Erste Bausparkassen passen Konditionen an: Was bedeutet das?

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An rapide steigende Zinsen bei klassischen Baufinanzierungen mussten sich Immobilieninteressentinnen und -interessenten bereits im vergangenen Jahr gewöhnen. Viele traten daher recht kurzfristig von ihren eigentlichen Plänen des Hauskaufs oder Neubaus zurück – und orientierten sich um. Bausparen stand plötzlich wieder ganz oben auf der Liste der Finanzierungsoptionen, da hier die Zinssätze noch deutlich niedriger lagen. Im Interview erklärt Sophia Hübner, Spezialistin für Bausparen bei Dr. Klein, was sich 2023 bereits geändert hat und wovon Interessierte jetzt profitieren können.

Hallo Sophia, Bausparen ist im vergangenen Jahr wieder so richtig attraktiv geworden. Wieso ist es zu dieser Entwicklung gekommen?
Sophia Hübner, Spezialistin für Bausparen bei Dr. Klein

Sophia Hübner (SH): Ich persönlich habe Bausparen immer als sehr attraktiv empfunden. Es gibt in dem Bereich eine Vielfalt von Tarifen, aus denen man je nach individuellen Bedürfnissen auswählen kann. Speziell im letzten Jahr sind Immobilieninteressierte aber wieder vermehrt wegen der günstig gebliebenen Darlehenszinsen darauf aufmerksam geworden. Als die Zinsen für Baufinanzierungen Anfang 2022 teilweise sprunghaft angestiegen sind, kosteten Bauspardarlehen je nach Tarif rund 0,6 bis 1,5 Prozentpunkte weniger als ein klassisches Annuitätendarlehen.

Wie hat sich das Zinsniveau der Baukassen denn mittlerweile verändert? Gibt es schon Anpassungen nach oben?

SH: Hierzu müssen wir erst einmal unterscheiden, denn es gibt zwei Arten von Zinsen bei jedem Bausparvertrag: Die Guthabenzinsen während der Ansparphase und die Darlehenszinsen während der Darlehensphase. Die ersten beiden Bausparkassen haben beide Zinssätze tatsächlich bereits zum 1. Januar 2023 nach oben hin angepasst. Das Niveau der Darlehenszinsen beider Bausparkassen bewegt sich nun in der Spanne von 2,35 bis 3,85 Prozent – je nach Tarif. Wenn wir uns dazu die Zahlen vom Ende des letzten Jahres vor Augen führen, ist schon eine deutliche Erhöhung festzustellen. Vor Mitte Dezember lagen wir noch bei einem Darlehenszinsniveau von bis zu maximal 2,7 Prozent.  

Und wie sieht es mit der Guthabenverzinsung aus? Lohnt sich die jetzt schon wieder?

SH: In der Tat. Zusammen mit dem gestiegenen Sollzins hat sich – zumindest bei den beiden Bausparkassen, die ihre Konditionen schon angepasst haben – auch der Guthabenzins erhöht. Und das nicht unerheblich, denn wir sprechen von einer Anhebung auf 1 bis 1,6 Prozent. Solche Guthabenzinsen hatten wir zuletzt im Jahr 2014. Das Thema Bausparen bekommt nun also einmal mehr Aufwind.

Woran liegt es denn überhaupt, dass die Zinsen für Bauspardarlehen noch so lange Zeit niedrig bleiben konnten – zumindest im Vergleich zur klassischen Baufinanzierung?

SH: Das hat verschiedene Gründe. Der wohl wesentlichste ist folgender: Bausparkassen benötigen eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz: BaFin), damit sie ihrem Geschäft nachkommen können. Sofern also eine Bausparkasse beschließt, ihre Konditionen anzupassen, muss sie – anders als eine Bank – bei der BaFin einen Antrag auf Konditionsänderung bzw. Tarifanpassung stellen. Je nach Umfang kann diese Prüfung der Bundesanstalt zwischen vier und sechs Monate, bei einer Vollprüfung sogar bis zu zwei Jahren dauern. Hinzu kommt, dass sich Bausparkassen im Gegensatz zu Banken nicht so stark am Kapitalmarkt orientieren müssen, denn ihre Kredite finanzieren sich im Wesentlichen durch die Vertragsguthaben der Kundinnen und Kunden, das so genannte Bausparkollektiv, oder auch durch die Herausgabe von Pfandbriefen. Und: Sie beobachten natürlich auch ganz genau den (Zins-) Markt, seine Veränderungen und das damit einhergehende Verhalten ihrer Wettbewerber.

Kann man schon absehen, wann und um wie viel Prozentpunkte die restlichen Bausparkassen ihre Konditionen anpassen werden?

SH: Nein, das kann niemand, außer die entsprechenden Entscheidungsträgerinnen und -träger. Selbst die Mitarbeitenden der Bausparkassen werden in der Regel erst kurze Zeit vor der Anpassung der Tarife davon in Kenntnis gesetzt. Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass einige weitere Bausparkassen noch im ersten Halbjahr 2023 ihre Zinsen nach oben anpassen werden.

Heißt das also, dass Bausparen jetzt wieder unattraktiv wird?

SH: Keinesfalls. Meiner Meinung nach sollten jeder Hausbesitzer und all diejenigen, die es noch werden wollen, im Besitz eines Bausparvertrages sein. Schließlich ist an einem Eigenheim oder einer Eigentumswohnung immer etwas zu tun: Sei es die in die Jahre gekommene Küche zu ersetzen oder sich eine neue Schlafzimmereinrichtung zuzulegen. Diese Wünsche können durch das Bausparguthaben erfüllt werden. Bausparen eignet sich aber nicht nur, um für solche Fälle Eigenkapital aufzubauen, Kundinnen und Kunden können sich damit auch für einen langen Zeitraum günstige Darlehenszinssätze sichern. Darüber hinaus gibt es für den Abschluss eines Bausparvertrages und für das Bauspardarlehen keine Altersgrenze und das Darlehen kann meist ohne grundbuchliche Absicherung genutzt werden. So können selbst Mieterinnen und Mieter quasi ein Blankodarlehen zu einer – wieder – guten Verzinsung erhalten.

Was rätst du Interessenten? Was muss jetzt in puncto Bausparvertrag beachtet werden?

SH: Ganz wichtig ist nach wie vor ein umfassender Vergleich der einzelnen Angebote. Dabei kommt es ganz besonders darauf an, welcher Zweck mit dem Bausparvertrag verfolgt wird – Modernisierung, Hauskauf, Geldanlage – und wann das Geld zur Verfügung gestellt werden soll. Die 17 Bausparkassen, die es in Deutschland gibt, bieten alles in allem mehr als 200 Tarifvarianten an. Hier kann man als Privatperson schnell den Überblick verlieren – eine gute Beratung durch ungebundene Spezialistinnen und Spezialisten kann hier sehr hilfreich sein.


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