Kamin einbauen

Kamin einbauen – gemütlicher Wohntrend oder Umweltsünde?

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Immer mehr Privatleute – Mieter wie Immobilienbesitzer – lassen sich einen Kamin einbauen. Unsere Gastautorin Henrike Dörr wollte wissen, was dabei zu beachten ist, welche Kosten anfallen und ob beim Kamineinbauen Genehmigungen nötig sind. Vor allem aber beschäftigt sie die Frage, wie es bei diesem Trend um die Umweltverträglichkeit bestellt ist. Immerhin tragen Holzöfen wesentlich zur Feinstaubbelastung bei.

Draußen rüttelt der Wind an den Fensterläden, die Schneeflocken tanzen in der Luft – drinnen aber kuschele ich mich mit einer Tasse Tee in eine Wolldecke und genieße die wohlige Wärme meines Kaminofens. Ich lasse mich einlullen vom behaglichen Licht der Flammen und höre dem Knistern der glühenden Holzscheite zu. Herrlich, oder nicht? So ähnlich sieht mein Traum vom Winter aus, den ich offenbar mit vielen Deutschen teile. Denn immer mehr Menschen lassen sich einen Kaminofen einbauen. Ich wollte genauer wissen, was dabei zu beachten ist, und habe deshalb mit Andreas Kramer gesprochen. Er ist Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater aus Köln und als solcher Experte für Kaminöfen. Der professionelle Glücksbringer kann nicht nur interessante Tipps geben, sondern hat auch sehr unterhaltsam aus dem Nähkästchen geplaudert.

Hausgemacht: Herr Kramer, seit wie vielen Jahren sind Sie denn schon Schornsteinfeger?

Andreas Kramer: Ich habe 1993 mit der Lehre zum Schornsteinfeger begonnen. Ich kann nun also auf über 26 Jahre Erfahrung zurückschauen.

Es gibt eine ganze Reihe von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien, die sich mit dem Brand- und Umweltschutz im Bezug auf Kamine beziehen. Sollten Eigentümer einen Kamin einbauen wollen, so empfiehlt es sich auf jeden Fall, vorher mit dem zuständigen Schornsteinfeger zu sprechen.

Andreas Kramer

Hausgemacht: Da haben Sie sicher schon einiges gesehen. Wie viele Haushalte betreuen Sie denn insgesamt? Und wie groß ist Ihr Einzugsbereich?

Andreas Kramer: Derzeit betreue ich in Köln rund 3.000 Liegenschaften. Dabei liegt mein Haupteinzugsbereich in den Kölner Stadtteilen Porz-Eil, Porz-Urbach und Rath/Heumar.

Hausgemacht: Schornsteinfeger ist ja kein alltäglicher Beruf. Warum haben Sie sich dafür entschieden? Und ist das überhaupt die korrekte Berufsbezeichnung?

Andreas Kramer: Ja, Schornsteinfeger ist korrekt und es ist schön, dass man seit jeher an dieser traditionellen Berufsbezeichnung festgehalten hat. Ich selbst bekam den Beruf bereits in die Wiege gelegt. Mein Vater war auch Schornsteinfeger, sodass ich schon in der Grundschule wusste: „Du wirst Schornsteinfeger“!

Hausgemacht: Werden Sie oft gefragt, ob man Sie anfassend darf? Wegen des Glücks? Und glauben Sie selbst daran?

Andreas Kramer:  Früher, als ich auf dem Land gearbeitet habe, kam es häufiger vor, dass Menschen mich anfassen wollten, um Glück zu haben. Jetzt im städtischen ist das eher weniger. Ich denke aber, dass jeder Mensch etwas Glück gebrauchen kann, und wenn ich als Schornsteinfeger dazu beitrage, ist das doch toll. Selbstverständlich glaube ich auch daran!


Früher, als ich auf dem Land gearbeitet habe, kam es häufiger vor, dass Menschen mich anfassen wollten, um Glück zu haben.

Andreas Kramer

Hausgemacht: Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis beim Ausüben Ihres Jobs?

