Neues Gesetz zur Maklercourtage

Hauskauf: Wie hat das neue Gesetz zur Maklercourtage den Immobilienmarkt verändert?

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Wer seit dem 23. Dezember 2020 eine privat genutzte Immobilie kaufen will, teilt sich die Maklercourtage mit dem Verkäufer. So steht es im Gesetz zur Maklercourtage. Doch welche Auswirkungen hat das Gesetz bisher auf den Immobilienmarkt und die Kaufpreise? Jan-Martin Pape, Inhaber und Geschäftsführer bei Pape Immobilien, berichtet aus der Praxis und erklärt, auf was Interessenten bei der Preisverhandlung achten sollten.

HAUSgemacht: Was hat sich mit dem neuen Gesetz geändert?

Mit dem neuen Gesetz zahlen Verkäufer und Käufer jeweils die Hälfte der Maklercourtage, wenn der Makler für beide Seiten tätig ist. Dieser Fall trifft auf die meisten Hausverkäufe zu. In Ausnahmefällen kann es sein, dass der Makler nur für eine Seite tätig ist. Es gibt dann die Möglichkeit, eine Erstattung der Courtage mit der anderen Partei zu vereinbaren. Der Anteil darf aber nie mehr als 50 % der Kosten betragen.

HAUSgemacht: Ändert sich durch das Gesetz auch etwas für Makler?

Im Gegensatz zu früher müssen Hausverkäufer jetzt die Maklerleistung mitbezahlen. Deshalb schauen sie jetzt genauer hin, mit welchem Makler sie es zu tun haben. Dadurch müssen Makler transparenter in ihren Leistungen sein. Aspekte wie berufliche Qualifikationen, Reichweite des Filialnetzes oder Zugang zu Investoren gewinnen an Bedeutung.

Es gab durch die Gesetzesänderung keine auffälligen Preissprünge nach oben.

Jan-Martin Pape

HAUSgemacht: Im Vorfeld wurde befürchtet, dass Verkäufer ihren Anteil auf den Kaufpreis aufschlagen. Hat sich diese Befürchtung bei den Kaufpreisen bemerkbar gemacht?

Es kann natürlich sein, dass die Maklercourtage zu Teilen in den Kaufpreis mit einfließt. Ich glaube aber nicht, dass jeder Verkäufer die Provision voll auf den Immobilienpreis umverteilt. Jedenfalls gab es durch die Gesetzesänderung keine auffälligen Preissprünge nach oben.

HAUSgemacht: Versuchen Hausverkäufer wegen des neuen Gesetzes vermehrt ihre Immobilien ohne Makler zu verkaufen?

Um Kosten einzusparen, versuchen einige Verkäufer jetzt, die Immobilie selbst zu verkaufen. Viele erhoffen sich dadurch auch höhere Verkaufspreise, weil sie die gesparten Maklerkosten auf den Kaufpreis aufschlagen. Mir fällt dabei aber oft auf, dass Privatverkäufer die Verkaufspreise niedriger ansetzen, als eigentlich möglich wäre. Die Immobilienpreise am Markt sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Wer mit einem fachkundigen Makler zusammenarbeitet, kann oft einen höheren Preis für seine Immobilie erzielen als ursprünglich veranschlagt.

HAUSgemacht: Welche Vorteile haben Interessenten, wenn sie sich bei der Haussuche direkt an einen Makler wenden?

Ich würde jedem Haussuchenden empfehlen, von Anfang an mit einem Makler zu arbeiten. Denn rund 70 % aller Immobilien werden über einen Makler vertrieben. Das gilt vor allem für Metropolregionen. Ich führe mit meinen Kunden immer ein Vorgespräch, um herauszufinden, wo ihre Preisvorstellungen liegen, was sie genau suchen und auch was sie nicht haben wollen. Wenn ich dann etwas Passendes finde, informiere ich meine Kunden vorab. Sie haben dann Zeit, sich das Objekt anzuschauen und auch schon eine mögliche Finanzierung mit der Bank zu klären. Erst nach einer Woche inseriere ich die Immobilie in den verschiedenen Portalen. Maklerkunden haben so einen exklusiven Zugang zu Immobilien und einen zeitlichen Vorsprung. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber Interessenten, die ohne Makler suchen.

Wer zu früh verhandeln möchte, riskiert aus dem Kreis der Bewerber rauszufliegen. Mehr Chancen hat man, wenn man den Zuschlag vom Verkäufer erhalten hat.

Jan-Martin Pape

HAUSgemacht: Ist der Angebotspreis für eine Immobilie verhandelbar? Und wenn ja, welche Tipps können Sie Interessenten für die Verhandlung mit dem Eigentümer geben?

Der Kaufpreis ist nicht in Stein gemeißelt. Bevor Interessenten aber in die Verhandlung gehen, sollten sie abschätzen, wie hoch die Nachfrage ist. Wer zu früh verhandeln möchte, riskiert aus dem Kreis der Bewerber rauszufliegen. Mehr Chancen hat man, wenn man den Zuschlag vom Verkäufer erhalten hat.

Hilfreich ist es auch, wenn sich Käufer mit dem Makler gut stellen. Er kennt sich mit der Immobilie und der Zusammensetzung des Kaufpreises aus. Oft weiß er, wie viel Spielraum beim Kaufpreis vorhanden ist und welche Argumente bei einer Preisverhandlung gute Chancen haben könnten.

HAUSgemacht: Welche weiteren Möglichkeiten, zusätzlich zu einem Makler, gibt es für Interessenten bei der Immobiliensuche fündig zu werden?

Ich empfehle allen meinen Kunden auch im Freundes- oder Bekanntenkreis über den eigenen Immobilienwunsch zu sprechen. Viele Immobilien werden unter der Hand vergeben. Vielleicht hat jemand aus dem eigenen Bekanntenkreis einen heißen Tipp.

Eine andere Möglichkeit ist, Annoncen per Briefeinwurf zu verteilen. Das ist dann besonders sinnvoll, wenn Interessenten schon ein spezielles Wohngebiet ins Auge gefasst haben. So bringen sich Interessenten schon einmal in Position, falls einer der Hausbesitzer mit dem Gedanken spielt zu verkaufen. Insbesondere bei Häusern, in denen ältere Menschen wohnen, kann diese Maßnahme von Erfolg gekrönt sein. Ansonsten können Haussuchende über eine Kleinanzeige in der Tageszeitung oder am schwarzen Brett im Supermarkt fündig werden. Oft kann es auch hilfreich sein, wenn sie eine Belohnung für eine erfolgreiche Vermittlung in Aussicht stellen.


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