Bausparen ist wieder sexy

Bausparen ist wieder sexy

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Lohnt sich heute noch ein Bausparvertrag? Das hängt davon ab, wofür ihr ihn braucht, sagt die Bauspar-Expertin Michaela Prehn. In der Podcast-Folge spricht sie mit Anna über das Bausparprinzip und erläutert die vielfältigen Verwendungszwecke des Allrounders.

Aus der Zeit gefallen, was für Spießer … so oder so ähnlich lauten die landläufigen Meinungen, hartnäckige Vorurteile gegenüber Bausparen haben sich in manchen Köpfen eingenistet. Doch Michaela Prehn kann die Vorurteile leicht widerlegen. „Viele Leute wissen gar nicht, wie flexibel ein Bausparvertrag ist“, sagt sie.

Wusstet ihr beispielsweise, dass ein Bausparvertrag ein starkes Zinssicherungsinstrument ist? Denn damit könnt ihr euch die Bauzinsen bis zu 25 Jahre im Voraus sichern. Wohlgemerkt günstige Bauzinsen. Wie das geht und warum Bausparen wieder sexy ist, erläutert Michaela in unserer aktuellen Podcast-Folge (40:37) von “Hausgefragt”. Hört euch schlau!

Wer nicht hören will, der muss lesen …

So funktioniert Bausparen

Bausparen basiert auf dem sogenannten Bausparprinzip oder auch Kollektivprinzip. Dabei verwaltet die jeweilige Bausparkasse einen gemeinsamen Bauspartopf. Dort fließen sowohl die Sparraten als auch die Tilgungsraten der Bausparer:innen hinein.

Benötigt nun ein Bausparender ein Darlehen, prüft die jeweilige Bausparkasse, ob alle Voraussetzungen dafür erfüllt sind und genügend Geld im Bauspartopf vorhanden ist. Ist dies der Fall, zahlt sie das Bauspardarlehen aus. Somit entsteht ein stetiger Kreislauf aus Ein- und Auszahlungen. Das ist das Grundprinzip des Bausparens.

Die 3 Phasen des Bausparens

Das klassische Bausparen erstreckt sich über 3 Phasen:

  • Sparphase
  • Zuteilungsphase
  • Darlehens- und Tilgungsphase

Sparphase: Nach Abschluss des Bausparvertrags beginnt die Sparphase. Bausparende zahlen zunächst regelmäßig Sparraten in den Spartopf der jeweiligen Bausparkasse ein. Die Sparraten werden teils gering verzinst und teilweise vom Staat gefördert.

Im Laufe der Zeit lässt sich so ein Mindestguthaben ansparen, welches in der Regel beim Vertragsabschluss definiert wird. Es kann aber noch während der Sparphase angepasst werden. Die Sparphase endet, wenn der Bausparer das Mindestguthaben erreicht hat. In der Regel sind das etwa 30 bis 50 % der vereinbarten Bausparsumme (je Anbieter und Tarif). Angenommen diese liegt bei 50.000 €, dann müssten also 15.000 bis 25.000 € angespart werden.

Zuteilungsphase: Neben dem Mindestguthaben gibt es noch weitere Kriterien zu beachten, damit ein Bausparvertrag zuteilungsreif wird. Dazu zählt die Mindestspardauer beziehungsweise eine Mindestvertragslaufzeit. In der Regel ist ein Bausparvertrag frühestens nach 18 Monaten zuteilungsreif.

Eine weitere Voraussetzung für die Zuteilung des Bauspardarlehens ist die sogenannte Bewertungszahl. Dabei handelt es sich um eine Art Zuteilungsreihenfolge, die von der jeweiligen Bausparkasse individuell ermittelt wird.

Wollen viele Bausparende ein Darlehen gleichzeitig in Anspruch nehmen, erhalten zunächst die Bausparenden mit der höchsten Bewertungszahl die Zuteilung. Somit kann es einige Monate dauern, bis die jeweilige Bausparkasse das Bauspardarlehen an die Bausparer:innen auszahlt.

Darlehens- und Tilgungsphase: Ist die Zuteilung erfolgt, beginnt die letzte Phase des Bausparens: die Darlehens- und Tilgungsphase. Die Bausparkasse zahlt das angesparte Guthaben aus und bietet ein zinsgünstiges Darlehen an. Allerdings ist das Bauspardarlehen zweckgebunden. Ihr könnt es also nur einsetzen, um eine Immobilienfinanzierung, Anschlussfinanzierung oder eine Modernisierung der Immobilie zu ermöglichen.

Im Anschluss daran startet die monatliche Rückzahlung des Bauspardarlehens – auch Tilgung genannt. Das gesamte Geld fließt wieder zurück in den Bauspartopf der jeweiligen Bausparkasse. Übrigens, die Tilgungsphase können Bausparer:innen jederzeit und kostenfrei durch Sondertilgungen verkürzen.

