Bauernhaus renovieren: Erfahrungsbericht

Bauernhaus sanieren: ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene

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Fernsehsendungen, bei denen aus Bruchbuden Traumhäuser werden, begeistern unsere Redakteurin Anne. Aber wie sieht die Realität aus, wenn kein TV-Team mit Bautrupp anrückt? Michael Bauch und seine Frau Jeanette Rouvel haben ein altes Bauernhaus saniert und geben hier ihre besten Tipps für Nachahmer preis.

Ob Reportagen über „Gutshausretter“ oder die amerikanische Renovierungsserie „Fixer Upper“ – ich liebe diese Sendungen, in denen aus Bruchbuden Traumhäuser werden. Ich sehe mich dann mit hochgekrempelten Ärmeln mein eigenes Bauernhaus sanieren. Aber wie sieht es im wahren Leben aus, wenn man ohne Fernseh-Bautrupp auskommen muss? Ich habe den Realitätscheck gemacht und Michael Bauch nach den Erfahrungen befragt, die er und seine Frau Jeanette Rouvel von www.selbstwerker.de mit der Sanierung eines Resthofs gemacht haben.

Zeit und Ort müssen beim Sanieren eines Bauernhauses stimmen

Seine erste Reaktion als ich Michael Bauch auf die Hofsanierung anspreche: „Ich glaube, ich würde das nicht nochmal machen!“ Klingt ernüchternd – ich hatte mit rosaroten Renovierungsbegeisterungsstürmen gerechnet. Aber wie meistens im Leben ist es weder rosarot noch schwarz-weiß, denn Michael Bauch erklärt:

„Es ist nicht so, dass ich von so einem Projekt grundsätzlich abraten würde – im Gegenteil: Ich bin immer noch superglücklich, wenn ich nach Hause komme. Aber der Zeitpunkt und das Objekt müssen einfach stimmen.“

Und das war so als seine Frau und er 2011 den Hof gekauft haben: Die passende Immobilie und Elternzeit machten das Sanierungsprojekt möglich.

Bauernhaus sanieren: Es war Liebe auf den zweiten Blick

Der Auslöser: Die Ahrensburger Wohnung wurde mit Nachwuchs zu klein – ein Haus und Grundstück mit viel Platz für Kinder war der Wunsch.

„Die kleinen ‚Handtuchgrundstücke‘ in Neubaugebieten waren nichts für uns“, erklärt Michael Bauch.

Also ging die Suche nach einem mindestens 1.200 qm großen Grundstück los: surfend durch viele Immobilienportale im Internet und fahrend mit dem Auto durch noch mehr Ortschaften in der Umgebung. Dabei entstand so langsam die Idee, ein altes Haus zu sanieren, und sie stießen online auf einen Resthof: „Schön, aber zu weit weg“, lautete zunächst die Einschätzung und der Hof wurde verworfen. Aber: Bekanntlich trifft man sich immer zweimal im Leben und das scheint auch für Immobilien zu gelten. „Bei einer Fahrt über das Land entdeckten wir das alte Bauernhaus wieder. Und der Kaufpreis war drastisch reduziert wegen eines Verkäuferwechsels“, erinnert sich Michael Bauch. Die Liebe auf den zweiten Blick entflammte und der Kaufvertrag wurde unterschrieben.

Haushohe Motivation: Bauernhaus sanieren mit links!

Es folgte eine Bestandsaufnahme, die ergab:

  • zwei Gebäude – Bauernhaus und Schweinestall mit etwa 400 qm Wohnfläche (Alter rund 110 Jahre); Zustand – auf den ersten Blick: quasi einzugsbereit, Zustand – auf den zweiten Blick: es gibt noch viel zu tun
  • eine Hauskäufer-Familie mit Vater, Mutter und einem Kind (Alter 1 Jahr); Zustand: hoch motiviert

Die Familie stürzte sich mit viel Begeisterung und Elan ins Sanieren des Bauernhauses. Sie nutzten die Elternzeit und arbeiteten buchstäblich rund um die Uhr am Resthof:

„Wir haben bis Mitternacht gewerkelt und auf der Baustelle übernachtet. Am frühen Morgen ging es dann wieder weiter“, beschreibt Michael Bauch die Renovierungszeit.

