Wir wissen nicht, wie die Corona-Pandemie den diesjährigen Sommer beeinflussen wird. Sicherheitsabstand am Strand, in den Bars oder Restaurants dürften das Bild prägen und aus dem Urlaub am Mittelmeer wird vermutlich eher der Urlaub auf Balkonien. Die gute Nachricht: Mit ein paar duftenden, farbenfrohen Pflanzen und Kräutern auf dem Balkon oder einem kleinen Flaschengarten holt ihr euch das Sommergefühl und die Lebensfreude schnell ins eigene Heim. Wie man seinen Balkon ganz einfach in eine grüne Oase verwandelt, verrät euch Redakteur Jens in diesem Artikel.
Ich bin ganz ehrlich: Als Single habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie ich meine Wohnung mit Pflanzen grüner und schöner gestalten könnte. Eine Lümmelcouch und ein großer Flachbildschirm waren die ersten Utensilien, die auf meiner Einkaufsliste standen. Was braucht man(n) mehr. Doch dann traf mich Amors Pfeil und schnell zog meine Partnerin Jasmine bei mir ein. Sie ordnete nicht nur mein Leben neu, sondern auch meine Wohnung. Der puristische Wohnstil verschwand mit der Zeit. Ein neuer Eichen-Esstisch, auf dem frische Blumen stehen, Landschaftsbilder an den Wänden und warme Leuchtmittel trugen dazu bei, dass die gemeinsame Wohnung gemütlicher wurde und mehr Lebensfreude versprüht. Kurz: eine Wohnung mit Flair. Dazu tragen auch Kräuter wie Thymian, Basilikum, Rosmarin und Minze bei, die wir auf unserem Balkon anpflanzen und oft für das Kochen und für Cocktails nutzen. Pasta oder Port-Tonic schmecken mit eigenen Kräutern einfach besser und den frischen Kräuterduft empfinde ich als zusätzlichen Genuss. Natürlich sorgen auch die passenden Pflanzen dafür, dass das angenehme Wohngefühl auch auf dem Balkon spürbar ist. Doch wie bepflanzt man einen Balkon? Welche Besonderheiten sollte man beachten? Es ist nicht schwer. Versprochen!
Sommerlichen Balkon bepflanzen: So klappt’s
Wartet ab, bis die Gefahr des Nachtfrosts vorüber ist, bevor ihr mit der Sommerbepflanzung startet. Geranien, Begonien, Zucchinis oder Auberginen erfrieren beispielsweise, wenn die Nachttemperaturen deutlich sinken und sich stellenweise Bodenfrost bildet. Oft empfiehlt es sich daher, die Eisheiligen abzuwarten, ehe man loslegt.
Damit ihr euch den ganzen Sommer daran erfreuen könnt, solltet ihr ein paar Dinge bei der Bepflanzung eures Balkons beachten:
Die Lage − Die Himmelsrichtung eures Balkons ist maßgeblich für die Auswahl der Sommerblumen, Gemüse- und Kräutersorten. Blickt euer Balkon gen Westen oder Osten, dann ist das ein guter Standort. Das Verhältnis zwischen sonnigen und schattigen Stunden passt und eure Balkonpflanzen werden nicht der prallen Mittagssonne ausgesetzt. Denn wie wir Menschen können auch sie einen Sonnenbrand bekommen. Euer Balkon blickt gen Süden oder Norden? Dann wird es kniffliger. Doch auf die Sommerflora müsst ihr trotzdem nicht verzichten: Geranien, Dahlien, Rosmarin und Lavendel eignen sich beispielsweise für Südbalkone. Sie sind wahre Sonnenanbeter, duften wunderbar und die eigenen Kräuter könnt ihr verkochen oder damit eure Cocktails veredeln. Für den schattigen Nordbalkon bieten sich hingegen Fuchsien, Mangold oder Radieschen an, denn diese Schattengewächse fühlen sich auch mit wenig Sonne wohl.
Wind beachten – Auch der Wind beeinflusst maßgeblich das Wachstum euer Balkonpflanzen. Gerade zarte oder hängende Pflanzen knicken ein, wenn er ständig über euren Balkon fegt. Entweder ihr besorgt euch einen Windschutz oder ihr setzt beispielsweise auf „dünentaugliche“ Gräser oder Pflanzen wie Chinaschilf und Bambus.