Eigenkapital aufbauen, Anschlussfinanzierung gestalten & Instandhaltungsrücklage bilden: 3 klassische Anwendungsfälle des Bausparens

Warum Bausparen so flexibel ist, möchten wir euch anhand dieser 3 Anwendungsfälle kurz aufzeigen.

Eigenkapital aufbauen: Nehmen wir an, ihr plant langfristig einen Hauskauf in Höhe 300.000 bis 350.000 €, beispielsweise in 8 bis 10 Jahren. Dann könnt ihr mithilfe eines Bausparvertrags euer Eigenkapital dafür aufbauen. Ihr legt somit den Grundstein für eine solide Baufinanzierung.

So ist es beispielsweise mit einer monatlichen Sparrate von 400 € möglich, innerhalb von 8 bis 10 Jahren mehr als 34.000 € anzusparen. Damit lassen sich die Kaufnebenkosten aus der eigenen Tasche bezahlen, was sich positiv auf die Konditionen der Erstfinanzierung, also eures Hauptdarlehens, auswirkt. Zusätzlich habt ihr einen Anspruch auf ein zinsgünstiges Bauspardarlehen, also eueres Zweitdarlehens. Denn in der Regel benötigt ihr mehrere Darlehen gleichzeitig, um einen Hauskauf zu finanzieren.

Anschlussfinanzierung gestalten: Mit einem Bauspardarlehen können Immobilienbesitzende ihre Anschlussfinanzierung langfristig planen. Diese wird benötigt, wenn eine Restschuld nach dem Ende der ersten Sollzinsbindung weiterfinanziert werden muss.

„Die künftigen Gesamtkosten der Anschlussfinanzierung lassen sich bereits heute berechnen und aktiv gestalten. So kann ich beispielsweise mithilfe eines Bauspardarlehens die offene Restschuld begleichen und sichere mir gleichzeitig die Bauzinsen für einen langen Zeitraum. Damit schließt ihr das Zinsänderungsrisiko praktisch aus“, erklärt Michaela.

Instandhaltungsrücklage bilden: Die alten Fenster ersetzen, das Dach neu dämmen oder die Heizungsanlage austauschen − All das kostet Geld. Die gute Nachricht lautet: Die anfallenden Reparaturintervalle lassen sich grob bestimmen und mit einem Bausparvertrag synchronisieren. Ihr sorgt also vor. Wie ihr dabei genau vorgeht, erläutern wir euch hier.

Bausparen im Umfeld steigender Zinsen

Die Baufinanzierungszinsen sind seit Jahresanfang sprunghaft gestiegen. So haben sie sich allein in der ersten Jahreshälfte mehr als verdreifacht. Gegenwärtig liegen also die aktuellen Bauzinsen deutlich über dem Zinsniveau vieler Bausparverträge. „Bausparkassen passen ihre Zinsen etwas langsamer an als die herkömmlichen Privatbanken. So gibt es immer noch Bauspartarife, die einen Sollzins von 1 bis 3 % anbieten“, sagt Michaela.

Das folgende Fallbeispiel soll die unterschiedlichen Finanzierungskosten veranschaulichen. Die Grundannahmen sind folgende: Ihr möchtet ein Reihenhaus mit einem Kredit in Höhe von 300.000 € finanzieren. Die Kaufnebenkosten in Höhe von 30.000 € bezahlt ihr aus der eigenen Tasche und in maximal 30 Jahren soll der Immobilienkredit abbezahlt sein.

In unserem Fallbeispiel habt ihr nun die Wahl zwischen einem Volltilgerdarlehen, also einem Darlehen, bei dem am Ende der vereinbarten Laufzeit keine Restschuld übrig bleibt und einer Kombination aus einem Fälligkeitsdarlehen, also einem Darlehen, wo die Tilgung der Darlehenssumme erst zum Ende der Laufzeit in einer einzigen Rate erfolgt, und einem Bausparvertrag.

Warum die zweite Option in diesem Fall für euch günstiger ist, verdeutlicht die nachfolgende Gegenüberstellung:

Fälligkeitsdarlehen + BausparvertragVolltilgerdarlehen
Objektwert350.000 €350.000 €
Kaufpreis300.000 €300.000 €
Sollzinsbindung15 Jahre + Bausparvertrag26 Jahre und 7 Monate
Effektiver Jahreszins2,35 % + 1,74 %4,47 %
Anfängliche Tilgung0 %2 %
Monatsrate1.590 €1.590 €
Laufzeit26 Jahre26 Jahre und 7 Monate
Zinskosten161.280 € (Bank) +29.372,98 € (Bausparkasse) = 190.652,98 €207.187,29 €
Vorteil(e)Günstigere Gesamtkosten

Ab dem 15. Jahr ist eine 100 % Sondertilgung möglich

Mehr Bankpartner zur Auswahl
Restschuld sinkt monatlich
Vergleich der Finanzierungskosten: Kombi-Modell vs. Volltilgerdarlehen // Stand: 5.9.2022

Da der Effektivzins beim Kombi-Modell deutlich niedriger ist als beim Volltilgerdarlehen, zahlt ihr knapp 46.000 € weniger Zinsen und ihr seid 7 Monate früher schuldenfrei.

