Grundrissplanung

Tipps und Tricks für die perfekte Grundrissplanung

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Es ist der Traum vieler Menschen: Endlich das eigene Haus bauen. Ist der Weg zum passenden Grundstück geschafft, der Bauträger gefunden und die Finanzierung abgewickelt, geht es an die Grundrissplanung – und die will gut durchdacht sein. Schließlich soll das Zuhause den Ansprüchen der ganzen Familie gerecht werden. Wir verraten euch, was ihr bei der Planung bedenken solltet.

Stellt euch folgende Situation vor: Die Verwandtschaft kommt zu Besuch und bis jeder die Schuhe und Jacken ausgezogen hat, vergeht eine gefühlte Ewigkeit. Das Gedränge ist groß, die Tür steht noch offen, weil nicht alle genug Platz haben im Flur. Und in der Zwischenzeit bläst der kalte Wind ins Haus…. Hätte man doch damals nur den Eingangsbereich größer geplant. Aber Fehler, die in der Grundrissplanung gemacht wurden, lassen sich im Nachgang nur ganz schwer wieder ausbügeln. Wir haben Tipps für euch gesammelt, wie ihr Fehlplanungen vermeiden könnt und worauf ihr achten solltet.

Wer erstellt überhaupt den Grundriss?

Wer einen Neubau plant, tut das in der Regel mit einem Bauträger. Über diesen wird auch der Grundriss geplant. Hier gibt es meist Beispielgrundrisse vor Ort, die die Basis für das Planungsgespräch sein können. Grundsätzlich ist es aber hilfreich, wenn ihr vorab schon einige Ideen im Kopf und diese bereits einmal grob zu Papier gebracht habt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Wand 3,45 Meter oder 3,57 Meter lang sein soll – aber eine ungefähre Vorstellung hilft, die Planung effizient zu gestalten. Ein Architekt optimiert den Plan dann, gibt Tipps und weiß, was nicht umsetzbar ist, zum Beispiel aufgrund des Bebauungsplans.

Die optimale Ausrichtung

Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen will sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen. Tageslicht ist ein wichtiger Faktor, damit sich alle Bewohner richtig wohlfühlen können in ihrem Zuhause. Unterschiedliche Räume benötigen verschiedene Lichtverhältnisse. Dafür sollten Bauherren bei der Raumplanung auch die Himmelsrichtungen berücksichtigen.

Die Hauptaufenthaltsräume liegen im besten Fall Richtung Süden, um möglichst viel Tageslicht aufzufangen – was besonders im Winter von großer Bedeutung ist. Das spart auch Heizkosten. Ein Wohnzimmer mit direkter Sonneneinstrahlung ist von Natur aus wärmer als ein schattiges. In nördlicher Ausrichtung gibt es keine Sonneneinstrahlung, daher sind Nordfassaden oft geschlossen oder bieten sich für wenig genutzte Bereiche an. Das können der Hauseingang oder die Garage sein.

So sind Räume üblicherweise ausgerichtet:

Küche: Süd-West oder Süd-Ost Ausrichtung.

Wohnzimmer: Süd-West Ausrichtung, um tagsüber viel Licht zu haben und die Abendsonne noch einzufangen.

Schlafzimmer: eine Nord-Ost Ausrichtung für morgendliches Licht beim Aufstehen und für einen kühlen Raum beim Schlafengehen.

Kinderzimmer: nach Süd-Ost ausgerichtet, da neben Schlafraum auch tagsüber Aufenthaltsraum.

Badezimmer: Ost-Ausrichtung für Licht am Morgen.

Kurze Wege und möglichst viel Ruhe

Wer nicht unbedingt schon vor dem Verlassen des Hauses 10.000 Schritte machen möchte, sollte seine Wege im Alltag analysieren. Insbesondere bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten spart eine sinnvolle Anordnung viel Kraft und Zeit. Beispielsweise ist es nützlich, die Küche in der Nähe des Eingangsbereichs zu platzieren, damit sich schwere Einkäufe schnell abladen lassen.

Gleichzeitig ist es von Vorteil, wenn das Esszimmer in der Nähe der Küche liegt (wenn es sich nicht eh um eine offene Wohnküche handeln soll). Das gleiche gilt für Schlafzimmer und Badezimmer, denn niemand möchte nachts auf dem Weg zur Toilette erst durch das ganze Haus laufen müssen. Dabei solltet ihr die sanitären Anlagen unbedingt so planen, dass sie an einer vom Schlafzimmer abgewandten Seite liegen. 

Wohnzimmer und Schlafzimmer direkt nebeneinander zu planen, ist hingegen keine gute Idee. Plant hier lieber hier ein anderes Zimmer, zum Beispiel das Bad als Puffer für Lautstärke ein. Das verschafft Ruhe, wenn ein Teil der Familie den Abend noch nicht beendet hat, während der andere Teil schon schlafen möchte. Ähnlich verhält es sich mit Kinderzimmern. Gerade wenn kleine Kinder früh ins Bett gehen, ist es ungünstig, wenn das Wohnzimmer nebenan liegt. Auch mit Blick auf das Teenager-Alter kann es sinnvoll sein, das Kinderzimmer nicht direkt neben dem Schlafzimmer der Eltern zu positionieren.

Flächen effizient nutzen

Das A und O beim Grundriss ist eine gute Planung. Maßstabsgenaue Skizzen und eine detaillierte Analyse der eigenen Vorlieben und Alltagsabläufe helfen, die individuell passende Aufteilung zu finden. In der aktuellen Wohnsituation könnt ihr euch schon einmal darüber bewusst werden, was euch am vorhandenen Grundriss stört – das ist eine gute Basis, um es in den eigenen vier Wänden besser zu machen.