Andreas Kramer: Es gab und gibt sehr viele schöne Erlebnisse. Das fängt damit an, wenn man die Freiheit auf dem Dach spürt, in die Weite blickt. Von diesem Blickwinkel aus wird vieles nicht nur in der Größe ganz klein. Schön ist es aber auch, wenn man Leben retten kann, indem man eine defekte Feuerstätte ausfindig macht, von der Gefahren für die Betreiber ausgehen. Hier wird einem nahezu täglich klar, welchen wichtigen Job man hat. Und zum Letzten ist es toll, wenn man einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz und der Energieeinsparung leistet, indem man Kunden über potenzielle Emissionseinsparmöglichkeiten informiert.

Hausgemacht: Sie sprechen da ganz wichtige Aspekte an, die zu beachten sind, will man einen Kamin einbauen. Kaminöfen liegen ja voll im Trend und seit einiger Zeit ist das gemütliche Kaminfeuer im Wohnzimmer sehr beliebt. Was ist beim Einbau eines Kamins zu beachten? Kann der überall hingebaut werden oder gibt es da Beschränkungen?

Andreas Kramer: In der Tat gibt es eine ganze Reihe von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien, die sich mit dem Brand- und Umweltschutz im Bezug auf Kamine beziehen. Sollten Eigentümer einen Kamin einbauen wollen, so empfiehlt es sich auf jeden Fall, vorher mit dem zuständigen Schornsteinfeger zu sprechen. Er findet dann sicherlich Lösungen und kann wertvolle Tipps geben.

Hausgemacht: Ich verstehe: Also nicht einfach den Kamin selber einbauen, sondern es ist unbedingt sinnvoll und erforderlich, sich erst beim Schornsteinfeger zu informieren, ob im Haus oder der Wohnung ein Einbau überhaupt möglich ist. Kann ich dann einfach loslegen oder benötige ich irgendwelche Genehmigungen?

Andreas Kramer: Nach der Installation ist prinzipiell eine baurechtliche Abnahme durch den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger nötig. Er prüft dann, ob alle Anforderungen eingehalten sind und das tolle Erlebnis Holzfeuer im eigenen Wohnzimmer ungehindert genossen werden kann. Welcher Schornsteinfeger für welche Liegenschaft genau Verantwortung trägt, kann über die Stadt- oder Kreisbehörde oder die Schornsteinfegerinnung erfragt werden. Oder man besucht alternativ die Schornsteinfegersuche auf www.schornsteinfeger.de im Internet.


Die Preisspanne für Holzöfen ist wie in vielen anderen Bereichen sehr groß. So erhält man einen kleinen Kaminofen im Baumarkt schon für 250 bis 300 Euro, kann sich aber auch einen Kachelofen für 20.000 Euro vor Ort errichten lassen.

Andreas Kramer

Hausgemacht: Wenn ich mir meinen Traum vom prasselnden Holzfeuer erfüllen möchte – welche Kosten kommen denn da auf mich zu? Welche Kosten entstehen beim Einbau? Und wie teuer sind die Geräte selbst? Und der Unterhalt?

Andreas Kramer: Die Preisspanne für Holzöfen ist wie in vielen anderen Bereichen sehr groß. So erhält man einen kleinen Kaminofen im Baumarkt schon für 250 bis 300 Euro, kann sich aber auch einen Kachelofen für 20.000 Euro vor Ort errichten lassen. Interessenten sollten sich vorher darüber klar werden, was sie gerne hätten, und sich von einem Fachmann beraten lassen. Die Wartung, Reinigung und Instandhaltung kann in der Regel selbst erledigt werden. Wenn dafür ein Fachmann beauftragt wird, so fallen meist 50 bis 100 Euro an. Dies ist aber von Ofen zu Ofen verschieden und kann nicht pauschal gesagt werden.