Großen Blumenkasten kaufen − Die Wurzeln euer Balkonblumen brauchen Platz. Daher sollte euer Blumenkasten mindestens 25 Zentimeter tief und breit sein. Die Höhe wählt ihr nach der Größe der Balkonpflanzen aus. Je größer das Erdvolumen ist, desto langsamer trocknet die Blumenerde. Auch Anstrich und Material des Blumenkastens beeinflussen die Trockenheit der Erde. Helle Blumenkästen aus Kunststoff bieten sich an, weil der Kunststoff wasserundurchlässig ist. Blumenkästen aus Terracotta sind sicherlich hübscher, dafür haben sie ein höheres Gewicht und die Erde muss häufiger gegossen werden, da ihre Außenwand wasserdurchlässig ist. Es gibt Blumenkästen mit eingebautem Wasserspeicher und ohne Wasserspeicher. Im letzten Fall solltet ihr die Abzugslöcher aufbohren, damit sich keine Staunässe bildet und das überschüssige Gießwasser abfließen kann. Besondere Vorsicht ist hier bei Terracotta-Kästen geboten, weil diese beim Bohren leicht brechen.
Abstände und Platzierung − Setzt eure Balkonpflanzen nicht dicht an dicht, da sonst einige Exemplare verdrängt werden oder ihr sie häufig beschneiden müsst. Die Faustregel lautet: Wählt mindestens einen Abstand von einer Handbreite von Pflanze zu Pflanze. Den Platz nutzt ihr optimal aus, wenn ihr eure Balkonblumen versetzt anordnet und hängende Arten wie Zauberglöckchen dicht am vorderen oder hinteren Kastenrand platziert. Ihr erleichtert euch das Einsetzen, wenn ihr vorher die Pflanzen kurz in ein Tauchbad setzt. Zudem sind sie so von Anfang an mit genügend Wasser versorgt und wachsen schneller.
Die Drainage − Die Drainageschicht ermöglicht einen guten Wasserabzug und verhindert Staunässe. Sie wird in den Kasten eingefüllt, sollte etwa drei bis fünf Zentimeter hoch sein und beispielsweise aus Blähton, Kies oder Sand bestehen. Deckt sie zusätzlich mit Gartenvlies ab und füllt erst danach den Blumenkasten mit Erde auf. So könnt ihr die Drainage auch noch im nächsten Jahr nutzen. Gut zu wissen: Blumenkästen mit eingebautem Wasserspeicher benötigen keine Drainage.
Ablaufschema: Balkon bepflanzen
- Himmelsrichtung des Balkons bestimmen.
- Passende Pflanzen und Kräuter für die Standort auswählen.
- Einfachen Blumenkasten mit genügend Raum und frische Blumenerde kaufen.
- Abzugslöcher bohren.
- Blumenkasten reinigen.
- Eine drei bis fünf Zentimeter hohe Drainageschicht (zum Beispiel aus Blähton) auffüllen.
- Drainageschicht mit Gartenvlies abdecken.
- Blumenkasten soweit mit Blumenerde auffüllen, dass die Oberfläche der Wurzel nur leicht bedeckt ist.
- Pflanzen mit mindestens einer Handbreite Abstand voneinander einsetzen und leicht andrücken.
- Blumenkasten mit weiterer Blumenerde auffüllen, jedoch nicht bis an Rand befüllen. Mindestens drei Zentimeter Platz lassen, damit das Gießwasser nicht überläuft.
Kein Balkon? Ein Mini-Ökosystem erzeugen

Ihr habt keinen Balkon? Dann wäre ein Flaschengarten eine Option, also ein kleiner Garten in einem geschlossenen Glasbehälter. Er dient als Blickfang und braucht nicht viel Pflege, wenn sein Ökosystem stabil ist. Das Zusammenspiel aus Licht und Wasser, das sich als Kondenswasser im Gefäß ansammelt, sorgt dafür, dass sich im Gefäß Nährstoffe und Gase entwickeln und somit ein stabiles Mini-Ökosystem entsteht – der Kreislauf des Lebens im Miniaturformat.
Der Pflegeaufwand ist wirklich überschaubar: Hin und wieder etwas Staub vom Gefäß abwischen, kurz lüften und bewässern. Das packt jeder. Zudem macht es einfach Spaß, sein eigenes kleines Ökosystem zu erschaffen und mit Kleinigkeiten das positive Wohngefühl zu verstärken. Und zwar nachhaltig, denn je nach Kreation könnt ihr euch mehrere Jahre am Flaschengarten erfreuen.
Respekt, wer es selber macht!
Damit ihr die ersten Schritte erfolgreich meistert, gebe ich euch ein paar Tipps an die Hand. Probiert es aus und überrascht euch selbst. Geht ins Gartencenter und durchforstet euren Haushalt, denn ein paar Utensilien und Zutaten benötigt ihr schon für euren ersten Flaschengarten. Für den Start braucht ihr:
- Ein verschließbares Gefäß: Die Formen könnt ihr nach eurem Geschmack wählen. Achtet darauf, dass das Volumen mindestens fünf Liter fasst und die Öffnung groß genug ist. Ein natürlicher Verschluss ist ratsam, zum Beispiel ein Holzkorken.
