder das Dach sollten Sie nun allerdings am besten nicht im Winter austauschen. Das könnte unangenehm werden.

Hausgemacht: Das kann ich mir vorstellen. Eine letzte Frage habe ich noch: Nehmen wir an, ich erbe ein Haus oder habe gerade einen Immobilienkauf hinter mir. Gibt es energetische Sanierungen, zu denen ich gesetzlich verpflichtet bin?

Polanetz-Otto: Die gibt es tatsächlich. Grundlage ist hier das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Es schreibt beispielsweise vor, dass die oberste Geschossdecke oder das darüberliegende Dach gedämmt werden muss. Gleiches gilt auch für die Heizleitungen. Zudem muss ein Heizkessel, der über 30 Jahre als ist, ausgetauscht werden. Für eine geförderte energetische Sanierung ist ein Beratungsgespräch mit einem Energie-Effizienz-Experten zwingend erforderlich.

Hausgemacht: Herzlichen Dank für die interessanten und hilfreichen Antworten auf meine vielen Fragen.

Polanetz-Otto: Gern geschehen!


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