Weg von Öl und Gas: Welche anderen Heizungsmöglichkeiten gibt es?

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Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist auch hier spürbar. Preise für Öl und Gas sind in den vergangenen Wochen in die Höhe gesprungen. Zuletzt erreichte der Ölpreis den Stand von fast 1 Euro pro Liter. Dass die Preise für Öl oder Gas weltpolitischen Ereignissen ausgesetzt sind, war bereits in der Vergangenheit so und wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Wir zeigen euch deshalb, welche alternativen Heizmöglichkeiten es gibt und wie viel sie kosten.

Heizen mit Öl und Gas ist in Deutschland noch immer weit verbreitet. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz aus dem Jahr 2019 heizen 75 Prozent der deutschen Haushalte mit fossilen Brennstoffen. Doch schon seit ein paar Jahren setzen viele Bundesbürger auf Wärme aus nachhaltigen Quellen. Dieser Trend wird sich auch in Zukunft immer mehr durchsetzen. Die Kosten für Öl und Gas werden nämlich auch ohne geopolitische Konflikte steigen. So erhebt die Bundesregierung seit 2021 eine CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Erdöl. Aktuell zahlen Verbraucher 30 Euro pro Tonne CO2. Der Preis dafür soll aber bis 2025 auf bis zu 55 Euro steigen.

Auch wenn die Heizperiode gerade zu Ende gegangen ist, stellt ihr euch vielleicht jetzt schon die Frage, wie es im nächsten Winter weiter geht. Wie entwickeln sich die Preise? Sind die Gasspeicher ausreichend gefüllt? Und werdet ihr noch an Gas oder Öl kommen? Wer sich also jetzt nach Alternativen umschauen möchte, macht sich nicht nur unabhängig von Lieferengpässen, sondern kann auch Heizkosten sparen. Wir zeigen euch, welche krisensicheren Heizmöglichkeiten es gibt und erklären, für wen sie sich am besten eignen.

Heizen mit Holz

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und ein hochleistungsfähiger Brennstoff. Ob als Pellets, Holzscheite oder Holzschnitzel. Zusätzlich ist Holz in Deutschland in großen Mengen vorhanden. Ihr seid somit nicht von Importen aus fernen Ländern abhängig, sondern könnt Brennholz direkt im Baumarkt, einem Sägewerk oder dem nächsten Wald besorgen. Zudem strahlt ein Holzofen einen gewissen Charme aus und steigert das Lebensgefühl in einer Wohnung.

Der Nachteil ist, dass ihr Holz immer wieder nachlegen müsst, um eine konstante Raumtemperatur zu haben. Zudem braucht ihr Platz, um den Brennstoff zu lagern.

Alternativ eignet sich eine Pelletheizung. Pellets sind klein gepresste Holzstückchen und lassen sich automatisch in den Verbrennungsofen nachfüllen. So erspart ihr euch das Nachlegen von Holzscheiten. Einen Lagerraum braucht ihr aber auch bei Pellets.

Für wen ist es geeignet: Wer über viel Lagerfläche verfügt, kann über eine Holzheizung nachdenken. Wer zudem in der Nähe eines Waldstückes wohnt, kann sich mit einer Genehmigung das Holz sogar selbst von dort holen.

Heizen mit einer Erdwärmepumpe

Eine Erdwärmepumpe nutze die Wärme aus der Erde, Luft oder Wasser zum Heizen. Dabei entzieht die Wärmepumpe der Umgebung Wärme, steigert diese über einen Kondensator auf ein höheres Niveau und gibt die Wärme dann an den Heizkreislauf in der Wohnung ab. Die Umgebungswärme lässt sich das ganze Jahr über nutzen und ist kostenlos. Kosten entstehen lediglich durch die Wartung und dem Stromverbrauch der Wärmepumpe.