Und das haben sie dabei u. a. gemacht:

  • Statik gerechnet
  • Wände eingerissen
  • Dach erneuert
  • Wände gespachtelt
  • Balken geschliffen
  • 350 qm Fußbodenheizung eingebaut
  • Dachboden ausgebaut
  • Kunststofffenster zurückgebaut

„Wir haben versucht, so viel wie möglich selbst zu machen, um Geld zu sparen. Wir haben alles über Eigenkapital finanziert“, erläutert der Hofherr. Sparzwänge kannten wohl auch die Erbauer des Bauernhauses und so gab es auch die eine oder andere Überraschung bei der Sanierung:
„Mal war Beton unter dem Boden und mal Sand. Je nachdem, was man sich beim Bau des Hofs gerade leisten konnte“, weiß Michael Bauch.

Ein Bauernhaus sanieren ist kein Ponyhof!

Puh, das klingt aber doch ziemlich anstrengend für mich. Mal Hand aufs Herz, Herr Bauch, das Leben ist kein Ponyhof und das Sanieren eines Resthofs auch nicht, oder? „Das stimmt. Spätestens als unser zweiter Sohn auf die Welt kam, war Schlafmangel ein Dauerzustand. Es gab Zeiten, wo ich mich einfach leer gefühlt habe – körperlich und geistig. Die Ideen waren dann auch einfach weg“, beschreibt er die Tiefpunkte. Sein Tipp für solche Momente: „Mit Freunden darüber reden für neuen Input. Und sich bei der vielen Baustellenarbeit auch mal eine Auszeit gönnen, um rauszukommen und zu entspannen.“ Auf der anderen Seite habe ihm die Sanierung auch viel Spaß gemacht, betont Michael Bauch:

„Mit Freunden zusammen werkeln, sich Fähigkeiten aneignen, neues Werkzeug ausprobieren – für mich war die Baustelle ein großer Abenteuerspielplatz.“

Unter dem Strich: Die Vorteile einer
Hofsanierung überwiegen

Und wie fällt das Fazit aus? „Sicher wäre es einfacher gewesen, ein Fertighaus zu bestellen, aber für uns überwiegen die Vorteile unseres Sanierungsprojektes“, meint Michael Bauch. Günstiger als ein Neubau und viel Platz sind für ihn die wichtigsten Pluspunkte:

„Unsere Kinder fahren mit Dreirädern durchs Haus, weil es so offen und groß ist. Im Garten können wir Lagerfeuer machen und wir haben einen Hügel für die Kinder aufgeschüttet, der im Sommer eine Wasserrutsche und im Winter ein Rodelhügel ist. Solche Möglichkeiten haben wir nur hier.“

Und diesen besonderen Ort stellen sie auch Gästen zur Verfügung: Das „SelbstWerker Atelier“ in der Diele des Bauernhauses lässt sich für Workshops, Coachings und Seminare mieten. Deckenhöhe dreieinhalb Meter, Holzbalken, Ständerwerk, Parkett aus Eichendielen, helle Glasfront mit Sprossenfenstern, eigener Garten mit großer Holzterrasse: Hierhin würde ich gerne mal meinen Arbeitsplatz verlegen. Das Projekt scheint also doch ein Sanierungs-Happy-End zu haben – mein Herz schlägt jedenfalls höher bei dieser Bauernhaus-Idylle. Ich sollte mich wohl gleich mal zu einem Heimwerker-Kurs anmelden…


Checkliste: 10 Tipps für den Weg zum sanierten Bauernhaus.


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