- Eine lange Pinzette und einen Trichter: Sie erleichtern euch das Befüllen und das Anordnen der Elemente.
- Etwas Gartenvlies: Damit trennt ihr eure Drainage von der Aussaaterde.
- Etwas Holzkohle: Sie unterdrückt Fäulnis und Schimmel im Gefäß.
- Blähton, Kies, Aquariensand, Aquarium Soil oder Granulat: Das sind eure Zutaten für die Drainage.
- Aussaaterde, exotische Pflanzen und Deko: Mini-Orchideen, Fittonia, Bergpalmen, Farne und kleine Steine eignen sich besonders für einen Flaschengarten. Solltet ihr unsicher bei der Pflanzenauswahl sein, dann sprecht einfach die Spezialisten im Fachhandel an.
Eine gute Planung ist die Basis. Jetzt gilt es, die eigene Mini-Ökolandschaft mit Feingefühl in die Praxis umzusetzen. Geht schrittweise vor. Mit etwas Übung werdet ihr souveräner und schneller.
Ablaufschema: Ewiger Minigarten im Glas
- Die unterste Drainageschicht im Gefäß füllt ihr mit etwa drei bis fünf Zentimeter Kies auf.
- Darüber legt ihr etwas Gartenvlies, um die jeweiligen Schichten besser in Form zu halten.
- Die nächste Schicht besteht aus Blähton oder feinen Aquariensand. Mehr als zwei bis drei Zentimeter sollten es nicht sein. Auch die Zugabe von zerkleinerter Holzkohle – in geringer Menge (zwei Esslöffel bei einem Fünf-Liter-Gefäß) – wirkt sich vorteilhaft auf die Drainage-Mischung aus und unterdrückt die Fäulnis.
- Darüber legt ihr wieder etwas Gartenvlies.
- Nun folgt das Aquarium Soil oder die normale Aussaat-Erde. Nehmt so viel, wie die einzupflanzenden Wurzelballen benötigen. Sie sollten nur leicht bedeckt sein.
- Setzt die Pflanzen am besten mit einer Pinzette ein. Manchmal empfiehlt es sich, nur einzelne Triebe in die Erde einzusetzen.
- Seid kreativ bei der Deko. Moose und Steine sind ideal, um beispielsweise kleine Mini-Landschaften zu formen. Für mehr Tiefenwirkung bietet es sich an, das Aquarium Soil nach hinten anzuhäufen und einen Hang nachzubilden. Mit Steinen oder Ästen könnt ihr kleine Fluchten schaffen. Verwendet für den Vordergrund eher größere Stücke und werdet im Hintergrund immer kleiner.
- Begießt eure Pflanzen mit lauwarmem und kalkarmem oder mit destilliertem Wasser. Seid vorsichtig bei der Dosierung. Fragt im Fachhandel nach, welche Menge sie für die Pflanzen und das Gefäß empfehlen.
- Verschließt das Gefäß mit einem passgenauen Korken.
- Stellt das Gefäß an einem hellen Ort auf, der nicht direkten Sonnenlicht ausgesetzt ist, oder verwendet eine kleine Tischlampe. Beobachtet das Biotop in den nächsten sieben Tagen. Sind die Glaswände am Morgen leicht beschlagen und trocknen im Laufe des Tages ab, dann ist euer kleines Ökosystems stabil.
Tipp: Solltet ihr zu viel Wasser verwendet haben, dann lasst das Gefäß zwei Tage offen. Moos ist zudem ein guter Indikator für den zirkulierenden Wasserhaushalt: Wird es braun, dann füllt etwas Wasser nach. Wird das Moos dunkel oder schimmelt es, dann öffnet das Gefäß, entfernt vorsichtig den Schimmel und lasst das Gefäß ein paar Tage offen.
Etwas Inspiration, bitte!
Die folgenden drei Fotos sollen euch ermutigen, euer eigenes Mini-Ökosystem zu erzeugen. Es ist einfach herzustellen, dekorativ und macht eure Wohnung etwas grüner. Probiert es aus.
Lust auf ein Eigenheim mit Balkon oder Garten?

ist in den letzten fünf Jahren fünfmal umgezogen / entdeckt nun Lübeck & Umgebung / schätzt den trockenen Humor der Norddeutschen / wollte eigentlich Sportreporter werden / hat Germanistik und Geschichte studiert / schreibt für den Leser / findet Ansel Adams inspirierend und schwärmt von Fellnase Fiete