Besonders ärgerlich beim Neubau: ungenutzte Flächen wie Nischen und Schrägen. Aber auch ein Flur, der einem Tanzsaal gleicht, nützt niemandem etwas. Diese sogenannten Verkehrsflächen haben keine Funktion, kosten letztendlich aber viel Geld. Ein Quadratmeter Neubau kostet schließlich circa 2.000 Euro.

Oft werden benötigte Abstände und Flächen auch unterschätzt. Häufig scheitert es am räumlichen Vorstellungsvermögen und genaue Abstände sind schwer einschätzbar. Es kann also sinnvoll sein, die abstrakten Maße vom Blatt Papier ins echte Leben zu bringen. Mit Zollstöcken und Klebeband lässt sich bereits vieles besser darstellen. Mittlerweile gibt es sogar in einigen deutschen Städten Angebote, bei denen Bauherren ihren Grundriss in Lebensgröße projizieren und mit realen Möbeln live erleben können. Dabei fallen viele Kleinigkeiten auf, die nur in 3D erkennbar sind. Das deckt Fehler auf, die im Nachhinein sehr ärgerlich und teuer in der Ausbesserung sind.

Die Quadratmeterzahl ist nicht entscheidend, sondern der Schnitt und das damit verbundene Raumgefühl. Schlecht geschnittene 20 qm wirken kleiner als gut geschnittene 15 qm.“

Max Mühlegg, Grundriss in Lebensgröße GmbH

Der beste Grundriss ist wandelbar

Alles hat seine Zeit – das gilt auch für den vermeintlich perfekten Grundriss. Selbst wenn bei der Planung keine Fehler gemacht und die Interessen aller Familienmitglieder berücksichtigt wurden. Bedürfnisse ändern sich, Kinder kommen hinzu oder ziehen aus oder es ergeben sich Umstände, die keiner hat kommen sehen. Eine Immobilie ist oft eine Entscheidung fürs Leben und dementsprechend passt sie sich im besten Fall daran an. Der Grundriss sollte die Möglichkeit offenlassen, Räume umzufunktionieren, Wände einzureißen oder neu zu errichten. Ebenso schadet es nicht, für das Alter vorzusorgen und von vornherein auf stufen- und schwellenlose Übergänge zu allen Räumen zu achten.

Wie ihr häufige Fehler beim Grundriss vermeidet

Es gibt eine Reihe großer und kleiner Fehler in der Hausplanung, die immer wieder passieren, sich aber leicht vermeiden lassen – wenn man sie kennt. Wir haben die Gängigsten für euch aufgelistet:

  • Ein zu schmaler Eingangsbereich sorgt für Chaos und Gedränge, wenn alle Familienmitglieder gleichzeitig das Haus verlassen müssen.
  • Es gibt kein Gästebad. Aus Kostengründen wird dieses oft weggelassen. Wenn aber zum Beispiel nur in der oberen Etage ein Badezimmer ist, ärgert ihr euch irgendwann, nicht direkt die Hände beim Nachhausekommen waschen zu können. Und wenn Gäste da sind, ist es auch schöner, wenn sie nicht jedes Mal in die obere Etage müssen.
  • Zu wenig Platz zwischen Küchenzeile und Kücheninsel: Besonders in der Küche sind Abstände oft schwer abzuschätzen und viele unterschätzen, wie schnell es eng wird.
  • Ist das Spülbecken in der Küche direkt unter dem Küchenfenster, lässt sich dieses aufgrund des Wasserhahns nicht öffnen. Deshalb gilt: Spüle verschieben oder horizontal geteiltes Fenster einbauen.
  • Zu wenig Steckdosen sind ein Problem, das besonders in Mietwohnungen verbreitet ist. Hier hat die Vergangenheit gezeigt, wie schnell der Bedarf an Steckdosen mit dem technischen Fortschritt wächst. Also: lieber zu viele Steckdosen einplanen als zu wenige.
  • Zu wenig Platz im Ankleidezimmer sorgt für Unübersichtlichkeit. Und ihr wollt ja schließlich nicht ein extra Ankleidezimmer, nur um dort auch wieder Platzprobleme zu haben.
  • Eine falsche Aufteilung im Hauptbadezimmer ist besonders ärgerlich. Waschbecken, Toilette und Dusche lassen sich aufgrund der installierten Wasserleitungen nämlich nicht ohne immensen Aufwand verschieben.
  • Kleine Garage: Autos werden erfahrungsgemäß immer größer. Garagen von vor 30 Jahren sind heutzutage schon meist zu eng für zwei Autos – ihr solltet nach Möglichkeit lieber etwas großzügiger planen.
  • Große Fensterfronten und bodentiefe Fenster sind zwar super, allerdings geht dadurch auch viel Stellfläche verloren. Deshalb solltet ihr unbedingt prüfen, ob wirklich noch alle Möbel in den Raum passen und vorab genau überlegen, wo was stehen soll.
  • Die Ausrichtung der Türen ist nicht so nebensächlich, wie es klingt. Üblicherweise öffnen sich Türen nach innen. Bei kleinen Räumen ist das aber ungünstig, da dadurch viel Platz verloren geht.
  • Zu wenig Stauraum einkalkulieren: Besonders wenn das Haus oder die Wohnung keinen Keller hat, solltet ihr nicht mit Stauraum geizen. Haushaltsgeräte, Weihnachtsdeko, saisonale Kleidung, … – das alles braucht Platz.

Ihr seht, es gibt einiges zu beachten. Eine gute Vorarbeit und eine kompetente Beratung sorgen aber dafür, dass ihr euch in euerem Traumhaus auch noch in 30 Jahren glücklich fühlt.


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