Ob dies bei euch auch der Fall wäre oder welche anderen Finanzierungslösungen sich anbieten, erfahrt ihr in einem kostenlosen und persönlichen Beratungsgespräch. Stellt einfach eine unverbindliche und kostenlose Finanzierungsanfrage und lasst euch beraten.

Das sind die Kosten eines Bausparvertrags

Wie immer spielen die Kosten eine wichtige Rolle − auch bei der Auswahl des richtigen Bauspartarifs. Neben dem Effektivzins solltet ihr diese beiden Kostenpunkte beim Vergleich in den Blick nehmen:

  • Abschlussgebühr
  • Kontoführungsgebühr

Abschlussgebühr: Sie fällt an, wenn ihr einen Bausparvertrag abschließt und liegt in der Regel zwischen 1 bis 1,6 % der Bausparsumme. Bei einer Bausparsumme von 50.000 € werden also 500 bis 800 € fällig. „Die Abschlussgebühr könnt ihr auch mit eurer Sparrate verrechnen. Ihr müsst sie also nicht sofort bezahlen“, erläutert Michaela.

Kontoführungsgebühr: Manche Bausparkassen verlangen von ihren Bausparern während der Sparphase zusätzlich eine jährliche Kontoführungsgebühr. Sie bewegt sich in der Regel zwischen 10 bis 25 € pro Jahr.

Doch diese Gebühr ist rechtlich umstritten. So entschied beispielsweise das Oberlandgericht Celle, dass Bausparkassen in der Sparphase keine Kontoführungsgebühren verlangen dürfen, da eine echte Gegenleistung fehle (OLG Celle vom 17.11.2021, 3 U 39/21). Allerdings ist diese Rechtsfrage noch nicht endgültig entschieden.

„Schaut euch die Kostenpunkte der jeweiligen Bauspartarife genau an und fragt nach, ob Ermäßigungen möglich sind. So findet ihr den besten und günstigsten Bausparvertrag, der zu eurem Finanzierungswunsch passt“, empfiehlt Michaela.

Vor- und Nachteile des Bausparens

Wie jedes andere Finanzprodukt hat auch das Bausparen Vor- und Nachteile. Die wichtigsten Vor- und Nachteile fassen wir für euch kurz zusammen.

Vorteile des BausparensNachteile des Bausparens
Niedrige Darlehenszinsen für einen langen ZeitraumAbschlussgebühr relativ hoch
Keine Abnahmeverpflichtung für das BauspardarlehenGuthabenzinsen mit 0 bis 0,2 % pro Jahr sehr gering
Hohe FlexibilitätStaatliche Förderungen müssen i. d. R. zurückgezahlt werden, wenn der Bausparvertrag während der Sparphase aufgelöst wird
Staatliche FörderungKeinen festen Termin für die Zuteilung des Bauspardarlehens
Sichere SparanlagenBauspardarlehen muss i. d. R. innerhalb von 7 bis 15 Jahren komplett zurückgezahlt werden
Vergleich: Die wichtigsten Vor- und Nachteile des Bausparen

Ihr wollt mehr über das Thema „Bausparen“ erfahren? Dann empfehlen wir euch unseren gleichnamigen Ratgeber. Er erläutert euch die vielfältigen Verwendungszwecke des Bausparens im Detail:

Die Ratgeberartikel vermitteln euch das nötige Basiswissen und ihr bekommt praktische Tipps an die Hand, um eure Baufinanzierung solide zu gestalten.

Steckbrief: Michaela Prehn

Michaela Prehn, Spezialistin für Baufinanzierung und Ratenkredit, Frankfurt am Main

Seit fast 30 Jahren arbeite ich in der Finanzbranche. Mit meinem Know-how und meiner Erfahrung begleite ich euch auf eurem Weg in die eigenen vier Wände.

Michaela Prehn, Spezialistin für Baufinanzierung und Ratenkredit, Frankfurt am Main

Kontakt: Michaela Prehn, Region Frankfurt am Main

Dr. Klein Frankfurt am Main
Michaela Prehn
Erlenstraße 2
60325 Frankfurt am Main

Telefon: 069 / 7191 8963 453
E-Mail: michaela.prehn@drklein.de
Kontaktformular: drklein.de/berater/michaela-prehn

Podcast-Kontakt: So erreicht ihr uns

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