Hausgemacht: Einen Kamin einbauen – das kann also recht erschwinglich sein, wenn man ein günstiges Modell wählt! Das erklärt die Beliebtheit von Kaminöfen sicherlich zum Teil. Manchmal hat man ja Glück und es gibt schon einen Kamin im Haus. Dürfen die grundsätzlich alle benutzt werden oder gibt es da Vorschriften? Anders gefragt: Müssen manche Kamine stillgelegt werden?

Andreas Kramer: Nach der jüngsten Änderung der 1. Bundesimmisionsschutzverordnung wurden Anforderungen an Staub- und Kohlenmonoxidemissionen gestellt, die auch alte Feuerstätten einhalten müssen. Jedoch gibt es hier teils noch Übergangszeiten bis zum 31. Dezember 2024. Wenn die betroffenen Feuerstätten diese Anforderungen dann am Ende ihrer Übergangsfrist nicht einhalten, müssen sie stillgelegt oder eben nachgerüstet werden.

Hausgemacht: Kommt es häufig vor, dass Sie veraltete Kamine vorfinden? Wie reagieren die Besitzer, wenn Sie einen Kamin stilllegen müssen?

Andreas Kramer: Bei der alltäglichen Feuerstättenschau kommt das sogar sehr häufig vor. Begeistert ist natürlich niemand, wenn man ihm mitteilt, dass der Ofen bald raus muss. Aber die Stilllegung ist zumeist über Jahre vorher bereits bekannt. So kann sich jeder Ofenbesitzer frühzeitig mit dem Gedanken auseinandersetzen. Ich rate in jedem Fall, nicht bis zum letzten Tag der Außerbetriebnahme zu warten und sich rechtzeitig mit dem Austausch zu befassen. Unsere Umwelt ist dankbar für einen frühzeitigeren Ofenwechsel.

Hausgemacht: Das ist ein wichtiges Stichwort und auf den Umweltschutz möchte ich gleich noch zu sprechen kommen. Vorher bin ich aber neugierig und möchte wissen: Was war der schlimmste Kamin, der Ihnen bisher untergekommen ist?

Andreas Kramer: Der schlimmste Schornstein ist mir in meiner Ausbildungszeit in Darmstadt begegnet. An ihn waren mehrere Öl-Einzelöfen angeschlossen und ein Ofen war in einer Gastwirtschaft. Ich merkte schon auf dem Dach, dass der Schornstein so verrußt war wie keiner zuvor. Ich machte mich also an die Arbeit und putzte. Als ich nach dem Fegen runterkam, sah ich dann das Malheur. In der ganzen Gastwirtschaft lag der Ruß wie Puderzucker zwei Zentimeter hoch. Die alte Gastwirtin saß am Tisch und sogar auf ihrer Zigarette häufte sich der Ruß. Sie nahm es aber ganz gelassen und sagte: „Da müssen wir wohl jetzt mal sauber machen!“ Mir war das sehr peinlich, aber es war ja leider nicht zu verhindern. Der Ruß kam einfach aus allen Ritzen.

Hausgemacht: Die Geschichte zeigt gut, wie viel Staub sich im Schornstein ablagern kann und wie viel Feinstaub Kaminöfen produzieren können. Jörg Kachelmann hat mit einer ziemlich provokanten Bemerkung darauf aufmerksam gemacht. Er sagte damals, Wohlhabende würden mit ihren Kaminen für die Gemütlichkeit „Reichenfeinstaub“ produzieren und damit die Umwelt belasten. Seitdem sind manche skeptisch geworden, ob sie sich mit einem Kaminofen Feinstaub in die Wohnung holen. Wie schätzen Sie das ein: Ist ein Kaminofen umweltfreundlich oder umweltschädlich? Vielleicht gibt es eine klar umweltfreundliche Variante?

Andreas Kramer: Generell gilt festzuhalten, dass Holz als nachwachsender Brennstoff bei der Verbrennung einen CO2-Kreislauf schließt. Von polemischen Statements wie die von Herrn Kachelmann halte ich nichts, da Holz als umweltfreundlicher Brennstoff zu bewerten ist. Vorausgesetzt ist natürlich der richtige Betrieb. Hierzu gehört neben trockenem, abgelagertem Holz auch eine vernünftige Feuerstätte dazu und ein Betreiber, der den Ofen korrekt bedient.

