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Umfassende Strukturreformen für Krisenlösung unerlässlich

Zinskommentar der Dr. Klein & Co. AG

Lübeck, 16. Juli 2013. Erwartungsgemäß wurde in der Juli-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) der Leitzins auf seinem historisch niedrigen Niveau von 0.5% belassen. Was allerdings unerwartet kam, waren die ungewohnt klaren Worte von EZB-Chef Mario Draghi: „Der EZB-Rat geht davon aus, dass die Schlüsselzinsen in der Eurozone noch für eine längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben“, teilte Draghi mit und gab damit erstmals einen Ausblick auf die künftige Geldpolitik. Auf nähere Angaben zu dem Zeitraum ließ sich Draghi nicht festlegen, sondern beantwortete die Frage mit „es sind nicht 6 Monate, es sind nicht 12 Monate – es ist ein ausgedehnter Zeitraum.“

Zinskommentar Juli 2013
Infografik: Zinskommentar Juli 2013

Hintergründe der Zinsentscheidung der EZB

Mit dieser Aussage wollte er die Unsicherheit der Finanzmärkte in der Eurozone reduzieren, die sich zuletzt wieder in steigenden Risikoprämien der Staatsanleihen der Krisenländer und sinkenden Aktienkursen gezeigt hatte. Gründe für die gestiegene Unsicherheit waren einerseits die neuerliche Verschärfung der Krise durch die möglicherweise erforderliche Neuwahl in Portugal, die Spekulationen über einen neuen Schuldenschnitt für Griechenland und andererseits die Sorge vor einem baldigen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes. Diese war durch die Ankündigung der US-Notenbank, ihre extrem expansive Geldpolitik verlassen und ihre Anleihekäufe bis Mitte 2014 einstellen zu wollen, gewachsen. Draghi hob deshalb ausdrücklich hervor, dass ein Ausstieg aus der seit Jahren extrem lockeren Geldpolitik in der Eurozone noch „weit entfernt“ sei. Die EZB werde ihre konjunkturunterstützende Geldpolitik so lange wie nötig fortsetzen, da aktuell nur gedämpfte Inflationsrisiken bestehen, die Konjunktur in der Eurozone weiterhin schwächelt und der Kreditkreislauf immer noch gestört sei. Neben weiteren Senkungen des Leitzinses wird auch über die Änderung von weiteren Schlüsselzinssätzen diskutiert. Insbesondere negative Einlagezinsen für Geschäftsbanken als Strafzins für Übernachteinlagen bei der EZB sind im Gespräch, um die Kreditversorgung der Unternehmen und Haushalte zu verbessern und damit Geld für Investitionen in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Kurzfristig hat der EZB-Chef es wieder einmal mit einer Ankündigung geschafft, die Märkte zu beruhigen: Die Aktienmärkte reagierten mit starken Kursanstiegen und die Risikoprämien der Krisenländer sanken wieder. Langfristig muss nach Meinung von Draghi die Politik ihren Teil zur Krisenlösung durch umfangreiche Strukturreformen des Arbeitsmarktes und des Sozialwesens beitragen.

Europäische Schuldenkrise verschärft sich wieder

Gerade wurde die Bonitätsnote Italiens durch die Ratingagentur Standard & Poor`s herabgestuft. Damit werden die Staatsanleihen der drittgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone nur noch mit BBB, noch knapp über Ramschniveau, bewertet. Diese Herabstufung wurde mit der anhaltenden Wirtschaftsschwäche und den Probleme an den Kreditmärkten begründet. Als Folge davon werden sich die von den Investoren verlangten Risikoprämien wieder erhöhen.

Die Hiobsbotschaften aus Portugal hatten vor der letzten EZB Sitzung die Unsicherheit der Finanzmärkte vergrößert, da aufgrund der aktuellen Regierungskrise Neuwahlen zu befürchten sind, deren Ausgang ungewiss ist. Der Finanzminister trat Anfang Juli zurück, da der harte Sparkurs immer weniger Rückhalt im Volk findet. Rezession und Arbeitslosigkeit haben sich verschärft, und die Wirtschaftsleistung schrumpft das dritte Jahr in Folge. 

Griechenland spekuliert offen über einen zweiten Schuldenschnitt als Belohnung für zweifelhafte Reformfortschritte. Diesen lehnen deutsche Politiker auch im Hinblick auf die Bundestagswahl am 22. September ab. Die Troika hat dennoch entschieden, dass Griechenland weitere Finanzhilfen erhält, auch wenn wichtige Reformen stocken.Ende Juni bat die zyprische Regierung die Eurozone erneut um Hilfe für ihre größte Bank, die Bank of Cyprus. Der Präsident beschwerte sich, dass die große Rettungsaktion vom April „ohne sorgfältige Vorbereitung“ erfolgt und Zyperns Gesamtwirtschaft deshalb in Gefahr sei. Sollte sich die Warnung des zyprischen Präsidenten als richtig erweisen, droht eine neue Eskalation der Krise.

Reaktion der Baufinanzierungszinsen und ihre erwartete Entwicklung

Nach dem historischen Zinstief Mitte Mai stiegen die Baufinanzierungszinsen als Reaktion auf die Zinsentwicklung in den USA sprunghaft um ca. 0,4%. „Nach diesem Zinssprung ist allerdings seit Ende Juni wieder eine leichte Anpassung nach unten zu beobachten“, so Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG. In den nächsten Wochen seien weitere Schwankungen zu erwarten, ob es sich bereits um die Trendwende handelt, sei aktuell aber noch nicht abzusehen. Auch wenn die Baufinanzierungszinsen zwischenzeitlich gestiegen sind, befinden sich diese immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Stephan Gawarecki rät deshalb bei dem aktuellen Szenario: „Wer eine Immobilie erwerben bzw. bauen oder auch eine bestehende Finanzierung ablösen möchte, sollte nichts überstürzen, den Markt beobachten, zwischenzeitliche Schwankungen ausnutzen und sich die niedrigen Konditionen rechtzeitig und für eine möglichst lange Zeit sichern.“ Ergänzend  erklärt Gawarecki: „Um eine zu hohe monatliche Rate bei Ablauf der ersten Zinsbindung bei gestiegenen Baufinanzierungskonditionen zu vermeiden, empfehlen wir unseren Kunden, neben langen Zinsbindungen eine anfängliche Tilgung von mind. 2% zu wählen.“

Tendenz

Kurzfristig: schwankend seitwärts
Langfristig: steigend

Über die Dr. Klein Privatkunden AG

Die Dr. Klein Privatkunden AG ist einer der größten Finanzdienstleister Deutschlands und bereits seit 1954 am Markt etabliert. Mit mehr als 700 Beraterinnen und Beratern in deutschlandweit über 250 Büros hat das Unternehmen die meisten Standorte der Branche. Die Spezialisten von Dr. Klein beraten in den Bereichen Baufinanzierung, Versicherung und Ratenkredit.

Dr. Klein arbeitet mit über 600 Kredit- und Versicherungsinstituten zusammen und berät umfassend, anbieterneutral und kostenfrei. So erhalten die Kunden maßgeschneiderte Finanzierungen und günstige Konditionen. Dafür wird das Unternehmen immer wieder ausgezeichnet, zuletzt zum neunten Mal in Folge mit dem „Deutschen Fairness-Preis“. Dr. Klein ist eine 100%ige Tochter des an der Frankfurter Börse im SDAX gelisteten technologiebasierten Finanzdienstleisters Hypoport SE.