Der Nachteil ist, dass Wärmepumpen in der Anschaffung rund 30.000 Euro kosten können. Durch staatliche Förderungen lassen sich die Kosten aber um bis zu 45 Prozent senken. Zudem sind bei Erdwärmepumpen umfangreiche Bauarbeiten notwendig. Je nach Typ der Erdwärmepumpe verteilt sich das Leitungssystem weitläufig nahe der Erdoberfläche oder wird über eine Sonde bis zu 100 Meter in den Boden gebohrt. Alternativ eignet sich eine Luftwärmepumpe. Diese lässt sich auch bei wenig Platz installieren, ist aber nicht so effizient wie eine Erdwärmepumpe und braucht deshalb mehr Strom.

Am besten kombiniert man eine Wärmepumpe mit einer Fußbodenheizung. Denn die Vorlauftemperatur ist bei einer Wärmepumpe niedriger als bei einer Gasheizung. Wegen der großflächigen Wärmeverteilung reicht bei einer Fußbodenheizung bereits eine niedrige Vorlauftemperatur aus, um die gewünschte Heiztemperatur zu erreichen

Für wen ist es geeignet: Wer einen Neubau plant, kann bereits während der Bauarbeiten die Tiefbauarbeiten für eine Erdwärmepumpe erledigen. Wer hingegen weniger Platz hat, kann eine Luftwärmepumpe nutzen. Voraussetzung ist aber in beiden Fällen, dass sich die Wärme über eine Fußbodenheizung oder großflächige Heizungen verteilt und das Gebäude gut isoliert ist.

Heizen mit Solarthermie

Wie bei einer Wärmepumpe nutzt ihr bei einer Solaranlage die Umgebungswärme, in diesem Fall die der Sonne. Der große Vorteil ist, dass ihr diese Energieform kostenlos nutzen könnt und somit nur geringe Betriebskosten habt.

Im Gegensatz zu einer Wärmepumpe könnt ihr mit der Solarthermie jedoch nicht das ganze Jahr ausschließlich heizen. Denn vor allem in den Wintermonaten zeigt sich die Sonne nur selten, sodass die Sonnenenergie nicht ausreicht, um euer Heim zu heizen.

Alternativ eignet sich hier eine Kombination aus Gas und Solarthermie. So könnt ihr im Sommer teilweise komplett mit der Sonnenenergie Wärme erzeugen. Im Winter liefert die Gasheizung die zusätzlich benötigte Wärme. Ihr braucht dann zwar weiterhin Gas zum Heizen, aber es ist nicht mehr euer ausschließlicher Wärmelieferant. So reduziert ihr euren Gasbedarf und spart Heizkosten.

Für wen ist es geeignet: In Regionen mit vielen Sonnenstunden und bei Häusern mit ausreichender Fläche auf dem Dach lässt sich Solarthermie effizient einsetzen. Korrekt ausgerichtete Paneele steigern zudem ebenfalls die Effizienz.

Heizen ohne Öl und Gas? Geht!

Heizen ohne fossile Brennstoffe ist bereits heute möglich. Wer sich unabhängig machen will von schwankenden Preisen und Lieferengpässen, findet eine Vielzahl an Alternativen. Denn Energieträger wie Holz, Umgebungswärme oder die Sonne sind das ganze Jahr vorhanden und müssen nicht importiert werden. Möglich sind auch Kombinationen aus mehreren Heizsystemen, wie zum Beispiel einer Solarthermieanlage und einer Gasanlage. So können sich die Schwächen der einzelnen Systeme ausgleichen. Einziger Wermutstropfen sind die hohen Anschaffungskosten. Diese lassen sich zum Teil über staatliche Förderung bezuschussen. Die Anschaffungskosten sind aber weiterhin höher als bei einer Gas- oder Ölheizung. Sparpotenzial gibt es hingegen bei den laufenden Kosten. Denn für die natürlichen Wärmeträger müsst ihr in den meisten Fällen kein Geld ausgeben und senkt so eure Energiekosten.


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