Hausgemacht: Zum Thema Kaminofen, Feinstaub: Sind Holzkamine gesundheitsschädlich? Immerhin habe ich ein offenes Feuer im Wohnzimmer. Belastet das die Atemwege oder besteht da kein Problem?

Andreas Kramer: Dass hohe Feinstaubwerte nicht gesundheitsfördernd sind, dürfte jedem bekannt sein. Gerade deshalb hat der Gesetzgeber zum Beispiel für Kaminöfen einen Staubgrenzwert von 0,04 g/m³ festgelegt. Es gibt also Feinstaubgrenzwerte für Kaminöfen. Um diese einzuhalten, gibt es diverse Staubfilter auf dem Markt, die man im Schornstein oder dem Abgasrohr installieren lassen kann, um die Staubemissionen auf ein Minimum zu reduzieren.

Hausgemacht: Ich muss als Umweltschützerin also nicht zwangsläufig auf den Kamin verzichten, sondern kann nachrüsten. Bedenken sind dennoch angebracht. Zum Beispiel kann die deutsche Holzwirtschaft die hohe Nachfrage nach Feuerholz nicht befriedigen. Häufig wird deshalb Holz aus anderen Ländern importiert. Da ist dann unklar, wie nachhaltig dieses Holz angebaut wurde. Falls ich mich deshalb und wegen des Feinstaubs also gegen einen Holzkamin entscheide, aber trotzdem nicht auf das gemütliche Feuer verzichten möchte – welche Alternativen habe ich?

Andreas Kramer: Eine Möglichkeit wäre es, einen Heizkamin mit Gas zu befeuern. Dieser gibt ebenfalls wohlige Strahlungswärme ab und man sieht die Flamme sich um künstliche Holzscheite schlängeln. Somit ist das Ambiente gewahrt und man bekommt keine Rückenschmerzen vom Holztragen.

Hausgemacht: Das klingt gut! Welche Trends beim Thema Kamineinbauen fallen Ihnen in Ihrer täglichen Praxis sonst noch auf?

Andreas Kramer: Mal abgesehen von den verschiedensten Modellen, die sich in erster Linie am Geschmack des Betreibers orientieren, fällt mir auf, dass die Verbrennung immer besser wird. Hier hat sich wirklich auf Druck des Gesetzgebers viel getan.

Hausgemacht: Das sind gute Nachrichten im Hinblick auf Feinstaub und Umweltverträglichkeit. Wie sieht es denn in Ihrem Wohnzimmer aus? Haben Sie einen Kamin?

Andreas Kramer: Als Schornsteinfeger ist es nahezu eine Pflicht, einen Holzofen zu haben. Ich besitze einen Kaminofen mit Speckstein, da dieser sehr lange die Wärme speichert. Es ist schön, wenn man den Kaminofen abends ausgehen lässt, und hat am nächsten Morgen noch einen warmen Stein, der Wärme abstrahlt.

Hausgemacht: Das lädt zum Nachahmen ein! Ganz modern ist ja das sogenannte Smart Living, also der Wohnraum, in dem die Technik über eine App gesteuert werden kann. Wir kennen das aus der Werbung: Noch vom Taxi aus schaltet die Frau auf dem Handy die Heizung zu Hause an. Geht das auch mit Kaminen?

Andreas Kramer: Ja, da benötigt man aber eher eine Holzpelletfeuerstätte, da die automatisch geregelt werden kann. Mit Holzscheiten ist das nicht möglich, und genau das finde ich am schönsten. Es muss nicht alles digital funktionieren. Ein analoger und romantischer Abend vor dem Kaminofen hat doch auch was, oder nicht?

Hausgemacht: Da stimme ich voll und ganz zu. Vielleicht wird es ja also noch etwas mit meinem Traum vom Winter vorm Kaminofen. Vielen Dank für das Gespräch!


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